Sie ist die neue Queen of Rock von Stuttgart: Aisata Blackman, selbst eine Powerfrau, spielt die Powerfrau Tina Turner. Bevor die Stage die Cast bekannt gibt, besucht die Nummer eins, eine Kämpferin für Diversität, das Stadtbüro unserer Zeitung.
Ihr strahlendes Lachen steckt an: Wo Aisata Blackman, ein Wirbelwind, auftaucht, hat schlechte Laune keine Chance. Die holländische Sängerin, die hierzulande unter anderem mit der TV-Show „Voice of Germany“ bekannt wurde, ist mit so viel Freundlichkeit gesegnet, dass es alltäglicher Rassismus bei ihr schwer hat. Als die 43-Jährige mit karibischen Wurzeln in Stuttgart Stadtbahn fuhr, hörte sie, wie eine Mitfahrerin erbost rief, sie solle gefälligst zurück nach Afrika. Von solchen Beleidigungen, die „äußerst selten“ seien, wie sie sagt, lässt sich der Musicalstar nicht aus der Ruhe bringen. Sie steht für Diversität, lebt vor, dass Charakter und Persönlichkeit eines Menschen nichts mit der Hautfarbe zu tun haben.
Premiere von „Tina“ in Stuttgart ist am 16. März 2023
Dass die im Amsterdam geborene Sängerin so herzergreifend strahlt, könnte nicht zuletzt an der Traumrolle liegen, die sie bald im Apollo-Theater auf den Fildern spielen darf. Aisata Blackman wird die Tina Turner von Stuttgart, the Queen of Rock. Premiere ist am 16. März 2023. Die Stage Entertainment will die Besetzung erst im Dezember bekannt geben. Vorab hat die Hauptdarstellerin des 2018 in London uraufgeführten Erfolgsmusicals das Stadtbüro von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten besucht, um mit uns über diesen Karriereschritt zu reden. „Bei ,Tina’ geht’s ab“, schwärmt sie, „da rockt der Saal, und das gesamte Publikum geht mit unglaublich guter Laune nach Hause, auch ich!“
Nicht wenige Musicalfans haben gehofft, dass Aisata wie schon im Hamburg auch in Stuttgart die emotionale Achterbahnfahrt von Tina Turner darstellt, die mit 180 Millionen verkauften Tonträgern zu den weltweit erfolgreichsten Sängerinnen zählt. Jetzt also ist es offiziell. Bei der Auserwählten ist die Freude doppelt. Nicht nur, dass sie weiterhin „Simply The Best“ bleiben darf, also Hits wie „Proud Mary“, „Private Dancer“ und „Notbush City Limits“ mit ganzer Kraft singen darf. Sie darf ihrer Wahlheimat Stuttgart treu bleiben, wo sie seit 2015 in Wangen lebt, seit sie in „Rocky“ mitgespielt hat.
Warum es ihr in Stuttgart so gut gefällt? Aisata Blackman strahlt wieder und sagt: „Mir gefallen die Hügel hier sehr gut – ich komme aus Holland, wo alles flach ist.“ Längst sei sie ein begeistertes Kesselkind. Zur Zeit spielt sie am Staatstheater Kassel im Musiktheater „Next to Normal“.
In Amsterdam hat die Tochter einer Mutter von der karibischen Insel Saba und eines Vaters aus Suriname 13 Jahre lang beim Bodenpersonal für KLM auf dem Flughafen gearbeitet. Schon früh hat sie damit begonnen, als Sängerin einer Pop- und Soulband aufzutreten, auch in holländischen Talentshows im Fernsehen. Es lief immer besser, doch ihren festen Job, die sichere Bank, wollte sie behalten.
Für Stuttgart werden noch Kinderdarsteller gesucht
„In unzähligen Auditions“, erzählt die 43-Jährige, habe sie vorgesungen, sei oft abgelehnt worden. Das Auf und Ab des Lebens, von dem das Tina-Turner-Musical handelt, sei ihr vertraut, wenn auch nicht in der Härte wie bei der US-Amerikanerin, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden ist. Eine wichtige Botschaft der Show: „Wenn du an deine Träume glaubst und ihnen mit Power folgst, kannst du es schaffen!“
Ihr ist es ein persönliches Anliegen, dass sich Kinderdarsteller noch melden, die im Musical die kleine Tina und ihre Freundin spielen. „Für die ersten Wochen haben wir genügend Kids“, sagt sie, „aber danach brauchen wir noch viele.“ Wegen des Kinderschutzgesetzes dürfen die kleinen Darstellerinnen nur für eine bestimmte Zeit auf der Bühne stehen.
Aisata Blackman ist Stuttgarts neues Gesicht für Diversität. „Vielfalt ist ein Reichtum“, findet sie. Dass diese Erkenntnis sich immer weiter durchsetzt, kann sie auch beim Musicalunternehmen Stage Entertainment erkennen. Für People of Colour habe es lange Zeit nur eine geringe Auswahl an Rollen gegeben. Doch nun würden zunehmend auch schwarze Darstellerinnen und Darsteller für Charaktere besetzt, bei denen es nicht auf die Hautfarbe ankomme. Warum auch müssen Vampire immer weiß sein?
Die Lebensgeschichte von Tina Turner ist eine emotionale Achterbahnfahrt
Die Rolle als Tina fordert alles, erzählt sie weiter, körperlich und stimmlich: „Ich singe 24 Songs, es gibt viele intensive Tanzszenen.“ Die Lebensgeschichte der heute 82-Jährigen Tina Turner ist starker Tobak und überschäumende Freude zugleich. Die Hauptdarstellerin, sagt sie, müsse Abend für Abend 100 Prozent geben. Doch für Aisata Blackman, man sieht es ihr an, kann es nichts Schöneres geben. Sie freut sich darauf, auch in Stuttgart den Menschen Spaß zu bereiten – und Schwung zu geben für harte Zeiten.