Eingezogen sind Martin Müller, Cordula Kraft und Ulrich Harsch (von links) bereits.Eine Werkstatt bietet die Möglichkeit, mit den Jugendlichen Fahrräder zu reparieren. Foto: Werner Kuhnle

Die Jugendhäuser haben noch keine Freigabe des Landes für einen Betrieb. Deshalb müssen sich die Mitarbeiter des nagelneuen Murrer Jugendhauses noch in Geduld üben.

Murr - Noch ist es ruhig im neuen Murrer Jugendhaus. Die drei Jugendsozialarbeiter Martin Müller, Ulrich Harsch und Cordula Kraft sind so ziemlich unter sich – was der Corona-Pandemie geschuldet ist. Das Land hat für die Häuser der Offenen Jugendarbeit noch keine Freigabe für den Publikumsverkehr erteilt. Nur einige Handwerker sind noch im Haus, erledigen Restarbeiten, um dem rund 2,5 Millionen Euro teuren Projekt den letzten Schliff zu geben. „Die Bauabnahme war schon, wir könnten also eigentlich schon anfangen“, sagt Martin Müller, der das Haus leitet und mit den Kollegen den Umzug vom alten Jugendhaus am Kirchplatz ins neue am Hermannsplatz gestemmt hat.

Einerseits stimmt die Ruhe Müller zufrieden. Anders als im Steinheimer Jugendhaus fiel die Corona-Pandemie zunächst in die Zeit des Umzugs und nicht in die Phase der Wiedereröffnung. „Wir konnten also mit mehr Zeit einziehen und uns Gedanken über die Nutzung machen“, sagt Müller. Den Bauhof habe man entlastet, „wir haben es alles selbst gemacht“. Doch dann begann das, was der neue Jugendhausleiter „eine komische Ruhe“ nennt. Habe es zunächst noch geheißen, dass das Sozialministerium zum 19. April landesweit die Freigabe für die offene Jugendarbeit erteilt, verzögerte sich das Go in den vergangenen Wochen immer weiter. Und jetzt warten alle Jugendhäuser landauf, landab immer noch auf einen Termin.

Das Konzept für einen wirksamen Infektionsschutz in den Jugendhäusern sei noch nicht endgültig festgezurrt, eine gemeinsame Arbeitsgruppe des Sozialministeriums mit Vertretern der kommunalen Landesverbände arbeite mit Hochdruck daran, und man werden zeitnah informieren, teilte Pascal Murmann, Referent im Pressestab des Sozialministeriums Baden-Württemberg, Ende der vergangenen Woche auf Anfrage mit. Vorerst gelte deshalb die Schließung über den 2. Juni hinaus.

Gespannt wartet auch der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch auf die befreiende Nachricht aus dem Sozialministerium. „Wir haben die Eröffnung unseres Jugendhauses vom Juni auf den Herbst verschoben und hoffen, dass wir unseren Bürgern dann bei einem Tag der offenen Tür Einblicke gewähren können.“ Bartzsch äußert zugleich Verständnis dafür, dass die feierliche Eröffnung noch nicht wie geplant mit dem – inzwischen ebenfalls abgesagten Brückenfest – stattfinden könne. „Die Bürger würden sich bei den Führungen durch die Räume wohl zu nahe kommen.“

Abgesehen von dem Tag der offenen Tür würde Jugendhausleiter Martin Müller ganz gerne mit der normalen Arbeit beginnen. „Die Jugendlichen warten darauf, dass wir mit ihnen das Haus mit Leben füllen.“ Entsprechende Rückmeldungen bekomme das Team bei Gesprächen auf der Straße. Dabei klängen auch Probleme durch beengte Situationen während der Pandemie im Homeoffice und Homeschooling an. „Wir leisten auch weiterhin Einzelfallhilfe“, sagt Müller, dem es zudem leid tut, dass Kinder und Jugendliche wertvolle Lernerfahrungen im Jugendhaus derzeit nicht sammeln könnten. „Wir hätten auch gerne das Jugendhaus zusammen mit ihnen eingerichtet“, sagt Müller – jetzt hoffe er, dass Haus und Nutzer später in vielen schönen Projekten eine gemeinsame Geschichte schreiben können.

Bei dem Gedanken, wie es mal werden könnte, kommt im Team der Jugendsozialarbeiter durchaus Freude auf. „Wir verfügen über ganz andere Möglichkeiten als im alten Jugendhaus“, sagt Martin Müller. Ein Werkraum stehe ebenso zur Verfügung wie ein Lernraum, in dem die Besucher auch mal mit einem Computer etwas ausdrucken könnten. Und gerade das Werkeln biete Chancen, Projekte gemeinsam zu verwirklichen. Dass die Mädchenarbeit ausgebaut werden soll, sei im neuen Haus ebenfalls viel besser möglich. Und dass die Gäste auch mal in einem Raum ihren Geburtstag feiern könnten, sieht Martin Müller ebenfalls mit zwei lachenden Augen. Es werde Zeit, dass das Miteinander losgehe.