Auch für die Bediensteten des Multimilliardärs Oliver Warbucks ist das Schicksal des Waisenmädchens bewegend. Foto: Patricia Sigerist

Das Musical-Ensemble des Gustav-Stresemann-Gymnasiums begeistert das Publikum in der ausverkauften Festhalle.

Schmiden - Mit dem Musical „Annie“ über ein kleines Waisenmädchen ist dem Gustav-Stresemann-Gymnasium ein großer Wurf geglückt. Minutenlanger tosender Applaus des Publikums am Ende der Premiere am Freitag belohnte die Darstellerschar und ein optimal intonierendes Orchester für eine rundum gelungene Aufführung des Broadway-Musicals.

Einige Zuschauer standen sogar auf den Stühlen

Einige Zuschauer standen in der restlos ausverkauften Schmidener Festhalle sogar auf den Stühlen und klatschten bei der Zugabe mit. Die Aufführung löste Emotionen aus. So erzählten zwei Jungs nach der Vorstellung, dass sie sich die Freudentränen aus den Augen wischen mussten. Die Begeisterung bei Jung und Alt war auch nach dem Schlussapplaus noch hörbar, viele summten im Foyer berühmte Melodien aus dem Musical und manch einer ging mit einem Ohrwurm nach Hause. Bekannte Melodien wie etwa „It´s a hard knock life“, „N.Y.C.“, „Tomorrow“ oder „Maybe“, wurden von den Sängern auf der Bühne nahezu perfekt gesungen. Vor allem die Hauptdarstellerin des Waisenkinds Annie, die zwölfjährige Paula Kohl, eroberte ausnahmslos die Herzen mit ihrer klaren Stimme, die jeden noch so schwierigen Ton traf. Ihre zauberhafte Verkörperung der Aus-reißerin auf der Suche nach den Eltern war so bestechend natürlich, dass wahrscheinlich jeder im Saal die blondgelockte, engelsgleiche Annie sofort adoptiert hätte.

Sämtliche Rollen und Akteure waren perfekt

Allerdings hätte man da einen schweren Stand gegen den Multimillardär Oliver Warbucks gehabt. Der geschäftstüchtige und geldgierige New Yorker wurde glaubhaft gespielt von Denis Nguyen. Der Unternehmer, der Annie nur aufnimmt, um sein ramponiertes Images aufzupolieren, beginnt ein Herz für das Waisenkind zu zeigen. Zusammen mit seiner treuen Sekretärin Grace Farell – sehr überzeugend dargestellt von Amelie Zerweck – gelingt es ihm, Annie vor einem großen Schwindel gegen drei zwielichtige Gestalten, der Waisenhausleiterin Miss Hannigan, ihrem Bruder Rooster und dessen Geliebter zu bewahren.

Alessia Rössle drückte der Rolle der zugleich tragischen und fiesen Figur der Miss Hannigan ihren eigenen Stempel mit schnippischem Tonfall und schrillen Schreien, die für Begeisterung im Publikum sorgten. Elias Moosmann glänzte als gerissener Gauner Rooster nicht zuletzt durch hervorragende Gesangspassagen. Begleitet wurde er von Elena Ganser, die mit wenig Text, aber Körpersprache als flittchenhaften Freundin Lily überzeugte. Das Duo war wie sämtliche Rollen und Akteure perfekt von der Leitung um Musiklehrer Nele Gerhard und Fritz Schuler (Orchester) sowie Deutschlehrer Ralph Nigl, der zusammen mit Katharina Strasser(Regie und Dramaturgie) ausgewählt.

Die Produktion erweitert die schon fast legendäre Musical-Tradition des GSG

Sämtliche Nebendarsteller lieferten beeindruckende Leistungen ab: Peter Bratenstein, der in der Rolle des überkorrekten, peniblen und schrulligen Butlers Drake brillierte und ein ums andere Mal das Publikum zum Lachen brachte, ein in Spiellaune glänzender Lüder Flathmann der nicht nur als Stimmungskanone direkt nach der Pause, sondern gleich in mehreren Rollen glänzte oder ein Präsident Franklin Roosevelt, den Raphael Anstett meisterlich mimte. Dazu ein geschickt platzierter Schülerchor, der mit ausgefeilter Choreografie (Katharina Martin und Anne Schubert)elegant integriert wurde, eine Horde gewitzter Waisenkinder, adrett in Reih und Glied aufgereihte Zimmermädchen, abgerissene Obdachlose oder der glamouröse Auftritt der Boylan-Sisters (Marijana Krco, Hanna Kohl und Mona Meck). Abgerundet wurde die aufwendig gestaltete Inszenierung durch pfiffige Kostüme (Eva Knödler) und ein passendes Bühnenbild.

Die Produktion erweitert die schon fast legendäre Musical-Tradition des GSG mit stets beinahe professionell dargebotenen Stücken von Hair bis Peter Pan um ein weiteres Glanzstück. Dabei waren erstmals keine Eltern involviert. Ausschließlich Schüler sowie ein einziger Lehrer (Kjell Trösch) standen auf der Bühne. Für das Stück mit insgesamt 160 Akteuren hatte man nur etwa ein halbes Jahr Zeit. Während die Show am New Yorker Broadway viele tausend Mal gespielt wurde, begnügt man sich am GSG mit drei Aufführungen. Schließlich hat man „nebenher“ ja noch einen anderen Job – zur Schule gehen. Doch Ideen für das nächste Musical kursieren schon. Und so kann sich das Publikum in zwei Jahren wohl auf das nächste großartige Musiktheater aus Schmiden freuen.