Im Herbst präsentierte Burhan (rechts) sein Kochbuch, das Vorwort stammt von Edzard Reuter. Foto: Lg/Jan Reich

Der Mann errang Ruhm weit über die Grenzen der Stadt hinaus: Burhan Sabanoglu galt lange Zeit als Stuttgarts berühmtester Türke. Der Mann kochte jahrzehntelang in verschiedenen Restaurants, in seinem eigenen Lokal erreichte er mit seinen Maultaschen und dem Kartoffelsalat Kultstatus.

Stuttgart - Der Schaukasten, in dem eigentlich eine Speisekarte die Gäste informieren und anlocken soll, schaut trostlos verwaist aus, in den Fenstern des Restaurants hängen Zettel: „Vorübergehend geschlossen“. Der Murrhardter Hof, das schwäbische Restaurant von Burhan und Fuat Sabanoglu, ist seit einiger Zeit dicht. Telefonisch ist niemand zu erreichen, die Betreiber sind für eine Stellungnahme momentan nicht zu haben.

Der Murrhardter Hof ist dabei nicht einfach ein schwäbisches Lokal, sondern eine Institution. Vater Burhan kochte hier viele Jahre, seine Maultaschen mit Kartoffelsalat erreichten längst Kultstatus. Anfang der 70er Jahre kam der heute 74-Jährige aus der Türkei nach Stuttgart, damals schon als ausgebildeter Koch. Der junge Mann lernte, mit seinen bescheidenen Englischkenntnissen aus der Militärzeit ausgestattet, im Hotel Intercontinental in Istanbul.

Nach verschiedenen Stationen wie dem Hotel im Hauptbahnhof, im Ratskeller oder im Bierhaus West machte sich Burhan Sabanoglu schließlich im Restaurant Riegraf im Stuttgarter Westen selbstständig. Während die Schwaben den Döner und andere internationale Speisen kennenlernten, setzte sich Burhan Sabanoglu mit schwäbischen Spezialitäten durch. Seine Devise lautete schon damals: Qualität setzt sich durch. „Ich wollte nur meine Arbeit gut machen. Dass die Leute halt zufrieden sind.“ Erst kochte er im Westen, dann in Burhans schwäbischen Schlemmerstuben im Stuttgarter Osten. Zuletzt dann viele Jahre im Murrhardter Hof am Stuttgarter Wilhelmsplatz.

Edzard Reuter schrieb das Vorwort

Den Rang, den Burhan Sabanoglu unter den Köchen der Stadt einnimmt, erkennt man am besten an seinen Stammgästen. Lothar Späth, der frühere Ministerpräsident, gehörte dazu, Gerhard Mayer-Vorfelder ebenfalls. Das Stuttgarter Ballett um Ballerina Birgit Keil pilgerte zu ihm – und Edzard Reuter, der frühere Daimler-Chef, hat in seinem Kochbuch das Vorwort verfasst. Kurz: Der Mann ist eine echte Institution in der Stadt.

Vor einigen Jahren nun hat er an seinen Sohn Fuat übergeben, gesundheitliche Gründe ließen ihn kürzertreten. Nachbarn in dem brummenden Viertel rund um den Wilhelmsplatz rätseln derzeit über die Gründe der – hoffentlich nur „vorübergehenden“ – Schließung.