Rund 50 Stammkunden kommen regelmäßig an einem der drei Abende in die Milchküche. Foto: Werner Kuhnle

Auf dem Hof von Friedhard und Beate Bühler spielt die Milch die Hauptrolle.

Murr - Dass es montags, mittwochs und freitags von 18 bis 19 Uhr überhaupt einen Direktverkauf auf dem Bühlerhof in Murr gibt, ist einer Eingebung von Friedhard Bühler vor fast einem Vierteljahrhundert zu verdanken. „Als ich 1982 in das Geschäft auf unserem Bauernhof eingestiegen bin, standen die Leute zu jeder Melkzeit mit ihren Milchkannen bei uns vor der Tür“, erinnert sich der studierte Diplom-Agraringenieur. Er schlug seinem Vater vor, an drei Abenden die Woche einen Hofverkauf einzurichten – und das hat sich bis heute so gehalten.

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Rund 50 treue Kunden, der Großteil aus Murr, aber auch aus Marbach und dem Bottwartal, stehen regelmäßig mit ihren Gefäßen in der ehemaligen Milchküche des Hofes. Verkauft wird nur, was vom eigenen Hof stammt. Rund 30 bis 50 Liter Milch wechseln an den Abenden jeweils den Besitzer, daneben gibt es meistens Kartoffeln, rote Beete und Möhren. „Und den leckersten Apfelsaft im Bottwartal“, ergänzt Friedhard Bühler.

Normalerweise sieht die Milchküche auf dem Bühlerhof aus, wie viele auf anderen Bauernhöfen auch. Montags, mittwochs und freitags zwischen 18 und 19 Uhr wird der geflieste Raum, in dem es nach frischer Milch riecht, jedoch zur Verkaufshalle. An einer Wand hängen zahlreiche Postkarten mit Urlaubsmotiven. „Da wir selbst sehr wenig Ferien machen, hängen wir dort die Karten unserer Kunden hin. Wir wollen wissen, wo sie in Urlaub gehen“, erklärt Beate Bühler. Häufig seien es vor allem die Kinder, die daran dächten, dass die versprochene Postkarte für die Urlaubswand im Bühlerhof geschrieben werden muss. „Und bei vielen ist dann noch eine Kuh als Motiv vorne drauf“, haben Bühlers festgestellt.

An einer Tür in der Milchküche kleben viele bunte Aufkleber mit flotten Sprüchen wie „Bio ist besser“ und „Uns Bauern gehört die Zukunft“. Beate und Friedhard Bühler sind stolz auf ihren Betrieb im Hohenhartweg 14. Seit 1982 betreibt die Familie Landbau nach Demeter-Richtlinien und steht für natürliche, nachhaltige Bewirtschaftung. „Unser gesamter Betrieb wird biologisch-dynamisch geführt“, erklärt Friedhard Bühler.

Das bedeutet unter anderem, dass bestimmte Pflanzenpräparate wie Schachtelhalm, Brennnessel oder Schafgarbe, die auf anderen Feldkulturen als Unkraut gelten, auf den Bühler’schen Feldern in aller Ruhe wachsen dürfen. „Sie verleihen dem Boden Qualität“, sagt der Diplom-Agraringenieur und verdeutlicht das an einem Beispiel: Brennnesseln würden häufig auf Schutthalden wachsen, weil der Abfall nach einiger Zeit mit einer dünnen Humusschicht überzogen werde. „Diesen Effekt lösen die Brennnesseln auch auf den Feldern aus“, erläutert Friedhard Bühler.

Positiv wirkten sich zudem auch sogenannte Hornkiesel-Präparate wie Silizium aus: In feinster Verdünnung auf den Pflanzen würden sie dafür sorgen, dass diese das Sonnenlicht besser ausnutzen und dadurch bekömmlicher und nahrhafter würden. Einmal im Jahr würde sein Betrieb vom Demeter-Verband mit Sitz in Darmstadt kontrolliert, dabei würden sowohl die Felder als auch die Belege gründlich angeschaut. Darüber hinaus gebe es unangekündigte Kontrollen nach dem Losprinzip. „Manchmal kommen Kontrolleure dreimal im Jahr auf den Hof, dann hat man auch mal wieder drei Jahre Ruhe“, weiß Friedhard Bühler aus eigener Erfahrung nur allzu gut.

Seit zwei Jahren bewirtschaftet er den Hof zusammen mit seiner Frau allein, seine Eltern sind 2010 beziehungsweise 2014 gestorben. „Seitdem haben wir Ackerbau und Viehzucht intensiviert und die Direktvermarktung ein wenig zurückgefahren“, sagt Friedhard Bühler. Über mangelnde Nachfrage kann er sich aber dennoch nicht beschweren. Häufig kämen Eltern mit ihren kleineren Kindern, die vor dem Zu-Bett-Gehen unbedingt noch die Kälbchen streicheln wollten.

Aus seiner Milch von seinem Hof wird in der Eisdiele Mille Miglia Eis gemacht. „Die Kunden kaufen nicht mehr auf Vorrat, sondern nur noch für den laufenden Verbrauch“, hat Bühler festgestellt. Seine 14 verschiedenen Kartoffelsorten gibt es maximal im 12,5 Kilo-Pack. „Beim Apfelsaft ist der Absatz ein wenig zurückgegangen, das dürfte an der verstärkten Vermarktung der Streuobstwiesen liegen“, vermutet Bühler. Aber es sei besser, wenn die Kinder überhaupt Apfelsaft trinken würden statt Cola.

Wie es mit dem Bühlerhof weitergeht, wird sich zeigen. „In Spitzenzeiten arbeiten wir bis zu 16 Stunden, aber dafür sind wir unsere eigenen Chefs“, sagt Friedhard Bühler. Sein 23-jähriger Sohn studiert an der Fachhochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen Agrarwirtschaft, er soll den elterlichen Hof später einmal übernehmen. Die Tochter macht eine Ausbildung zur Erzieherin. Sie kann sich vorstellen, dass ein Teil des Bühlerhofs zur Jugendfarm wird.