Sandra Hüller ist zur Schauspielerin des Jahres gewählt worden. Foto: dpa

Jedes Jahr stimmen über 40 Theaterkritiker darüber ab, was auf den Bühnen wirklich großartig war. Diesmal bekamen die Münchner Kammerspiele von Matthias Lilienthal viel Wohlwollen ab. Stuttgart geht in allen Kategorien leer aus.

Berlin - Nach dem Wirbel um seine Intendanz sind die Münchner Kammerspiele von Matthias Lilienthalzum Theater des Jahres gewählt worden. Bei einer Wertung von 44 Kritikerinnen und Kritiker, unter ihnen auch der Kritiker unserer Zeitung, schnitt das Theater für die Saison 2018/2019 am besten ab, wie das Fachmagazin „Theater heute“ mitteilte. Auch die Inszenierung des Jahres geht auf den umstrittenen Intendanten zurück: Christopher Rüpings zehn Stunden dauerndes Antikenprojekt „Dionysos Stadt“ konnte am meisten überzeugen.

Lilienthal geht in seine letzte Spielzeit an den Kammerspielen. Nach Ansicht seiner Kritiker hat der 59-jährige Intendant das klassische Sprechtheater vernachlässigt und stattdessen zu viel Diskurs und Experimentelles auf die Bühne gebracht. Zudem wurde ein Rückgang der Zuschauerzahlen beklagt.

Auch Sandra Hüller darf sich freuen

Auch der Schauspieler des Jahres kommt aus Lilienthals Theater. Nils Kahnwald ist Ensemblemitglied der Kammerspiele und spielt dort in fünf Inszenierungen. Zur Schauspielerin des Jahres kürten die Kritiker mit sechs Stimmen Sandra Hüller. Die 41-Jährige, einem breiten Publikum bekannt durch Filme wie „Toni Erdmann“ oder „Fack ju Göhte 3“, wurde vor allem für ihre Rolle als Penthesilea in der Regie von Johan Simons ausgezeichnet. In dieser Kategorie konnte Sylvana Krappatsch vom Stuttgarter Schauspiel immerhin einen Achtungserfolg verbuchen. Für ihre Klytämnestra in der „Orestie“ von Robert Icke erhielt sie drei Kritikervoten. Sonst spielt das Theater von Burkhard Kosminski in der Kritikerumfrage nur eine marginale Rolle.

Theaterstück des Jahres war nach Ansicht der Kritiker Elfriede Jelineks „Schnee Weiss (Die Erfindung der alten Leier)“, vom Schauspiel Köln im Dezember uraufgeführt. Für ihr Bühnenbild der „Drei Schwestern“ an den Kammerspielen wurde Lena Newton ausgezeichnet, Vanessa Rust überzeugte mit ihren Kostümen für Peter Lichts „Tartuffe oder das Schwein der Weisen“ am Theater Basel.