Geht voll in sei nen verschiedenen Musikprojekten auf: Der Künstler Harry Delgas. Foto: Ines Rudel

Der Kirchheimer Musiker Harry Delgas sorgt in Stuttgart mit elektronischen Klängen bei seinen Partyreihen im Theater Rampe und den Wagenhallen für Aufsehen. 2017 will er sein erstes Album herausbringen.

Kirchheim/Teck, Stuttgart - Mit den Bands Bewegung tut gut, Holzfellas und Shiz und Delgado hat sich Harry Delgas als junger Musiker in Kirchheim/Teck und Umgebung Aufmerksamkeit erspielt. Seit seinem Studium vor sechs Jahren lebt der mittlerweile 28-Jährige in Stuttgart. Von der Jazz- und HipHop-lastigen Musik aus seiner Heimatstadt ist lediglich die Combo Bewegung tut gut geblieben, mit der er hin und wieder auftritt. In Stuttgart hat er sich musikalisch in eine andere Richtung entwickelt und sorgt hier mit elektronischen Soloprojekten und Reihen wie S.I.C.K. im Theater Rampeund den Trauerweidesessions an den Wagenhallen für Partys mit sphärischen bis wummernden Klängen. Im Mai organisiert er sogar ein Mini-Festival.

2016 hat Delgas unter seinem Namen eine EP mit vier Liedern aus den Bereichen Ambient und Elektro herausgebracht.

Ein Beispiel daraus gibt’s hier:

Derzeit macht er vor allem unter seinem Pseudonym HA$I computergenerierte Musik, die sich durch seine stark verfremdete Stimme auszeichnet. „Ich würde mich trotz des elektronischen Sounds auf der Popseite sehen“, ordnet sich Delgas selbst ein. Und geht noch einen Schritt weiter: „HA$I ist für mich ein Theoriekonstrukt, das soll man der Musik anhören, so ähnlich wie etwa bei Daft Punk und Kraftwerk. Ich spiele bewusst mit Stilen und übertreibe gezielt. Die Figur steht vor dem Künstler. “

Delgas produziert auch andere Musiker

Inspiriert zu HA$I hätten ihn neben Daft Punk auch die Musiker Frank Ocean und James Blake. So unterschiedlich ihre Stile auch sein mögen, Delgas bedient sich daran und mixt etwas eigenes – das er als Post-R’n’B bezeichnet. Sein wichtigstes Utensil dabei ist ein Auto-Tune-Gerät, das die Tonhöhe automatisch korrigiert. „Ich finde gerade die unmenschlich wirkenden Effekte in dieser Art von Musik spannend und mag es, damit an die Grenzen zu gehen. Ich finde es toll, mit rein digitalem Material zu arbeiten, das hat eine eigene Ästhetik“, sagt Delgas. Das Spiel mit dem Digitalen, der Technik und vor allem mit Begriffen aus der Netzwelt geht bei ihm soweit, dass er per Google-Translate Texte übersetzen lassen will und Versatzstücke daraus wiederum als Texte für seine Musik nutzen will – ob sie sinnvoll sind oder nicht. „Ich mag diese Fragen nach Identität und Ursprung und das Spiel mit der Ambivalenz“, sagt er. „Für mich ist der Computer mein Instrument. Ich finde es schade, dass es bislang nicht wirklich anerkannt ist, dass man auch per Computer gute Musik machen kann und dass es dafür kaum Ausbildungen gibt.“

Videos von seiner Musik als HA$I postet Delgas gerne mal auf Facebook: Etwa dieses:

Von seiner eigenen Ausbildung an der Merz Akademie in Sachen Gestaltung, Kunst und Medien hat er sich zunächst im Bereich Video selbstständig gemacht. Mittlerweile setzt er jedoch ganz auf Musik und produziert neben seinen eigenen Projekten auch andere Künstler – etwa das Album der Stuttgarter Band Der Kvnstler. (Hier geht’s zur Facebook-Seite von Der Kvnstler)

Mehr Stuttgarter Projekte in der Pipeline

Doch wie kam es vor ein paar Jahren zu dem Sprung von der funky HipHop und Jazz-Ecke in die elektronische Richtung ? „Ich habe schon sehr früh Beats gemacht und Musik gesampelt. Das Texte schreiben, war nie mein Ding. Mit Bewegung tut gut trete ich immer noch auf. Wir haben eine Handvoll Songs, die wir immer wieder neu interpretieren. Dabei ist alles improvisiert, das schätze ich sehr“, so der Musiker. „Ich habe mich allerdings in der klassischen Konzertsituation in der Rolle als Sänger und quasi Animationsclown nie richtig wohl gefühlt“, so Delgas. Als Elektro-Künstler sei es ein anderes Gefühl, auf der Bühne zu stehen. Und da scheint er sich wohler zu fühlen. Delgas will noch 2017 ein HA$I-Album herausbringen. „Das soll professionell mit einem Label passieren“, sagt er. Dann stehen auch schon weitere Projekte an: Theatermusik für eine Perfomance-Gruppe machen, außerdem will er Musik von Stuttgarter Bands remixen.

Termine und Festival: Im Mai kann man Harry Delgas mehrfach live sehen: Am 6. Mai bei der Trauerweide Session an den Wagenhallen, Innerer Nordbahnhof 2, Stuttgart.

Am 26. und 27. Mai findet das S.I.C.K. und E.P.I.C – Festival im Theater Rampe, Filderstraße 47, Stuttgart statt.

Weitere Termine gibt’s auf den Facebook-Seiten: https://www.facebook.com/hasilovesmusic/ und https://www.facebook.com/harrydelgasmusic