Die Proben für das Musical Drop up laufen auf Hochtouren. Das Thema: Ankommen in einem fremden Land, Hoffnung und Angst, Vorurteile und Toleranz . Foto: Natalie Kanter

Exakt 40 Mädchen und Jungen aus allen weiterführenden Schulen von L.-E. studieren im Jugendhaus Areal ein selbst geschriebenes Musical ein.

Leinfelden-Echterdingen - Am Anfang gab es nur eine Idee und ein paar Stichworte. Maryem Nizami, gerade einmal zwölf Jahre alt, hat daraus einen Text gestrickt. Einfach so. „Während meine Schwester im Nebenzimmer Klavier gespielt hat“, sagt sie. Ihr Text handelt von Flüchtlingen, die ihr Land verlassen mussten. Verlassene Heimat heißt der dazu passende Song. „Ist ganz cool geworden“, sagt die Schülerin des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums bescheiden. Und auf Nachfrage: „Ein bisschen stolz bin ich schon. “

Die Melodie stammt aus der Feder von Dominik Brandl, der vor kurzem an der Ludwig-Uhland-Schule seinen Hauptschulabschluss gemacht hat. „Ich habe mit einem Kumpel ein paar Akkorde gespielt und gedacht, dass passt ganz gut zu dem Text“, sagt er. Paul Malcharek, Mitglied einer Band, Tontechniker und angehender Erzieher, hat ihm geholfen, die Töne zu einem Lied auszubauen.

Zwei Songs hat Dominik für das Musical komponiert, das 40 Jugendliche aus allen weiterführenden Schulen von L.-E., derzeit im Areal einstudieren – und dabei über sich hinauswachsen, wie Jürgen Metzger, Leiter des Jugendkulturzentrums und Stephanie Mitschele-Decker, Fachreferentin beim Stadtjugendring täglich feststellen.

„Die Motivation der Schüler ist extrem hoch“, sagt sie. „Wir haben hier eine tolle Mannschaft. Wir sind stolz auf die Jugendlichen“, sagt er. Es gehöre viel Mut dazu, auf der Bühne so präsent zu sein. Seit Oktober wird gemeinsam mit Profis aus Musik, Tanz und Theater geprobt, zunächst ein Mal die Woche, seit Beginn der Faschingsferien täglich. Die Premiere steht in einer Woche an.

Das Projekt Drop up geht in seine dritte Runde. Das Stück trägt in diesem Jahr den Untertitel „Lichtblick“. Und wieder geht es um ein politisch heißes Eisen: Die Flüchtlingssituation im Land und in der Welt. „Es geht um das Ankommen in einem fremden Land, um Vorurteile und Toleranz, um Angst und um Hoffnung“, erklärt Metzger.

Rasanter Szenenwechsel

Das Stück spielt bewusst an verschiedenen Orten. Die Szenen wechseln zwischen dem behütenden Leben einer europäischen Familie und dem Leben von Flüchtlingen. Schnell. Ohne sanften Übergang. Gerade erst haben sich zwei Heranwachsende mit ihren Eltern über den täglichen Handy- und Internetkonsum gestritten. Dann tauchen schon Tänzer auf, die sich zu Geräuschen von Fliegern und von Maschinengewehrsalven bäuchlings auf den Boden werfen. Das Stück zeigt Lebensbedrohung durch den Krieg und die Flucht, aber auch das glückliche Leben, das diese Menschen vor der Flucht hatten.

„Die Jugendliche hatten zunächst großes Bedenken, ein solch schwieriges Thema anzupacken“, sagt Mitschele-Decker. Obwohl es die Schüler selbst ins Spiel gebracht haben. Es wurde und wird viel diskutiert im Areal. Was darf man sagen? Was nicht? Ist dieses Lied nicht zu lustig? „Wir wollten nicht, dass das Stück völlig falsch rüber kommt“, sagt Susanne Schotter, eine der Teilnehmerinnen. Auf die Frage nach der Botschaft an das Publikum, sagt die 15-Jährige: „Man sollte offen auf Flüchtlinge zugehen. Eben nicht nur die Massen an Menschen sehen, die nach Deutschland kommen, sondern sich das Schicksal einzelner Familien anschauen.“ Die Schülerin des Immanuel-Kant-Gymnasiums ist zum zweiten Mal bei dem Projekt dabei. „Weil kreativ sein, einfach Spaß macht“, sagt sie.