Im Schnalstal kann man sich im Bogenschießen üben. Foto: Archeoparc Schnalstal

Mitmachen statt anschauen lautet die Devise von Museen, die ihr Wissen durch Ausprobieren vermitteln. Das macht nicht nur Kindern Spaß. Vier Tipps - vom archaischen Steinzeitleben bis zum römischen Festmahl.

Die Menschheitsgeschichte

„Ganz bestimmt haben die Steinzeitmenschen nicht so viel Fleisch gegessen, wie es die Paläo-Diät empfiehlt“, sagt Rahel, und man merkt der Spanierin den Ärger über die Wortwahl für den neuen Ernährungstrend an. Vor allem pflanzlich sei die Nahrung gewesen, erzählt die Wissenschaftlerin, die nahe ihrem Heimatort Atapuerca Gästen aus aller Welt die Menschheitsgeschichte begreifbar macht. Im Zentrum für Experimentelle Archäologie werden gemeinsam Feuersteine geschlagen, es wird ausprobiert, wie man mit Katapulten aus sicherer Entfernung wilde Tiere mit Speeren jagen kann oder mit Röhrchen Farbe für Wandmalereien aufträgt. Eine spannende Ergänzung zur Besichtigung der Ausgrabungsstätten nahe der Pilgerstadt Burgos, die zu den weltweit bedeutendsten gehören. Von den mehr als 800 000 Jahre alten Überresten des Homo antecessor als dem ältesten Hominiden Westeuropas fördern Archäologen aus unterschiedlichen Erdschichten Menschen unterschiedlichster Entwicklungsstufen zutage. An einigen Stellen können ihnen Besucher über die Schulter schauen. Zona Sierra de Atapuerca, 09199 Atapuerca, Burgos/Kastilien-León, Spanien, www.spain.info/de/que-quieres/arte/monumentos/burgos/yacimiento_de_atapuerca.html . Führungen (auch in deutscher Sprache) von Dienstag bis Sonntag. Organisierte Touren mit Shuttle auch ab Burgos. Das interaktiv gestaltete Museo Evolución Humana rundet den Besuch vor Ort spannend ab. Eintritt jeweils sechs Euro, Ermäßigung für Kinder, Studenten und Familien.

Ötzis Alltag

Vor 25 Jahren wurde in den Ötztaler Alpen der Mann im Eis entdeckt. Seitdem fasziniert die Gletschermumie aus der Jungsteinzeit nicht nur Forscher. Im Archeoparc Schnalstal wird auch Laien einigermaßen begreiflich, wie Ötzi damals lebte. Auf einem weitläufigen Areal mit Blick aufs Tisenjoch, wo er gefunden wurde, gibt es nicht nur rekonstruierte Bauwerke. Auf Versuchsfeldern wird gesät, was damals Nahrung und Kleidung lieferte. Dazu gibt es insbesondere für Kinder und Jugendliche eine Reihe praktischer Möglichkeiten, sich 5300 Jahre zurückzuversetzen. Auf dem Programm stehen Feuer machen mit Feuerstein und Zunderschwamm, Getreide mahlen, Steine schleifen, Pfeifchen aus Haselnussschalen schnitzen oder das damals für Kleidung übliche Rothirschleder mit scharfkantigen Feuersteinen schneiden und zu Armbändern zwirnen. Archeoparc Schnalstal, Unser Frau 163, 39020 Schnalstal, Italien, www.archeoparc.it. Mitmachangebote von April bis November. Für Gruppen von Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren gibt es auch die Möglichkeit, ein (35 Euro/Pers.) oder zwei Tage (60 Euro/Pers.) ins Steinzeitleben einzutauchen.

Leben wie die Wikinger

Im VikingeCenter im dänischen Ribe taucht man schnell in eine ganz andere Welt ein. Das gilt vor allem für Kinder, für die es eine Reihe von Möglichkeiten gibt, das wilde Wikingerleben auszuprobieren. Da werden mit großem Eifer Silbermünzen geprägt oder Aststücke in mehreren Schritten zu Rechen-Zinken. Da wird geschnitzt, gehobelt und per Hand Korn zu Mehl gemahlen. Die große Attraktion - nicht nur bei Buben - ist zweifellos Bjørns Wikinger-Training mit Schwert, Schild und martialischem Gebrüll. Aber selbst wer nur durch die Anlage spaziert, die an historischer Stelle den bedeutenden Handelsplatz am Ribe Å rekonstruiert, bekommt ein Gefühl für den Alltag in früheren Zeiten. Ob historische Werkstätten, Häuptlingshof oder Marktplatz - an jeder Stelle wird das Wikingerleben vorgelebt und erklärt. Wer eine authentische Wikinger-Ausrüstung besitzt, kann sich während der Hauptsaison im Ribe VikingeCenter auch als Bewohner bewerben. Ribe VikingeCenter, Lustrupvej 4, Lustrupholm, DK-6760 Ribe, www.ribevikingecenter.dk/de; geöffnet von Mai bis Dezember. Märkte, Veranstaltungen und Vorführung zu wechselnden Terminen.

Geschichte zum Essen

Haben sich die Römer bei ihren Gelagen wirklich Kamelfersen, Hahnenkämme und Flamingozungen schmecken lassen? Der eine oder andere vielleicht. Dass es in Carnuntum nahe Bad Deutsch-Altenburg in Niederösterreich an der Donau Derartiges zu essen gab, ist nirgends überliefert. Stattdessen gab es in dieser strategisch und politisch wichtigen Bastion am Donau-Limes regionale Spezialitäten wie Fisch und Wild. Nach Rezepten des Apicius, eines Gourmets aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr., werden sie heute im Rahmen römischer Gaumenfreuden in einem originalgetreu rekonstruierten Stadtpalais, der Villa urbana, gekocht und kredenzt. Beim fünfgängigen Festmahl im Schein der Öllampen wird nicht nur in Köstlichkeiten geschwelgt, sondern zwischen den Gängen auch allerlei zur Kulinarik in der Antike erzählt. Und auch Zuschauen in der Küche ist erlaubt. Römerstadt Carnuntum, Hauptstr. 1A, 2404 Petronell-Carnuntum, Österreich, Tel. 00 43 / 21 63 / 3 37 70, www.carnuntum.at. Geöffnet täglich von März bis November, römische Gaumenfreuden werden mehrmals im Jahr kredenzt, Erwachsene 95 Euro (Kinder bis zehn Jahre 76 Euro), Reservierung erforderlich.