Der technische Leiter Benjamin Neuen prüft die Elektronik der automatisierten Kulissentürme. Foto: Jens Volle

Schon jetzt glitzert und funkelt es mächtig auf der Bühne und hinter den Kulissen von „Aladdin“. Am 21. März ist Premiere. Die Macher versprechen, die Show in Stuttgart soll eine der extravagantesten Versionen des Musicals aus 1001 Nacht sein.

Stuttgart - Er gehört zu den intelligenten seiner Art. „Funkgesteuert können die Türme gleichzeitig fahren, sich drehen, wachsen“, erklärt Benjamin Neuen, technischer Leiter im Produktionsaufbau des Musicals „Aladdin“. Die Geschichte des gutherzigen Diebs, der sich in die Sultanstochter Prinzessin Jasmin verliebt und mit ihr zahlreiche Abenteuer und Kämpfe gegen den Großwesir Dschafar besteht – dank der legendären Wunderlampe und des zaubernden Geistwesens Dschinni – ist von Hamburg nach Stuttgart gekommen: Am 21. März feiert das Märchen, das aus den morgenländischen Erzählungen in „1001 Nacht“ stammt, im Stage Apollo Theater Premiere.

Verzierungen in wochenlanger Handarbeit enstanden

Technikchef Neuen zeigt denn auch auf die Bühne. Vor orangerot beleuchtetem Hintergrund dreht sich der Turm herum, schraubt zwei weitere, sich nach oben verjüngende Etagen aus seinem Inneren hervor. Einige dieser Zwei-Tonnen-Bauten, voller Motoren, Schaltkreise und Führungsschienen, werden in der Produktion auf der Bühne unterwegs sein.

Es gilt, das lebhafte Treiben des Marktplatzes in der Wüstenstadt Agrabah, Aladdins Heimat, darzustellen. Dazu gehört freilich orientalisches Flair: Die Türme sowie die seitlichen Kulissenwände sind mit orientalisch anmutenden Mustern verbrämt, bemalt und ausgestanzt – nicht zu vergessen die tausende filigran durchbrochenen Ornamente in den meterhohen Wandelementen, die sich zum Palast des Sultans fügen. „Die Verzierungen sind zum Teil in wochenlanger Handarbeit entstanden“, erläutert Jürgen Langerfeld, Pressesprecher Stage Apollo & Palladium Theater. Den schmuckvolle „Header“, eine Art Markise vor dem Palast, habe man eigens für Stuttgart kreiert. Das Bühnenbild soll in drei Welten entführen. Neben dem bunten Marktgetümmel und dem edlen Palast auch in die Höhle der Wunder: Ganz in Gold mit Tigergesicht umspannt sie das gesamte Bühnenportal. Einige der insgesamt 36 Pyro-Effekte sollen dort gezündet werden. „So viel Pyrotechnik gab es in noch keiner Disney-Show“, betont Neuen. Hinter der Bühne harren automatisierte kleinere Goldtürme, hinter denen sich die Tänzerinnen verstecken können, ihrem Auftritt. Gespickt mit Münzen, Perlen, Edelsteinen und Ketten stehen sie neben einem filigranen Vogelkäfig sowie Tischchen mit frisch anmutenden Früchten. „Sie sind aus Schaumstoff, die Türme sind goldverchromt. Jedes Detail hat seinen Platz“, so Neuen. Produzent Hans Rausch fügt hinzu, dass alle Parts des Bühnenbilds und deren Ablauf im Gesamtgeschehen komplex ineinandergreifen: „Alles funktioniert automatisiert. Wenn es beim Proben heißt, nochmals zurück zu einer Szene, kann das bis zu 20 Minuten Umbau zur Folge haben.“

Seit einer Woche werde nun geprobt – in Kostümen. „Alle Darsteller, bis auf den des Dschinni, waren in der Hamburger Version – sie haben es drauf“, so Rausch. „Aber jede Bühne, jedes Gebäude ist anders. Und die Crew, die Techniker und Dresser hinter der Bühne müssen die Abläufe einüben.“ So gebe es zahlreiche Quick Changes, also rasante Kleiderwechsel. Ein Mann, so heißt es, müsse sich zwölf Mal umziehen.

Mehr als 350 opulente Kostüme

37 Darsteller – inklusive Zweitbesetzung – sind in Stuttgart dabei. An rund 140 pompösen farbenfrohen Kopfbedeckungen wird derzeit gearbeitet, arabische Fes-Hüte mit Glitzersteinen, Turbane mit Federn und mehr. Über 350 opulente Kostüme werden für die Show hinter der Bühne hängen. Ein Großteil glänzt und funkelt dort schon jetzt dank goldener Stickereien, Perlen und unzähligen Swarowski-Kristallen, die speziell auf die Brokat- und anderen Stoffe geschmolzen wurden. Das Kleid der Jasmin habe um die 8000 Euro gekostet, verrät Langerfeld. Beim Zauberkostüm des Dschafar sei man im fünfstelligen Bereich. „Die Stuttgarter ‚Aladdin’-Show ist die extravaganteste aller bisherigen“, schwärmt Scotty Taylor. Der Associate Director inszenierte das Stück bereits in den USA. Er liebe es, weil Autor Chad Beguelin – mit Tim Rice und Howard Ashman – nicht einfach den berühmten Film mit einem „blaugestrichenen“ Dschinni übernehmen wollten, sondern ein Musical für alle daraus machten im Stil der 1930er-Jahre und mit Reminiszenzen zum Bandleader Cab Calloway. „Erwachsen, witzig, sexy, dennoch kindgerecht, märchenhaft.“ In New York hätten es, laut einer Umfrage, viele beim ersten Date besucht. Auch einen Bezug auf die Gegenwart werde es in Stuttgart geben, ergänzt der künstlerische Leiter Fredrick Wickerts. Geheimnisvoll erklärt er: „Nur der Dschinni kann die vierte Wand durchbrechen.“

Den gibt im Apollo Theater Maximilian Mann – eine Rolle, die ihn ob ihres Witzes und der Vielschichtigkeit reizte. Jasmin-Darstellerin Nienke Latten freut sich, dass sie viele tolle Lieder singen darf, Aladdin alias Philipp Büttner schätzt, alle Theatergattungen ausspielen zu können: „Gesang, Tanz, Schauspiel, ich bin fast die ganze Zeit auf der Bühne. Das fordert , ist aber toll.“