Zum Spatenstich mussten die Gäste im Matsch stehen, von oben blieb es allerdings trocken. Foto: Werner Kuhnle

Nach Verzögerungen bei der Planung wird nun beim Bauen richtig Gas gegeben.

Murr - Eigentlich hätten wir solche Sonne wie die letzten Tage verdient gehabt, denn heute ist ein sehr freudiger Anlass, auf den wir lange hingearbeitet haben“, meinte Bürgermeister Torsten Bartzsch gestern beim offiziellen Spatenstich für das neue Jugendhaus am Hermannsplatz. Immerhin: Auch wenn er und die Gemeinderäte, Jugendlichen, Jugendhaus-Mitarbeiter, Architekten und Planer sowie Vertreter der Kreisjugendpflege für den Fototermin im Matsch standen, so blieb es doch von oben her trocken.

Trocken bleiben soll auch das künftige Jugendgebiet, auch wenn, was in dem Hochwasserschutzgebiet durchaus möglich ist, die Murr ihr Bett verlässt und das Gelände bis zu maximal 1,70 Höhe bei einem Extremhochwasser flutet. Dafür sorgt die besondere Bauweise. „Zuerst kommt eine massive durchgehende Bodenplatte, dann eine Stahlkonstruktion als Aufständerung, darüber wieder eine massive Bodenplatte“, erläuterte der Architekt Albrecht Scheible vom Fellbacher Büro D’Inka Scheible Hoffmann Lewald, das im März 2017 den Architekturwettbewerb gewonnen hatte. Die Außenwände sind eine Pfosten-Riegel-Konstruktion, die Fassade besteht aus einer Lärchenholzverschalung. Auch im Innenraum wird es viel Holz geben. Aufs begrünte Dach kommt eine Photovoltaikanlage, beheizt wird alles mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, sodass das Gebäude fast energieautark ist, wie der Architekt betonte.

Darüber freute sich auch Torsten Bartzsch: „Das Gebäude wird nicht nur funktional, wirtschaftlich, ökologisch und kompakt, sondern fügt sich auch in die Umgebung ein“, betonte er. Auch den zahlreichen Einsprüchen der Anwohner wurde Rechnung getragen: Das Freigelände wird zu den Nachbargebäuden hin komplett durch das Jugendhaus selbst abgeschirmt. Die Einsprüche und die dadurch notwendigen Gutachten waren es auch, die den Baubeginn, der eigentlich schon vor einem Jahr geplant war, verzögert haben, erklärte der Rathauschef in seinem chronologischen Rückblick.

Eine Alternative zum Neubau habe es aber nicht gegeben, machte er deutlich. Denn auch am jetzigen Standort in der Alten Schule habe es Probleme gegeben, weil die Räumlichkeiten viel zu klein gewesen seien und kein Freigelände geboten hätten. Der Jugendhausleiter Ulrich Harsch nannte hier unter anderem das Problem, dass beim Ballspielen immer mal wieder ein Fenster der benachbarten Kirche zu Bruch gegangen sei, und das sei richtig teuer gewesen.

Bartzsch erklärte, die Gemeinde sei vor 19 Jahren mit der offenen Jugendarbeit in ein sehr wichtiges Feld eingestiegen und wolle diese nun weiter stärken und fördern. Das Jugendhaus wird von derzeit etwa 20 Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 20 Jahren genutzt. Das Angebot reicht vom Basteln und Lesen üben über Tischtennisspielen zur Koordinationsförderung bis hin zur Hilfe bei Bewerbungen, Unterstützung bei häuslichen Problemen, einem offenen Ohr bei Liebeskummer oder Bewusstmachen von Gefahren im Internet, erklärte der Jugendhausleiter.

Hakan, Aiman und Dominik, die zum Spatenstich gekommen waren, freuen sich jedenfalls schon auf den Neubau: „Vorher war das nur wie eine kleine Wohnung, jetzt kriegen wir ein richtig gescheites Jugendhaus. Ich glaube, da kommen jetzt noch mehr Jugendliche“, meinte Hakan.