Monika Harsch füttert ihre Alpakas auf einer Wiese nahe Mundelsheim. Foto: Susanne Yvette Walter

Monika Hirsch setzt die tierischen Helfer ein, um Menschen mit Gewalterfahrungen zu heilen. Für diese Art Arbeit mit Tieren war eine Zusatzausbildung notwendig.

Mundelsheim - So flauschig wie der Kopf eines Pudels fühlen sich die Alpakas an, die auf einer Wiese in Mundelsheim grasen, und mit ihren großen Augen schließt sie jeder gleich ins Herz. Das ist der Grund, warum die Sozialpädagogin Monika Harsch diese Tiere bei ihrer Arbeit einsetzt.

„Hauptsächlich arbeite ich mit Frauen, die in ihrer Kindheit missbraucht wurden“, macht die Mundelsheimerin deutlich, die für eine Fachberatungsstelle in Heilbronn arbeitet und Zusatzausbildungen zur Traumatherapeutin und zur systemischen Therapeutin absolviert hat. Seit einiger Zeit betreibt sie auf selbstständiger Basis eine kleine Praxis in Mundelsheim, wo sie auch die Alpakas einsetzt.

Auch für diese Art Arbeit mit Tieren war eine Zusatzausbildung notwendig. „Grundsätzlich haben wir viel gelernt über die Haltung von Alpakas. Und wir sind in die Therapie eingestiegen“, erzählt sie. Gezeigt wurde Monika Harsch auch, wie man eine Therapiestunde aufbaut. „Zunächst lernten wir einfach die Tiere in ihrem besonderen Wesen kennen und machten die Erfahrung: Alpakas sind keine Kuscheltiere. Schmusen ist nicht, allenfalls streicheln im geschützten Rahmen.“

Viele Klienten empfinden das als sehr angenehm. In der Ausbildung ging es auch praktisch zur Sache. „Gelernt haben wir aber auch, wie eine Einheit, eine Therapiestunde, aufgebaut ist, und was es organisatorisch alles zu beachten gibt.“

Als Therapeutin weiß Monika Harsch, wie wichtig der Kontakt zu anderen Lebewesen für traumatisierte Menschen ist. Die leben nämlich häufig in sozialer Isolation. „Oft besteht ein Zusammenhang zwischen der Gewalterfahrung und einer Suchterkrankung“, beschreibt sie ihr Klientel. Dissoziation ist das Wort, das erklärt, womit frühkindlich traumatisierte Menschen zu kämpfen haben: Sie trennen sich ab, spalten sich ab von der Gesellschaft, vereinsamen und/oder leiden unter Depressionen. „Das Alpaka wirkt auf diese Menschen gerade deshalb so vertrauenserweckend, weil es kein Schmusetier ist und nicht gleich wieder Emotionen kanalisiert“, erklärt Monika Harsch und ergänzt: „Es lässt sich manchmal streicheln, und es ist ein hervorragender Lastenträger und Begleiter bei langen Spaziergängen und Wanderungen.“

Für die Klienten ist das durchaus eine Herausforderung. „Viele können gar nicht direkt auf das Alpaka zugehen und es streicheln, sondern nähern sich ganz vorsichtig. Dabei üben sie, sich wieder auf ein Gegenüber einzulassen und einzustellen, dann passiert dasselbe auch umgekehrt“, erklärt die 52-Jährige.

Da ein Alpaka keine hektischen Bewegungen mag und bei aufkommender Hektik die Flucht sucht, leitet Monika Harsch ihre Patienten zu langsamen Bewegungsabfolgen an. Selbst kleine Erfolge werden gefeiert: „Es geht immer darum, positive Gegenbilder zu entwerfen.“