Sowohl in Murr als auch in Zsobok wird jeden Herbst Apfelsaft selbst hergestellt. Foto: privat

Alles im Fluss – der Apfelsaft aus Zsobok kommt bei den Bewohnern gut an und ist gesund.

Murr - Selbst gepresster Apfelsaft ist gesund und lecker – das weiß man mittlerweile auch im rumänischen Zsobok zu schätzen. Beim Murrer Obst- und Gartenbauverein (OGV) hatte man vor einigen Jahren eine gute Idee: Von der Apfelsaftpressaktion für die Mitglieder des Vereins wurden 200 Fünf-Liter-Kartons an den Förderverein Zsobok gespendet und in das rumänische Kinderheim gebracht. „Dort kam der Saft sehr gut an“, berichtet Siegfried Lindenlaub, OGV-Vorsitzender und für die Pressearbeit des Fördervereins verantwortlich.

Seine Frau Gunhild dachte damals gleich noch einen Schritt weiter: Die Bürger von Zsobok können doch ihren eigenen Apfelsaft herstellen. Immerhin liegt der Ort im so genannten Apfeltal und es gibt dort jede Menge Streuobstwiesen. Heißt: Der Grundstoff für den Saft ist da.

Fehlte also noch eine Saftpresse. Um die kümmerte sich Ernst Stoll, ein Landwirt aus Blaubeuren, der ebenfalls zum Förderverein Zsobok gehört. Die Kartons und Plastiksäcke für den Saft kommen jeweils vom OGV Murr.

Vor zwei Jahren wurde dann die stationäre Presse nach Rumänien gebracht. Und sie ist rege in Gebrauch, hat Siegfried Lindenlaub vom Zsoboker Ortsvorsteher Istvan Gál Maté erfahren. Rund 30 000 Liter Saft seien dieses Jahr gepresst worden. Das sind 6000 Fünf-Liter-Boxen.

Nicht alle davon sind allerdings von den rund 350 Einwohnern von Zsobok hergestellt worden. Wie auch bei den Saftpressen hierzulande können Stücklesbesitzer ihr Obst dort zu eigenem Saft pressen lassen. Man bringt die Äpfel mit, die Presse tut ihre Arbeit, und der Saft wird in die Plastiktütenbehälter gefüllt, die in Kartonboxen aufbewahrt werden können. Pro Box Saft wird dann am Ende abgerechnet. Das Einzugsgebiet der Apfelanbauer ist etwa 60 bis 70 Kilometer rund um den Ort. Deshalb war an der Presse un Herbst teilweise starker Andrang, sodass Wartezeiten unvermeidbar waren, so Istvan Gál Maté weiter.

Für den Förderverein Zsobok ist die Apfelpresse einmal mehr ein gelungenes Projekt zum Thema „Hilfe zur Selbsthilfe“, wie Siegfried Lindenlaub betont. Schließlich werden die Saftpakete nicht nur selbst konsumiert, sondern auch verkauft. Lindenlaub: „Das läuft ganz gut, da wird Ertrag damit gemacht.“ Entstanden ist aber auch ein tolles Produkt. „Der Saft schmeckt sehr gut“, sagt Gunhild Lindenlaub, die ihn schon probieren durfte. „Da ist viel mehr Sonne drin als bei uns.“

Bis die Apfelpresse in Zsobok stand, ist das Obst übrigens ebenfalls verarbeitet worden – allerdings eher zu Schnaps. Dass der Fokus heute auf dem Apfelsaft liegt, ist Günther Burk, dem Vorsitzenden des Fördervereins, nur recht: „Da haben die Kinder im Heim und letztlich alle Bürger mehr davon.“ Siegfried Lindenlaub ergänzt, dass der Saft durch das schonende Erhitzen zwar halbar gemacht werde, aber die Vitamine erhalten bleiben. „Das ist auch sehr gesund.“

Auf Schnaps muss deshalb aber keiner verzichten. Er wird zum Beispiel noch aus den Zwetschgen hergestellt, die in Zsobok ebenfalls wachsen. „Aber Schnaps hat dort längst nicht mehr den Stellenwert wie früher“, so Lindenlaub. „Für die heutige Generation ist das eher zweitrangig.“