Es habe alles mit einem Scherz begonnen, sagt Museumsleiter Hjortur Sigurdsson. Foto: AFP

Ein Museum in Island hat sich einem ganz besonderen Thema verschrieben: dem Geschlechtsorgan männlicher Säugetiere. Ein Besuch.

Reykjavik - 170 Zentimeter lang und 75 Kilogramm schwer - das sind die Maße des größten Ausstellungsstücks im Penis-Museum der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Jerry Anderson bestaunt das riesige Geschlechtsteil eines Pottwals, das die Besucher gleich am Eingang erwartet. „Ich bin hierher gekommen, weil ich sehen wollte, ob es wirklich wahr ist, dass es ein Penis-Museum in Reykjavik gibt“, sagt der Tourist aus den USA und lacht. Mit Lachen und ungläubigem Staunen reagieren die meisten Museumsbesucher. 286 Geschlechtsteile unterschiedlichster Säugetiere sind hier, eingelegt in Formaldehyd, ausgestellt. Es ist die größte Sammlung dieser Art auf der Welt. Die Penisse stammen von Bären, Seehunden, Katzen, Mäusen - und einem Mann. „Wer kann schon einem Penis-Museum widerstehen“, sagt Kim aus Kanada. „Wir dachten, das ist bestimmt wahnsinnig komisch, und das ist es auch.“

Als die 62-Jährige und ihre Freundin ein offensichtlich leeres Gefäß entdecken, das den Penis eines isländischen Elfen enthalten soll, brechen auch sie in schallendes Gelächter aus. „Das ist ein guter Ort für Witze. Man hat seinen Spaß und lernt gleichzeitig was“, sagt Museumsleiter Hjortur Sigurdsson. Früher hat der 52-Jährige als Logistikmanager gearbeitet, dann übernahm er das Museum von seinem Vater. „Es hat alles als ein Scherz begonnen“, erzählt Sigurdsson: „Mein Vater hatte Spaß am Sammeln und daran, Dinge zu tun, die niemand zuvor gemacht hat.“ 1997 eröffnete Sigurdur Hjartarson die Ausstellung mit damals 62 Exponaten.

2011 verzeichnete das Museum einen ganz besonderen Neuzugang, den ersten menschlichen Penis. Ein Isländer, bekannt als Schürzenjäger, vermachte sein Geschlecht nach seinem Tod mit 96 Jahren der Sammlung. Sigurdsson zeigt Briefe von Männern, die ihren Penis nach ihrem Ableben ebenfalls gern ausgestellt sehen würden. Die Frage, ob auch er zu solch einer Spende bereit wäre, bringt Besucher Anderson in Verlegenheit. „Ich werde meine Organe spenden, da könnte ich wohl auch eins mehr hergeben“, sagt er schließlich.

In seinem Museum gehe es nicht um Erotik, sondern um Bildung, stellt Sigurdsson klar. Zum Beispiel können Besucher lernen, dass Wale keinen Muskel haben; „die brauchen im Gegensatz zu uns keine Erektion.“ Schüler zählen zu Sigurdssons liebsten Gästen. „Sie kommen während des Unterrichts her und stellen andauernd Fragen. Warum hat er diese Form? Warum ist er so groß? Die haben keine Scheu zu fragen“, sagt der Museumsleiter. Sigurdsson führt eine Statistik über die Besucher. Die meisten kämen aus dem Ausland und mehr als 60 Prozent seien Frauen, sagt er. „Und 99 Prozent sind am Ausgang glücklicher als beim Betreten des Museums.“