Die Veranstalter setzen auf viele kleine Bühnen. Foto: Maira Schmidt

Gastro-Stände, Musik-Auftritte und offene Geschäfte haben am Sonntag viele Besucher in die Innenstadt von Bad Cannstatt gelockt. Die Initiatoren sind mit der Veranstaltung Musik und Wein mehr als zufrieden.

Bad Cannstatt - Am Sonntagnachmittag ist die Altstadt rappelvoll. Der Marktplatz hat sich in eine riesige Freilichtbühne verwandelt, in der ganzen Cannstatter Innenstadt spielen Bands und Solo-Künstler. Von Punk bis Volksmusik gibt es fast jeden Musikstil zu hören. „Wir sind super zufrieden“, zieht Dirk Strohm vom Verein Die Altstadt Bad Cannstatt, der die Veranstaltung Musik und Wein gemeinsam mit Cool-Tours Stattreisen-Stuttgart auf die Beine stellt, am späten Nachmittag Bilanz.

Seit sieben Jahren gibt es die Veranstaltung, allerdings hat sich das Konzept in jüngster Zeit ein wenig verändert: „Wir setzen auf kleinere Bühnen und dafür mehr“, sagt Strohm. So würde sich das Publikum über die gesamte Altstadt verteilen und an den einzelnen Plätzen eine „heimelige Atmosphäre“ entstehen.

Einkaufen ist unter der Woche eine Pflichtveranstaltung

Doch es sind nicht nur die Gastro-Stände und Musik-Auftritte, die die Menschen ins Freie locken. Auch das schöne Frühlingswetter ist hierfür nicht allein verantwortlich. Viele Besucher nutzen die Gelegenheit, um ausnahmsweise an einem Sonntag durch die Geschäfte zu bummeln. Es ist ein Phänomen, das man regelmäßig beobachten kann. Die Möglichkeit, an einem Sonntag einkaufen zu gehen, scheint die Shoppinghungrigen geradezu magnetisch anzuziehen.

Die Bremer Markenagentur Red Pepper, die sich auf neurowissenschaftliche Markenverankerung spezialisiert hat, hat sich mit diesem Phänomen auseinandergesetzt. Während das Einkaufen unter der Woche meist eine Pflichtveranstaltung sei, habe ein verkaufsoffener Sonntag Erlebnischarakter, erklärt die Mitarbeiterin Sabrina Lehmann. Denn an einem Sonntag shoppen zu können, sei eine besondere Gelegenheit. „Die wenigsten gehen Dienstagabend entspannt einkaufen“, sagt sie. Stressfreies Einkaufen gebe es für die meisten maximal am Samstag, doch auch da habe man oft noch viele andere Dinge zu erledigen. Der Sonntag gelte hingegen als ein Tag, „an dem man sich etwas gönnt“, den man mit der Familie verbringt und etwas Schönes unternimmt.

Ohne eine Veranstaltung funktioniere der Sonntag nicht

Für Dirk Strohm ist dieses Phänomen allerdings alles andere als ein Selbstläufer. Drei verkaufsoffene Sonntage gebe es in Bad Cannstatt jedes Jahr, beim Volksfestumzug, beim Martinimarkt und bei Musik und Wein. Strohm ist sich sicher: „Der Sonntag läuft nur mit Aktion.“ Den Laden einfach am siebten Tag der Woche aufzuschließen, das bringe nichts. Dem kann Michael Baur, Inhaber eines Fachgeschäfts für Optik, Uhren und Schmuck an der Marktstraße, nur zustimmen. Ohne eine Veranstaltung funktioniere der verkaufsoffene Sonntag nicht. Außerdem sei das Wetter extrem wichtig. Gerade in seiner Branche gehe es an einem solchen Tag allerdings weniger darum, besonders viel zu verkaufen. Die Leute sollen stattdessen „einfach mal reinschauen“, gucken, was es im Laden zu kaufen gibt und vielleicht später wiederkommen.

Ihr Geschäft durch die Aktion noch bekannter zu machen, darauf hofft auch Marina Frickel. Seit drei Jahren betreibt sie eine Mode-Boutique an der Brunnenstraße. Da das Geschäft nicht an der Marktstraße liege, sei es deutlich schwieriger, die Kundschaft darauf aufmerksam zu machen. Auch deshalb freut sich Marina Frickel, dass sich die Veranstaltung Musik und Wein nun über die gesamte Cannstatter Innenstadt verteilt und auch vor ihrem Geschäft eine Bühne aufgebaut ist. Die Boutique-Inhaberin lässt sich aber auch jedes Jahr selbst einiges einfallen und stellt gemeinsam mit anderen Geschäftsleuten eine Modenschau auf die Beine. Laut Dirk Strohm sind unter den Besuchern von Musik und Wein längst nicht nur Cannstatter, sondern auch viele Menschen aus dem Umland. Ziel sei es, diesen Leuten zu zeigen, was Bad Cannstatt zu bieten habe und darauf zu hoffen, dass sie den Bezirk in Zukunft nicht mehr nur als Durchgangsstrecke wahrnehmen, sondern anhalten und hier einkaufen.