Der Neubau des Kleeblatt-Seniorenheims in Murr grenzt an das Nachbargebäude, das Schafhaus (rechts), was zu Konflikten führt. Foto: Werner Kuhnle

Erdal Savun platzt der Geduldsfaden. Der Neubau des Kleeblatt-Heimes in Murr ist für den Hauseigentümer nebenan ein Ärgernis.

Baustellen bringen Lärm und Schmutz mit sich. Das ist auch beim Neubau des Kleeblatt-Seniorenheimes in Murr nicht anders. Mit der Geduld am Ende ist Erdal Savun, Eigentümer des Schafhauses, direkt neben der Baustelle. Er macht sich Luft, indem er in scharfem Ton Gemeindeverwaltung und die Bietigheimer Wohnbau GmbH kritisiert. Er müsse immer wieder Pannen und Schäden hinnehmen und werde zu wenig beachtet. Die Art und Weise der Kritik hält wiederum der Bürgermeister Torsten Bartzsch für überzogen.

Beengte Verhältnisse prägen die Baustelle

Die Hintergründe für den Zwist liegen offenbar an den beengten Verhältnissen rund um die Baustelle. Dass es überhaupt zu einer Großbaustelle kam, liegt am Projekt. Die Gemeinde Murr unterstützt die Kleeblatt gGmbH und die Bietigheimer Wohnbau GmbH beim Bau eines großen Altenheimgebäudes für 3,9 Millionen Euro. Die Zahl der Dauerpflegeplätze in Einzelzimmern steigt von 25 auf 45. Im Neubau sind zudem 30  Betreute Wohnungen vorgesehen. Doch seit dem Baggerbiss im vergangenen September kam es immer wieder zu Zwischenfällen, die Erdal Savun aufregen. „Meines Erachtens ist der Zeitpunkt gekommen, mal alles auf den Tisch zu legen“, schreibt er.

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Zu den „eklatanten Missständen“, von denen Savun berichtet, zählten ein „massiver Druck“, den der Bauträger auf ihn ausgeübt habe, damit einer seiner Bäume gefällt wurde. „Das Wurzelwerk ragte in die Baustelle – man sagte mir, wenn der Baum dann nicht mehr standfest wäre, trüge ich das Risiko.“ Savun spricht von 20 bis 30 Beschwerden, die er in der Folge an die Verwaltung gerichtet habe, und vermisst Entschuldigungen. So seien eine Eisenstange, spitze Nägel und scharfkantige Blechbinder auf dem Grundstück verstreut und gefährdeten seine Kinder.

Der Zustand des Grundstücks ärgert Erdal Savun am meisten.

Der Zustand seines Grundstücks ärgert Erdal Savun am meisten. Er beobachte „permanente und unbefugte Zutritte auf unser Eigentum“, die er als „Hausfriedensbruch“ bezeichnet. Auf seinem Areal lagerten die Bauarbeiter unbefugt Gitterboxen, Eisenstangen, Bauzäune und anderes. „Mein Grundstück ist vollgemüllt, niedergetrampelt und zerstört.“ Ein Bauzaun sei gegen sein Haus gelehnt und zerkratze die Fassade. Savun moniert zudem einen „Vertrauensschaden“ gegenüber dem Bürgermeister und dem Bauamt, die an einer „überdimensionalen Höhe des Gebäudes“ interessiert seien und ihn nicht richtig über die Dachform aufgeklärt hätten.

Der Nachbar will nur noch schriftlich kommunizieren

All diese Vorwürfe weist Torsten Bartzsch energisch zurück. Erdal Savun habe von Anfang an nichts unversucht gelassen, die Kleeblatt-Erweiterung zu behindern. „Er ist gegen das Projekt und schickt uns öfter mehrere Mails in der Woche über Unzulänglichkeiten der Baustelle.“ Dabei verlasse Savun oft die sachliche Ebene und beschuldige ihn. Dass Fehler auf einer Großbaustelle passierten, stelle er gar nicht in Abrede, so Bartzsch, auch kritisiere der Nachbar in einigen Punkten das Bauunternehmen zu Recht, etwa in Sachen Bauzaun und abgelagerte Gegenstände. Doch wenn der Nachbar so tue, als ob die Verwaltung gar nichts unternommen hätte, ärgere ihn das. Er gebe die Kritik an das Bauunternehmen weiter – aber der direktere Weg sei das Gespräch vor Ort. Erdal Savun wiederum will nur noch schriftlich kommunizieren. Er beobachte an seinem Haus Schäden. „Die neu eingebaute Küche ist schief“, erzählt er und rechnet damit, dass man sich vor Gericht wiedersieht. Wie vor einer Großbaustelle üblich sei der Zustand des Hauses vorher dokumentiert worden, erklärt Torsten Bartzsch. Schäden müsste der Bauträger bezahlen.

Die Wohnbau GmbH nennt laxes Verhalten der Handwerker

Von Seiten der Bietigheimer Wohnbau GmbH bedauert der Projektleiter Dominic Nagerl in einer Stellungnahme das laxe Verhalten von Handwerkern wie etwa das Anlehnen des Bauzauns an der Fassade. „Es gibt keine zwei Meinungen darüber, dass fremdes Eigentum zu respektieren und zu schützen ist.“ Vorsatz sei aber nicht im Spiel. Von Hausfriedensbruch könne keine Rede sein, denn eine nachbarrechtliche Vereinbarung sichere bis Mai das Betretungsrecht. Bis dahin wolle man eine L-Stein-Mauer bauen. Sein Unternehmen zahle 10 000 Euro mehr, damit beim Verfüllen des Flüssigbodens keine unnötigen Vibrationen entstehen.

Der Kleeblatt-Geschäftsführer Stefan Ebert hofft, dass man die Probleme im sachlichen Ton regeln könne. Man sei in zahlreichen Projekten immer gut mit den Anwohnern ausgekommen.