Kaum zu glauben: die Millionenerbin Rosely Schweizer hat in den 1980er-Jahren eine Textilreinigung in Sulzbach betrieben. Foto: Frank Eppler

Die Unternehmerin und CDU-Politikerin Rosely Schweizer erhält am Sonntagnachmittag die Bürgermedaille ihrer Heimatstadt Murrhardt. Die Oetkertochter sagt: „Demokratie ist zeitaufwendig.“

Murrhardt - Seit mehr als 50 Jahren lebt sie in der schwäbischen Provinz. Murrhardt ist längt zur Heimat der gebürtigen Hamburgerin Rosely Schweizer geworden. Dass sie als Reig’schmeckte am kommenden Sonntag mit der Bürgermedaille der Stadt Murrhardt ausgezeichnet werde, das sei schon etwas ganz besonders, sagt die Grande Dame der Landes-CDU.

Rosely Schweizer, die älteste Tochter des Unternehmers Rudolf-August Oetker, hat als junges Mädchen und junge Frau prägende Jahre bei ihrer Großmutter Käte Ahlmann in Rendsburg (Schleswig-Holstein) verbracht. Sie war tief beeindruckt von der Oma im hohen Norden, die nach dem frühen Tod ihres Mannes die Carlshütte, eine Eisengießerei mit zeitweise rund 3000 Beschäftigten, gelenkt hat. Frauen in Führungspositionen, dieses Thema hat Rosely Schweizer ein Leben lang begleitet. Mit all ihrer Erfahrung – unter anderem als Beiratsvorsitzende der Oetker-Gruppe – sagt sie heute mit Blick auf die Förderung von Frauen: „Es geht leider nicht ohne die Quote.“

Der vater will nicht, dass die Tochter studiert

Und trotzdem erklärt die 78-jährige ehemalige Landtagsabgeordnete (1992 bis 2001) und Murrhardter Stadträtin (1984 bis 2006) – angesprochen auf die seit Jahren wohl wichtigste Entscheidung der Bundes-CDU – ihr Favorit für den Vorsitz sei Friedrich Merz und nicht Annegret Kramp-Karrenbauer. „Die menschliche Seite“ von „AKK“ liege ihr zwar, aber „ich glaube, Friedrich Merz kann für uns mehr Stimmen zurück holen“ – sowohl von der AfD als auch von den Grünen.

Rosely Schweizer sagt, sie lebe gerne in Murrhardt, ihre Kinder seien in einer Idylle aufgewachsen, das Haus der Familie stand gleich am Waldrand. Heute wohnen sie und ihr Mann Folkart Schweizer in der Innenstadt in einem barrierefreien, seniorengerecht ausgebauten Haus. Die beiden hatten sich während des Wirtschaftsstudiums in Innsbruck kennengelernt. Dass sie ihrem Mann in dessen Heimatstadt Murrhard folgen würde, „das stand außer Frage“. Denn er sollte in das Unternehmen seiner Familie einsteigen – und die Firma gehe immer vor, das sei völlig klar gewesen.

Zunächst, erzählt Frau Schweizer, sei ihr der Start in dem Städtchen mitten im Schwäbischen Wald nicht ganz leicht gefallen – allein schon wegen des Dialekts der Menschen. Anfangs war die junge Mutter und Murrhardter Neubürgerin mit ihrem Leben als Hausfrau aber trotzdem ganz zufrieden. Doch nach dem zweiten von drei Kindern, Ende der 1960er Jahre, habe sie „der Rappel gepackt“. Sie spielte mit dem Gedanken, in Murrhardt eine Boutique zu eröffnen, verwarf den Plan aber, denn ihr Mann erklärte damals sinngemäß: „Glaubst du wirklich, die Murrhardter haben deinen Geschmack?“ Schließlich eröffnete die millionenschwere Erbin im Nachbarort Sulzbach eine Textilreinigung – was ihren Vater zu diesem erstaunten Kommentar veranlasste: „Rosely, wir machen doch Backpulver und kein Waschpulver.“

„Demokratie ist zweitaufwendig“

Nach ein paar wirtschaftlich weniger erfolgreichen Jahren war Schluss mit der Wäscherei. Der Vater im fernen Bielefeld indes erklärte: „Das war eine gute Schule.“ Der Papa hatte seine Rosely nach dem Abitur übrigens unbedingt von ihren Studienplänen abbringen wollen. Sein Argument damals: „Du wirst doch eh mal heiraten und Kinder haben.“

Rosely Schweizer engagiert sich auch im achten Lebensjahrzehnt noch in Politik und Gesellschaft. Sie gehört dem CDU-Landesvorstand an, sitzt in den CDU-Landesausschüssen Wirtschaft und Wohnungsbau sowie Europa. Sie arbeitet mit im sogenannten Aufnahmegremium der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen am Bodensee. Und sie sitzt im Vorstand des Kinderschutzbunds Murrhardt. Demokratie, sagt sie, „ist zeitaufwendig“.

Termin Rosely Schweizer wird die Bürgermedaille am Sonntag, 2. Dezember, von 15 Uhr an im Heinrich-von-Zügel-Saal der Stadtbücherei Murrhardt verliehen.