Das Orchester des JudoTeams Steinheim ist einmalig: Der Judoverband hat die Nachwuchsmusiker daher auch schon auf Jahre für die Meisterschaft verpflichtet. Foto: KS-Images.de /

Die jungen Steinheimer Judoka sind auch musikalisch begabt. Sie bewegen sich nicht nur im Training zur Musik, sondern haben sogar ein eigenes Orchester – die „Steppi Tunes“.

Steinheim - Dass das Steinheimer Judo Team bis zur Weltmeisterschaft einige sportliche Erfolge aufzuweisen hat, ist weithin bekannt. Wer aber hätte gedacht, dass bei den Zehn- bis 15-Jährigen auch eine ganze Menge musikalische Talente dabei sind? „Ich habe nur mal gefragt, ob jemand bei den Deutschen Pokalmeisterschaften in Kirchberg eine Fanfare mit der Trompete spielen kann“, berichtet Trainerin Trixi Kästle. „Und es stellte sich heraus, dass fast jeder ein Instrument spielt.“ Im Schulorchester oder im Musikverein haben die jungen Sportler ihre Erfahrung gesammelt, die sie jetzt in der seit drei Jahren zusammengewachsenen Jugendmannschaft einbringen.

Unter der Leitung der „musik-affinen Judo-Mutter“ Daniela Kunkel war schnell ein Orchester zusammengestellt: Geigen, ein Cello, Trompeten, Saxofon, Klarinetten, sogar Horn, Tuba und Eufonium. Ein bunt gestimmter Haufen spielt am Samstagnachmittag zur Eröffnung der Deutschen Einzelmeisterschaft 2020 in Stuttgart die Nationalhymne.

Judo, das heißt „der sanfte Weg“, hat viel mit Rhythmusgefühl zu tun. Die 15 Jungs und Mädchen bewegen sich im Training zur Musik. Die kraftvollen Schwünge, Flugrollen und Überwürfe ergeben eine spannende Choreografie. Selbst die Angriffe werden taktvoll angegangen: Schließlich soll sich der Partner, der auf die Matte knallt, bei den Übungen nicht verletzen. Denn auch Fallen will gelernt sein. Vaca gibt mit kehligen Rufen die Kommandos für die Formation. Kopfstand, Handstandüberschlag und sogar das Laufen auf den Händen gelingt den jungen Sportlern mühelos. Wenn ein Wurf mit einem Rad abgefangen wird, sieht das elegant aus. „Gut, sehr gut“, lobt Trixi Kästle, weist aber zugleich auch auf kleine Fehler hin.

Die Elemente der Choreografie stammen aus dem Training. In der Zusammenstellung ergeben die einzelnen Übungen eine Abfolge von Bewegungen, die beinahe an einen Tanz erinnern. Nach dem Training ziehen sich die Judoka schnell um, es wurde aber auch schon im weißen Anzug musiziert.

Die „Steppi Tunes“ haben ein eigenes Logo, unter anderem auch, damit es keine Verwechslungen gibt mit „Steppi-Tones“, dem Vororchester des Musikvereins Steinheim. Nach dem Kampf folgt der Griff zum Instrument. Philipp spielt Cello, sein Bruder Jacob Geige wie noch einige andere. Piet bedient das Horn in F, das andere Noten braucht als die in C oder B gestimmten Musikgeräte. Valentin spielt das Tenorhorn, Yann-Luca, der unter seinem Zweitnamen Vaca schon die Judo-Formation angeleitet hat, gibt mit der großen Tuba die tiefen Töne vor.

Der erste Versuch – wie sollte es bei einer Generalprobe auch anders sein – gerät noch etwas durcheinander. „Stopp!“, ruft Daniela Kunkel. „Hat auch jeder die Nationalhymne da liegen?“ Die Noten werden noch mal überprüft, beim zweiten Mal klingt das Zusammenspiel schon sehr feierlich. Mit viel Elan legt das Judo-Orchester los. Die einzelnen Stimmen spielen dabei jeweils ihren Part.

Die Hörner glänzen, die vier Geigen sind in der Melodiestimme präsent, die Trompeten, Saxofon und Klarinette setzen Akzente. „Das klingt schon sehr viel besser als letztes Jahr“, lobt Trixi Kästle. Manchmal ist auch ein mehrstimmiges Stück etwas, durch das man sich „kämpfen“ muss, bis alle Stimmen und Noten passen. „Der Auftakt zum Hauptthema sitzt noch nicht richtig“, meint die Dirigentin, oder zu den Geigen: „Einigt euch da auf einen Ton!“ Doch der Erfolg beim Üben stellt sich wie im Training ein: Am Ende der Probe klingt das wunderschöne „Can you feel the love tonight“ aus „König der Löwen“ wie aus einem Guss.

Trixi Kästle ist mächtig stolz auf ihre musikalischen Judoka. „Die Trainerkollegen sagen, das ist einmalig, das haben sie noch nie erlebt.“ Das Judo-Orchester ist bei der Eröffnung vergangenes Jahr derart gut angekommen, dass der Judo-Verband die Steinheimer „Steppi Tunes“ gleich für die nächsten fünf Jahre zur Eröffnung der Deutschen Meisterschaft gebucht hat.