Der 15-jährige Jonas Bayh spielt die Gitarre unglaublich präzise. Foto: Martin Bernklau

Drei junge Musiker haben die Zuhörer in der Himmelfahrtskirche beeindruckt.

Stuttgart-Birkach - Das ist immer ein Fest, wenn im Saal der Schönberger Himmelfahrtskirche die Hochbegabten der Stuttgarter Musikschule auftreten. Und es ist immer etwas Neues. Am Donnerstagabend gab es ganz klassisch Klavier und Cello für die Zuhörer, aber auch Gitarre und am Ende sogar die ganz eigenartige Kombination des Zupfinstruments mit dem Cello.

Wenn Elisabeth Hermelink in die Tasten des Flügels greift, kann der überfüllte Saal schnell mal zu klein werden für solch einen wuchtigen Klang. Eine unglaubliche Kraft steckt da dahinter, nicht nur im Anschlag. Sie kann aber auch anders, zart, filigran und verträumt. Stets ist das den Stücken angemessen, ob bei Mozarts Sonate in F-Dur, dem „Gnomenreigen“ von Franz Liszt oder der klanglich und harmonisch so vielschichtigen Sonatine, die Maurice Ravel zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts geschrieben hat. Die technische Perfektion der 13-jährigen Schülerin von Nella Jussow mag ungläubige Bewunderung hervorrufen, eigentlich noch erstaunlicher ist aber die musikalische Reife von Elisabeth Hermelink, die in New York, London und München aufgewachsen ist, bevor sie vor fünf Jahren nach Stuttgart kam.

Alle drei bekamen jubelnden Applaus

Der in Stuttgart geborene Cellist Sebastian Fritsch hat ähnlich viele Preise abgeräumt, seit er 2007 Schüler von Lisa Neßling wurde. Inzwischen spielt der 16-jährige Vor-Student auch schon als Solist mit renommierten Orchestern und zeigt über seine technische Meisterschaft hinaus auf dem kleinen Schönberger Podium das, was man Bühnenpräsenz nennt. Er tat das mit einer ungemein genau ausgearbeiteten und klangstarken Interpretation von Joseph Haydns Cellokonzert in C-Dur.

Dazwischen trat der vielleicht etwas schüchterner wirkende 15-jährige Jonas Bayh auf. Zum sowieso etwas zurückhaltenderen Klang der Gitarre passte das auch, auf der er das furiose „Fuoco“ aus Roland Dyens’ „Libra Sonatine“ und die „Valse No. 4“ des paraguayischen Komponisten Augustin Barrios Mangoré spielte, unglaublich behände und präzise sowohl mit den zupfenden als auch mit den Fingern der Griffhand. Dass der Schüler von Andrea Klingler-Klapec seit vielen Jahren Kompositionsunterricht nimmt und auch ein herausragender Pianist ist, hat gewiss keinen geringen Einfluss auf das Strukturverständnis und die Reife, die bei seinen Interpretationen so eindrucksvoll herauszuhören war.

Natürlich bekamen alle drei jubelnden Applaus. Das bescherte dem Publikum noch eine ganz besondere Zugabe, bei der sich das extrovertierte Temperament von Sebastian Fritsch und die eher nachdenkliche Intensität des Gitarristen Jonas Bayh verblüffend schön verbanden und gegenseitig ergänzten: eine Ungarische Rhapsodie für Cello und Gitarre des Spätromantikers August Nölck. Selbst wenn das keine Originalbesetzung sein sollte, sie passte als Krönung eines wunderbaren Konzertabends herrlich zusammen.