Bringt das Zukleben des Munds etwas? Foto: Jo Panuwat D / shutterstock.com

Im Internet begegnet man immer wieder Videos, in denen Influencer empfehlen, sich nachts den Mund zuzukleben. Was steckt dahinter?

Am 4. Januar 2021 erschien das Buch „Breath“ von James Nestor. Der Autor berichtet darin unter anderem davon, wie er sich nachts den Mund zuklebt, um nur noch durch die Nase einatmen zu können. Als Grund dafür nennt er etliche Vorteile, welche das Einatmen durch die Nase gegenüber der Mundatmung haben soll. Dadurch solle zum Beispiel das Schnarchen aufhören, der Mund weniger stark austrocknen oder auch die Qualität des Schlafs verbessert werden.

 

Trend auf Social Media

Auf TikTok und Instagram hat sich der angebliche Lifehack mit dem zugeklebten Mund mittlerweile festgefahren. Immer wieder begegnet man dort Menschen, die in den höchsten Tönen von der Methode schwärmen. Zu den angepriesenen Effekten gehören unter anderem:

  • Eine Verbesserung von Asthmasymptomen
  • Eine Verringerung des Blutdrucks
  • Eine bessere Schlafqualität, mehr Energie im Alltag
  • Kein trockener Mund mehr beim Aufwachen
  • Ein besserer Atem und eine allgemein bessere Mundhygiene

Die Liste ist nicht abschließend. Doch glaubt man den anekdotischen Erfahrungsberichten der Influencer, soll dieser kleine Trick die Lebensqualität stark verbessern. Aber ist das wissenschaftlich belegt?

Das sagen Gesundheitsexperten

Die Schlafmedizinerin Cinthya Pena Orbea von der Cleveland Clinic in Ohio hält fest, dass die meisten Beweise für die Vorteile des Mundzuklebens rein anekdotisch seien und die Studienlage aktuell zu dünn sei, um eindeutige Belege dafür zu liefern. Es gäbe laut der Expertin zwar einige Studien, die einen positiven Effekt durch das Taping feststellen konnten. Genauso gäbe es aber andere Studien, in denen keine positiven Auswirkungen beobachtet werden konnten. Der HNO-Arzt und Kraniofazialchirurg Thomaz Fleury Curado von den University Hospitals in Ohio rät daher, sich bei Schlafstörungen einer professionellen Behandlung zu unterziehen, statt auf wissenschaftlich unbegründete Tipps von Social Media zu hören. Unter anderem, weil das Zukleben des Munds auch Probleme mit sich bringen kann. So könne es zu Hautirritationen oder Ausschlägen durch das Klebeband kommen. Auch könnte es durch das Taping selbst zu Atemproblemen kommen, die sich wiederum negativ auf die Schlafqualität auswirken. Manche Menschen könnten sich zudem durch den Fremdkörper am Mund eingeengt fühlen und so Einschlaf- oder Durchschlafprobleme entwickeln.

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Fazit

Leidet man tatsächlich an Schlafstörungen, die durch Vorerkrankungen oder andere Beschwerden hervorgerufen werden, sollte man laut der schlafwissenschaftlichen Beraterin Dr. Carleara Weiss einen Arzt aufsuchen, statt auf anekdotische Erfahrungsberichte von TikTok oder Instagram zu hören.