Robert Mugabe im Oktober 2015 bei einer Rede vor den Vereinten Nationen. Foto: epa

Nach bald 30 Jahren kündigt sich ein Ende der autoritären Herrschaft des 92-jährigen Robert Mugabe über Simbabwe an.l

Harare - In dem südafrikanischen Staat Simbabwe kündigt sich der endgültige Zusammenbruch der autoritären Herrschaft des 92-jährigen Präsidenten Robert Mugabe an. Nachdem der südafrikanische Staat dermaßen bankrott ist, dass er die Gehälter seiner Soldaten, Polizisten und Lehrer bereits wiederholt nicht rechtzeitig bezahlen konnte, ein Drittel der Bevölkerung auf ausländische Nahrungsmittelhilfe angewiesen ist und eine außerparlamentarische Opposition zumindest einen Tag lang das Land zum Stillstand brachte, haben jetzt Mugabes bislang treueste Lakaien, die Veteranen des Befreiungskrieges, dem greisen Autokraten die Gefolgschaft gekündigt.

Bankrotte Führung des Landes

„Wir verfolgen mit Schrecken die zunehmenden diktatorischen Tendenzen des Präsidenten und seiner Kohorten, welche die Werte des Befreiungskampfes zersetzt haben“, heißt es in einer Erklärung der Kriegsveteranen: „Weitverbreitete Korruption“ und die „bankrotte Führung“ Mugabes hätten das Land zu Grunde gerichtet.

Solche Töne von der Organisation, der auch hochrangige Offiziere angehören, waren bislang undenkbar: Auf die Kriegsveteranen hatte sich Mugabe stets vor allem dann verlassen können, wenn er – wie im Zusammenhang mit der umstrittenen Landreform in den 1990er Jahren – eine auch vor Gewalttätigkeiten nicht zurückschreckende Schlägertruppe brauchte. Die Allianz zwischen dem Präsidenten und den Kriegsveteranen fiel nun dem Machtkampf innerhalb der Regierungspartei Zanu/PF um die Nachfolge Mugabes zum Opfer: Während der Greis seine 40 Jahre jüngere Ehefrau Grace zu seiner Erbin im Präsidentenamt installieren will, stehen die Kriegsveteranen hinter dem Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa, dem nach Mugabe mächtigsten Mann in der Partei.

Ein Regime geht unter

Die Abkehr der Kriegsveteranen sei „der Anfang vom Ende“ der Herrschaft Mugabes, zeigte sich der Politologe an der Universität von Masvingo, Takavafira Zhou überzeugt. Die einflussreiche Organisation habe realisiert, dass das Regime im Untergang begriffen sei, und wolle noch rechtzeitig das sinkende Schiff verlassen. Die Regierung geißelte die Kriegsveteranen inzwischen als „verräterisch“ und kündigte Anklagen gegen die Unterzeichner der Erklärung wegen Hochverrats an. Gleichzeitig wurde in staatlichen Medien des Landes eine zwölfseitige Beilage zum 51. Geburtstag von Grace Mugabe geschaltet, in der diese als „liebende Mutter, leidenschaftliche Philanthropin, kluge Geschäftsfrau, scharfsinnige Politikerin und bemerkenswerte Patriotin“ gefeiert wird. Im Volksmund wird die Präsidentengattin wegen ihrer legendären Großeinkäufe dagegen „grabbing Grace“, grabschende Grace, genannt.

Die jüngste Krise des seit der Gründung des Staates vor 36 Jahren herrschenden Präsidenten hat vor allem wirtschaftliche Gründe. Die Staatskasse ist dermaßen leer, dass die Regierung bereits wiederholt ihre Beamten nicht rechtzeitig bezahlen konnte, was erstmals auch Polizisten und Soldaten gegen Mugabe aufbrachten. Dessen Versuche, im Ausland Kredite locker zu machen, sind alle gescheitert: Weder der Weltwährungsfonds, dem Simbabwe noch zwei Milliarden Dollar schuldet, noch die Regierungen in China und Moskau zeigten sich zu einer Auslösung des Autokraten bereit.

Der Pfarrer soll gehen

Anfang des Monats kam es bereits zu öffentlichen Protesten und einem eintägigen Generalstreik, den der Pastor Evan Mawarire über die Sozialen Netzwerke organisiert hatte. Mugabe bezeichnete den Pfarrer inzwischen als einen Fremdkörper, „der nicht so leben will, wie wir leben möchten“, und forderte ihn zum Verlassen des Landes auf. Mawarire hält sich derzeit in Südafrika auf und zögert aus Furcht vor Repressalien, in seine Heimat zurück zu kehren. Der Geistliche war bereits vor zwei Wochen wegen Hochverrats verhaftet worden: Ein Amtsrichter hatte die Anklage jedoch als verfassungswidrig abgewiesen. Eine Gruppe simbabwischer Persönlichkeiten, die sich selbst „Plattform besorgter Bürger“ nennt, forderte am Montag die Bildung eines 18-köpfigen „technokratischen Rats“ als Übergangsregierung. Simbabwe drohten „ernsthafte politische Unruhen“ oder gar ein „Staatskollaps“, wenn es nicht schleunigst von einem neutralen Gremium stabilisiert werde, heißt es in einer Erklärung der Gruppe, der neben Akademikern, Geschäftsleuten und Menschenrechtsaktivisten auch ehemalige Mitglieder der Regierungspartei angehören.