Im Murrer „Sonneneck“ im Burgweg finden Kunden frisches Gemüse, das in der Gärtnerei des Hofs angebaut wird.
Murr - Im Murrer Gewerbegebiet Im Langen Feld kann es sehr hektisch zugehen. Die Tankstelle ist pausenlos geöffnet, Discounter, Drogerie und Fachgeschäfte locken Kunden an. Wie in einer anderen Welt fühlt man sich wenige Meter entfernt: im Demeter-Hofladen Sonneneck im Burgweg. Zwei Kurven, ein paar Bäume und eine grüne Wiese trennen den Laden vom Trubel des Alltags. Kein Wunder, dass Stefan Eysermans, Gabriele Mayer-Eysermans sowie Gabriele Floeder, die das Sonneneck gemeinsam betreiben, in Bezug auf ihren Laden von einer „Insel“, ja von einer „Oase“ sprechen.
Auch hier können sich Kunden mit den wichtigsten Lebensmitteln eindecken. Es gibt saisonales Gemüse aus eigenem Anbau, Obst, Brot von einer Bio-Bäckerei aus Winnenden, Milchprodukte und eine Käsetheke, Süßwaren sowie ein Regal mit gemischter Ware: Tee, Kaffee, Linsen, Marmelade, Putz- und Waschmittel. Ein Vollsortimenter also mit einem Angebot, das auch Vegetarier, Veganer, Allergiker, Menschen mit Laktoseintoleranz und junge Mütter anspricht. „Man findet kaum noch Pastinaken für den Erstlingsbrei. Wir bauen sie selbst an, und das ist sehr gefragt“, sagt Gabriele Floeder.
Generell liegt der Schwerpunkt auf Produkten aus dem eigenen Anbau, in dieser Reihenfolge folgen Lebensmittel aus der Region, Deutschland und dem Ausland. So stammt der Käse aus Hohenlohe, dem Allgäu und von der Alb. Weitere Milchprodukte aus Schrozberg bei Schwäbisch Hall.
Doch wie kann ein Hofladen direkt neben Supermärkten bestehen? „Das Angebot ergänzt sich gut“, sagt Gabriele Mayer-Eysermans. Sowohl mit den Produkten als auch der Atmosphäre. Während in den Discountern schnell und anonym das Wichtigste eingekauft wird, lauten die Zauberwörter im Sonneneck eher Frische und Persönlichkeit. „Hier ernten wir den Salat am gleichen Tag, an dem er verkauft wird. Und ist er aus, ernten wir neuen vom Feld“, nennt Stefan Eysermans ein Beispiel. Während er für die Gärtnerei zuständig ist und seine Ware auch auf dem Markt in Stuttgart verkauft, leiten seine Frau Gabriele sowie Gabriele Floeder den Laden.
Und dort nehmen sie sich auch Zeit für einen Plausch und persönliche Beratung. Unter anderem Pendler, die auf dem Weg zur Autobahn vorbeikommen, wissen das zu schätzen. „Und für manche Kunden ist der gemütliche Einkauf hier am Freitagabend der wirkliche Start ins Wochenende“, meint Mayer-Eysermans.
Im Laden selbst herrscht Selbstbedienung. Das Gemüse – egal ob Lauch, Tomaten, Wirsing, Kohl, Fenchel, Rüben, Spinat, Kürbisse – oder gar Honigmelonen kommen aus dem hofeigenen, biologischen Anbau. Auch Beeren, Kiwi, Mango, Kaki oder Litschi sind erhältlich. Wie frisch die Produkte sind, zeigt die Tatsache, dass der Kunde Gewächshäuser oder Felder des Hofs passiert, egal aus welcher Richtung er kommt. „Wir haben viele Stammkunden, die ihren Einkauf mit einem Spaziergang verbinden oder mit dem Fahrrad kommen. Sie interessieren sich dafür, wann es was zu kaufen gibt“, sagt Floeder ergänzend.
Viereinhalb Hektar umfasst das Gelände von Hof und Feldern, worauf Folienhäuser mit einer Gesamtgröße von 6000 Quadratemetern Platz finden. Darin wird mit einer Ausnahme nicht geheizt, stattdessen warten die Betreiber eben, bis der Winter vorüber ist. Das Wintersortiment wird dem Kühlhaus entnommen. Und gegossen wird mit Regenwasser aus einem Sammelteich. Selbst ein Bienenstock steht im Hof. Der gewonnene Honig wird im Laden verkauft.
Die Geschichte des Ladens beginnt in den 1970ern, als die Familie Fried Gemüse verkauft hatte, den Hof dann aber an die Familie von Woedtke weitergab, unter der die Erzeugnisse seit 1987 die Bezeichnung „demeter“ tragen. Anfang der 1990er Jahre wurde der Hofladen gebaut, den die Eysermans 1999 samt Gärtnerei als Pächter übernommen haben. Sie gründeten zwei Firmen, je eine für den Laden und die Gärtnerei. Ein bis zwei Auszubildende beschäftigen sie heute, dazu kommen drei Minijobber in der Gärtnerei sowie ein bis drei Saisonkräfte im Sommer. Mit vier festen Mitarbeitern für den Markt sind im Sommer bis zu 20 Personen beschäftigt.
Hatte der Laden anfangs an zwei Tagen geöffnet, wurden das Sortiment und die Öffnungszeiten nach der Renovierung im Herbst 2011 ausgeweitet. In jenem Jahr stieß auch Gabriele Floeder zum Team hinzu, der Hofladen wurde in „Sonneneck“ umbenannt. „Es gehört Idealismus dazu, solch einen Betrieb zu führen“, meint Mayer-Eysermans. Und ihre Mitstreiterin Gabriele Floeder fügt an: „Für uns ist das aber eine Erfüllung, und durch die Rückmeldungen der Kunden bekommen wir viel zurück. Das nährt uns.“