An der Baustelle gibt es Verzögerungen wegen einer desolaten Wand Foto: Malte Klein

Böse Überraschung bei den Bauarbeiten für die neue Turn- und Festhalle Musberg: Schlechte Bausubstanz in einer Mauer des Bestandsbaus verzögert die Arbeiten deutlich und erhöht die Kosten erneut. Auswirkungen hat das auch auf den TSV Musberg.

Musberg - In gut einem Jahr soll eigentlich die neue Turn- und Festhalle Musberg am Turnerweg stehen. Doch daraus wird nichts. „Wir gehen aktuell davon aus, dass sie 2019 nicht eröffnet werden kann“, sagt Joachim Beckmann, der Vorsitzende des TSV Musberg. Leinfelden-Echterdingens Oberbürgermeister Roland Klenk ist etwas optimistischer und rechnet mit Ende 2019. Klar ist jedoch, dass der ursprüngliche Zeitplan nicht mehr zu halten ist.

Es sind Bauschäden an einer tragenden Wand hinter dem abgerissenen Gebäudeteil aufgetreten. Klenk spricht von einer bösen Überraschung. „Das Gebäude ist gut untersucht worden. Aber es war nicht erkennbar, dass eine tragende Wand in einem so schlechten Zustand ist“, sagt Klenk. Das habe nun zeitliche und finanzielle Konsequenzen für den Bau.

Der Beton ist schlecht verdichtet worden

Die SPD-Stadträtin Gertrud Link ist zur Baustelle gekommen, um sich ein Bild zu machen und mit Bauarbeitern zu sprechen. Denn die Verzögerung beschäftigt auch die Kommunalpolitiker. Mittlerweile ist der Abriss des 1950 gebauten Hallenteils, in dem einst Vereinsmitglieder trainierten und Fasnet feierten, abgeschlossen. Ein Teil daneben blieb stehen. Dort steht ein großer Kran. Ein Arbeiter sitzt in einem Bagger und gräbt alte Fundamente aus. An der Wand hin zur Sporthalle aus den 70er Jahren verklebt ein Bauarbeiter Bitumenbahnen. „Ein Teil der alten Mauer ist in einem schlechten Zustand“, sagt ein mit dem Bauprojekt betrauter Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Mit den Bitumenbahnen werde sie abgedichtet, damit kein Wasser mehr durch kommt. Er zeigt Fotos, auf denen freiliegender Stahl in der Wand zu sehen ist. „Hier sehen Sie auch Löcher in der Wand, durch die Sie durchschauen können.“ Er zeigt weitere Fotos. „Hier ist der Beton verkiest, weil er schlecht verdichtet wurde.“ Er sieht bröselig aus.

Zum Hintergrund: Die Stadträte hatten Ende 2016 beschlossen, dass die 1950 gebaute Turn- und Festhalle zum Teil abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Denn die Bausubstanz galt als marode. Im Januar 2018 rückten Bagger an. Schon vorher waren die Baukosten gestiegen. Der Gemeinderat hatte 2015 eine Obergrenze von 6,9 Millionen Euro festgelegt. Dass diese nicht zu halten ist, war bereits 2016 bekannt geworden. Seitdem galten etwa 9,23 Millionen Euro als Baupreis. Die Baubürgermeisterin Eva Noller hatte diese Preissteigerung seinerzeit mit Statikmängeln begründet. Dass Gebäude teurer werden, kommt immer wieder vor, etwa bei der Filderhalle in Leinfelden und der Aussegnungshalle in Echterdingen.

Die Kosten steigen erneut

Nun steigen die Kosten laut Klenk erneut um rund 235 000 Euro. Das liege an der maroden Wand und an der guten Baukonjunktur. „Die Baukosten sind wahnsinnig gestiegen und wir bekommen nur wenige und sehr teure Angebote“, sagt der OB. Die Schäden haben den Zeitplan durcheinandergebracht. „Wir hätten jetzt eigentlich schon mit der Bodenplatte fertig sein sollen“, sagt der Bauarbeiter. Damit hätten sie aber noch gar nicht beginnen können. „Wir müssen uns von hinten nach vorne arbeiten. Denn wenn wir jetzt mit der Bodenplatte beginnen würden, könnten die Lastwagen zum hinteren Teil nicht mehr durch.“ Neben der Wand, die in schlechtem Zustand ist, soll eine weitere hochgezogen werden, die die Lasten der anderen übernimmt und die mit Eisen miteinander verbunden werden. „Außerdem sollen Drainagerohre verlegt werden, die das Wasser sauber ableiten.“ Diese Arbeiten seien nicht im eigentlichen Zeitplan enthalten gewesen. „Es kann aber sein, dass wir bei einem guten Herbst Zeit wieder aufholen“, sagt der Mann.

Die Bauarbeiten haben aktuell Auswirkungen auf den Verein. „Wir würden gerne eine U-16-Tischtennis-Mannschaft für Frauen anbieten. Doch dafür haben wir keine Räume“, nennt Beckmann ein Beispiel. Auch sonst trainierten die Mannschaften gerade recht beengt. „Das Angebot unseres Vereins ist dadurch beschnitten“, sagt Beckmann. Klenk sagt, dass die Stadtverwaltung alles Mögliche tue und Container für die Sportler aufgestellt habe. „Allerdings ist es bei einer so großen Baumaßnahme so, dass der Sport nicht untangiert bleibt“, sagt der OB.