So bunt war der Fasnetsumzug in Murr. Foto: Werner Kuhnle

Insgesamt zogen 47 Fasnetsgruppen durch die Murrer Innenstadt – bei schönsten Sonnenschein säumten Tausende Besucher die Straßen. Sogar ein Nikolaus hatte sich „verirrt“.

„Es sind 12 000 bis 15 000 Besucher hier“, berichtete Sarah Väth, die Präsidentin der Carnevalsfreunde Murr. Gerade hatte sie mit der Polizei gesprochen. Wer im Städtle schon vor dem Umzug unterwegs war, konnte das sicher bestätigen. Selbst im Industriegebiet hieß es am Sonntag früh da sein für Besucher mit Autos, denn rasch füllten sich die Parkplätze vor den großen Discountern. Fahrzeuge mit Stuttgarter, Pforzheimer oder Heilbronner Kennzeichen zeigten, wie beliebt die Veranstaltung ist. Faschingsfans aus der ganzen Region haben in Murr fröhlich gefeiert. Und sogar bayerische Autokennzeichen wurden gesichtet.

 

Für die Kinder, die schon eine Weile im Auto unterwegs gewesen waren, verwandelten sich die Supermarkt-Parkplätze in Freiluft-Garderoben. Hinter Autotüren kamen da im Nu allerlei kleine Echsen, Löwen oder Eisbären zum Vorschein. Ganzkörper-Kostüme machten’s möglich. Unter einem furchterregenden großen Saurierkostüm aus Plastik, das die Straße entlangtrottete, versteckte sich aber wahrscheinlich ein Erwachsener. Jemand anderem war wohl eingefallen, dass ein Nikolauskostüm schließlich auch eine Art Verkleidung ist und eigentlich zu schade, um nur einmal im Jahr aus dem Schrank geholt zu werden. Prinzessinnen und adelige Damen waren in diesem Jahr nicht so häufig zu sehen.

Die Sotanos heizten mit ihrer Guggenmusik kräftig ein. Foto: Werner Kuhnle

Fasnetsumzug in Murr

Je mehr sich der Umzug dem Ortszentrum näherte, desto weniger konnte man kostümierte Besucher von den Teilnehmern aus einer der 47 beteiligten Gruppen unterscheiden. Immer mehr drängten sich die dicht an dicht stehenden Besucher in den Straßenbereich. Hinter den Gässlesfetzern boten die gastgebenden Carnevalsfreunde Murr mit ihrer bunten Vielfalt an Gruppen aus dem gesamten Ländle ein farbenprächtiges Bild an der Spitze des Zuges. Der große Wagen mit dem Motto „Murrtal Helau“ war im Inneren umgebaut worden, um jede Menge Bonbons, Lollis und kleine Brezelbeutel unter die Leute zu bringen.

Für den Nachschub genügte ein kurzer Griff eine Etage tiefer zu den exakt angeordneten nächsten Packungen. So behielt die Mama recht, die ihren kleinen Sohn am Straßenrand tröstete, als der ein Bonbon nicht so schnell fangen konnte. „Die Wagen sind voll damit“, hatte sie gesagt. Vorne versteckte sich die Musikbox, aus der schon lange vor Beginn Hits wie der vom „Handwerker“ schallten. Dahinter folgten in bunter Reihenfolge schaurige Hexen, Tanzgarden in adretten roten, blauen und weißen Uniformen und allerlei Guggenmusiker. Bei denen boten sicherlich die „Sotanos“ mit ihren vier prächtigen blauen Sousaphonen am Ende das beeindruckendste Bild und dank der Lungenkraft der Männer auch einen beeindruckenden Sound.

Die Stimmung war bei strahlendem Sonnenschein prächtig, auch ohne die drei Promille Alkohol im Blut, die laut eines Faschingshits nötig seien, um im Club so richtig Stimmung zu machen.