Vogelgezwitscher, hupende Autos, Schlagzeug und Disco-Beats – Robeat ist der Meister der Geräusche. Dazu braucht er kein Instrument, sondern nur seinen Mund.

Esslingen - Robeat alias Robert Wolf verdient sein Geld damit, Geräusche zu imitieren – Vogelgezwitscher, hupende Autos, Schlagzeug-Getrommel und Techno-Beats. Der 28-jährige Beatboxer aus Esslingen nutzt dafür seine Lippen, seine Zunge, seinen Hals und seine Wangen. Was dabei herauskommt, ist für die meisten Zuhörer schwer nachvollziehbar. Während der Künstler mit dem Hals akustisch eine große Trommel nachmacht, zieht er gleichzeitig mit dem Mund Spucke nach oben und erzeugt so eine perfekte Discoatmosphäre.

Das Beatboxen brachte sich Wolf mit 14 Jahren selbst bei und übte dann regelmäßig mit Freunden. Sein Cousin rappte dazu. Tatsächlich entstand so in den 80er-Jahren in den USA Beatboxen als fünftes Element des Hip-Hops – neben DJing, Graffiti, Breakdance und Rap. Oft fehlte es den Jugendlichen an Geld für Instrumente, doch auf die Musikbegleitung zu verzichten war keine Alternative und so kreierten sie die Beats zu ihren Raps einfach selbst. In den 90er– Jahren kam der Trend nach Deutschland und auch hier bildete sich eine große Anhängerschaft.

Platz drei beim „RTL Supertalent“

Robeat schaffte es mit dem Beatboxen 2007 auf den dritten Platz beim RTL „Supertalent“. Spätestens seitdem ist der Esslinger auch außerhalb der Szene bekannt und spielt nicht nur in Deutschland, sondern ist auch im Ausland unterwegs. „Die Bühne fühlt sich inzwischen an wie mein Wohnzimmer“, lacht Wolf.

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Trotz der rund 200 Auftritte im Jahr wirkt er auf der Bühne tiefenentspannt. Wolf probiert viel aus und tritt nicht nur als Solokünstler auf, sondern auch mit anderen Musikern - die oft nichts mit Hip-Hop zu tun haben. Ein besonders prägendes Konzert war für ihn 2007 in der Messehalle in Stuttgart bei dem er vor 13 000 Leuten performte. Ein beruflicher Traum des Künstlers ist es, einen Beatboxweltrekord aufzustellen: „In einem vollen Fußballstadion gemeinsam mit 90 000 Leuten beatboxen, wäre schon geil!“

Trotz seines Erfolgs und diesem großen Traum will Wolf sich nicht nur auf die Musik konzentrieren: „Ich möchte in Zukunft weniger Auftritte machen und weniger reisen, um mehr Zeit für meine kreativen Projekte, meine Familie und meine Freunde zu haben.“ Sein Ausgleich zum Beatboxen ist das Malen. Zu jedem Bild gibt es eine Geschichte, die er erzählt, während er die Seiten seines Zeichenblocks langsam umblättert. Auf einem Bild hat er eine zusammen gekauerte, verzweifelte Person in schwarz-weiß gezeichnet: „Da hatte ich Stress – ich versuche mit Kunst meine Gefühle auszudrücken. Das ist wie Meditation.“

„Der Rest ist Marketing“

Emotionen sind dem Künstler auch beim Beatboxen wichtig: „Bei vielen Musikern geht es nicht mehr um Gefühle, sondern die Musik ist Mittel zum Zweck. Es geht nicht darum, was den Leuten in den Kopf gesetzt wird, sondern dass die Musik in ihren Köpfen landet. Die Technik und das Talent machen nur 20 Prozent aus. Der Rest ist Marketing.“ Robeat kritisiert die aktuelle Musikbranche und wirft ihr vor, dass es nur ums Geld geht.

Dass er einmal vom Beatboxen leben würde, hätte Wolf nie gedacht. Aus seinem ehemaligen Hobby ist eine Berufung geworden, so der Künstler. Diesen Traum dürfen nicht viele leben, sagt Robeat: „Ich kann an meinen zehn Fingern abzählen, wer wirklich aktiv dabei ist.“ Auch wenn die Künstler sich auf der Bühne anfeinden, hinter den Kulissen sind sie eine Familie – egal welche Sprache sie sprechen oder woher sie kommen.

Konzert: Am 8. Juli, um 19 Uhr veranstaltet Robeat im Renitenztheater in Stuttgart den „Robeat Award“ bei dem Nachwuchsbeatboxer gegeneinander antreten.

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