Glas und Glasgeschichtliches ist im alten Rathaus zu bewundern. Foto: Gottfried Stoppel

In der Kommune knapp jenseits der Kreisgrenze locken nah beieinander das Glas- und das Bausparmuseum.

Wüstenrot - Schon das Gebäude selbst ist ein Stück Heimatgeschichte: Anno 1780 ist das ehemalige Schul- und Rathaus an der Hauptstraße in Wüstenrot, dem Flecken knapp jenseits der Kreisgrenze gen Heilbronn, gebaut worden. Und oben im Dachgeschoss des ortsbildprägenden, Ende der 1990er zum modernen Bürgerhaus restaurierten Baus, residiert ein Museum der ganz besonderen Art: das Glasmuseum.

Wie im gesamten Schwäbischen Wald sind in Wüstenrot vom 15. Jahrhundert an die Glasmacher von besonderer Bedeutung gewesen. Entsprechend geht es bei einem Rundgang unterm Dach des alten Rathauses zunächst um die Geschichte der Waldglashütten in den Löwensteiner Bergen. In Weihenbronn ist da zum Beispiel anno 1430 die erste Glashütte urkundlich erwähnt worden. Vor rund 150 Jahren hatte nach mehr als 400 Jahren in Erlach die letzte ihre Produktion eingestellt.

Gläser in grünen Farbtönen

Gebrauchsgläser sind es vor allem gewesen, die in diesen Jahrhunderten in den Schmelzöfen rundum entstanden sind. Typischerweise, wie die Exponate im Glasmuseum zeigen, in grünen Farbtönen, die durch Eisenoxid zustande kommen – von dunkel- bis hellgrün, von blaugrünen bis bräunlichen Färbungen. Beispiele für das Dekor aus Glastropfen und -fäden sind im Glasmuseum zu sehen oder Glasformen vom schlichten Vorratsglas bis hin zum kunstvoll gravierten Pokal. Ergänzt wird die Ausstellung im Wüstenroter Glasmuseum durch eine Vielzahl an Bodenfunden, die Aufschluss geben über die Art der damaligen Produktion.

Quasi ums Eck, vom alten Rathaus aus gesehen, findet sich am Anfang der Hallerstraße das zweite Wüstenroter Museum, das Bausparmuseum, untergebracht im einstigen Wohnhaus des Begründers des deutschen Bausparwesens, Georg Kropp. Mit Unterstützung der gleichnamigen Bausparkasse hat die Gemeinde Wüstenrot das abrissbedrohte Haus im Jahr 1983 gekauft, saniert und dort zunächst neben einer kleinen Bauspar-Gedenkstätte die kommunale Bücherei eingerichtet. Vor 20 Jahren, im Mai 1996, ist dann in den historischen Räumen mit Hilfe der Bausparkasse das Bausparmuseum eingeweiht worden. Just zum 75. Geburtstag jener Genossenschaft der Freunde (GdF) mit der Georg Kropp im Jahr 1921 das Bausparwesen in Deutschland gestartet hatte, und aus der dann – allerdings erst nach dem Umzug nach Ludwigsburg im Jahr 1930 – die Bausparkasse Wüstenrot wurde.

Der erste deutsche Bausparvertrag

Im Obergeschoss des Museums sind Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche der Familie Kropp aus den 1920er-Jahren zu bewundern. Unter den Exponaten zur Bauspargeschichte findet sich in den Räumen des Erdgeschosses auch der allererste deutsche Bausparvertrag. Der erste Bausparer überhaupt war Johannes Rau – nicht verwandt mit dem gleichnamigen ehemaligen Bundespräsidenten. Der Bahnhofsvorsteher aus Heidenheim an der Brenz ist dann auch derjenige, dem ein halbes Jahr später als erstem 10 000 Mark für den Häuslesbau zugeteilt wurden.

Zu sehen ist auch die original Schreibmaschine von Kropp, die er nach dem Umzugsbedingten Zerwürfnis mit der GdF nicht an das Unternehmen zurück gegeben hat – trotz eines Mahnschreibens, das ebenfalls noch erhalten und im Museum zu sehen ist. Zusätzlich zu kreativen Werbeplakaten und Emaille-Schildern aus verschiedenen Jahrzehnten wird als ganz besonderes Erinnerungsstück der „elektronische Verkaufskoffer“ aus den frühen 1960er-Jahren präsentiert. Das mit ausklappbarem Bildschirm und Ton-Bild-Schau versehene historische Schulungsutensil stammt aus den USA und war kurz vor Eröffnung des Bausparmuseums im Depot der Wüstenrot-Haustechnik wiederentdeckt worden.

Fehlen dürfen im Museum natürlich auch nicht Hinweise auf die berühmtesten Wüstenrotbausparer. Unter ihnen waren zum Beispiel der erste deutsche Bundespräsident Theodor Heuss oder der Tierprofessor Bernhard Grzimek