Wenn Jakob Friedrichs (links) und Gofi Müller in einer Gemeinde zu Gast sind, ist keine Frage tabu. Foto: Timm Ziegenthaler

Jakob Friedrichs und Gofi Müller haben Fragen zu ihrem Glauben beantwortet und eine neue Folge ihres Podcasts aufzeichnen lassen.

Murr - Hatten Adam und Eva einen Bauchnabel? Wie kann Gott bei all dem Elend in der Welt gut sein? Wenn Jakob Friedrichs und Gofi Müller in einer Gemeinde zu Gast sind, ist keine Frage tabu. Das war auch am vergangenen Freitag in Murr die Prämisse, als die beiden gläubigen Christen eine neue Folge ihres Podcasts „Hossa Talk“ im Gemeindehaus aufzeichnen ließen. Der Murrer Pfarrer Daniel Renz hatte sie dazu eingeladen. Die mehr als 90 Zuschauer konnten mithilfe ihrer Smartphones über die Webseite slido.com Fragen stellen und bewerten. Das Thema mit dem meisten Interesse wurde von Müller und Friedrichs dann auf der Bühne diskutiert.

So versteckt sich hinter der eingangs erwähnten „Bauchnabel-Frage“ das Thema der Entstehung der Welt. Gofi Müller hat dazu eine klare Meinung: „Selbstverständlich hatten Adam und Eva einen Bauchnabel. Sie haben sich von Säugetieren weiterentwickelt.“ Auch wenn er an die Evolutionstheorie glaube, zeige die biblische Geschichte sehr viel, zum Beispiel, dass der Mensch sich anmaßt, das Maß aller Dinge zu sein. Die Zuschauer hören aufmerksam zu. Durch die lockere Ausdrucksweise und die vielen Witze ist die Stimmung sehr gelöst. Damit niemand Hungern muss, hat ein Ehepaar für reichlich Gebäck gesorgt. Dazu darf sich jeder am Limo- und Radlertisch bedienen.

„Gibt es Bibelstellen, die euch Angst vor Gott oder Wut auf Gott machen?“ erscheint als nächste beliebteste Frage hinter den beiden Podcast-Machern auf der Leinwand. „Haufenweise“, antwortet Jakob Friedrichs, „Viele alttestamentliche, brutale Stellen haben mir vor allem früher Angst gemacht“. Auch Jesus sei mit seinen drohenden Worten manchmal „nicht ganz easy“. Angesprochen auf das Elend in der Welt erklären die beiden, auch keine Antwort auf die Theodizeefrage zu haben. „Aber Gott ist in unserem Leid immer mitbetroffen“, ist sich Gofi Müller sicher, „Wir glauben an den gekreuzigten Gott, einen Gott, der Schwäche zeigt“.

Jakob Jay Friedrichs und Gofi Müller kommen beide aus der Gegend um Frankfurt. Friedrichs ist unter anderem Gemeindepädagoge, Komiker und Referent, Müller arbeitet als Autor und Musiker. Das Format „Hossa Talk“ riefen die beiden Christen im Jahr 2014 ins Leben. Seitdem sind schon mehr als 130 Folgen erschienen, von denen jede etwa 8000 Zuhörer erreicht. Sie dauern meist etwa eineinhalb Stunden. Jay und Gofi, wie sich die Macher im Podcast nennen, laden dazu Gesprächspartner ein oder besuchen Gemeinden wie Murr. Dabei wollen sie sich „mit der Frage beschäftigen, wie sich Christsein in einer komplexen, widersprüchlichen und manchmal chaotischen Welt leben lässt“.

Ein Konzept, das auch Daniel Renz überzeugt hat. Er hört den Podcast selbst, „eigentlich schon von Anfang an“. „Ich finde es gut, dass es bei Hossa Talk keine Denkverbote gibt“, erklärt der Pfarrer seine Begeisterung, „Hossa Talk ist für viele Christen eine Art virtuelle Gemeinde geworden - ein Ort, an dem sie sich mit ihren Fragen und Zweifeln gut aufgehoben wissen und weiterentwickeln können. Und letztlich ist das auch mein Traum für uns als Evangelische Kirchengemeinde Murr.“ Da er immer auf der Suche nach originellen Veranstaltungen sei, habe er Friedrichs und Müller schon im vergangenen Jahr angefragt. Ende 2018 vereinbarten sie den Termin für diesen Oktober, der durch Spenden finanziert wurde.