Bayern-Trainer Ancelotti in Weihnachtsstimmung Foto: AFP

Der FC Bayern schlägt zurück. Und wie! mit einem 3:0 gegen Verfolger Leipzig. Die Spieler sind auf den Punkt da, Carlo Ancelotti entwickelt einen klugen Plan.

München - Der FC Bayern schlürfte nach dem 3:0-Triumph gegen die Roten Bullen aus Leipzig seine eigene Brause. Sie prickelte, sie schmeckte zuckersüß, und sie schien im Nachgang irgendwie Flügel zu verleihen. Der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge jedenfalls schwebte geradezu aus der Münchner Kabine, als er sein Glas und die Botschaft des Abends mitbrachte. „Wir trinken heute Champagner – heute machen wir’s ganz nobel“, sagte Rummenigge, der sein Gläschen mit dem edlen Tropfen der Marke Veuve Clicquot auch vor den Fernsehkameras nicht losließ. Die Bayern feierten. Aus gutem Grund. Der pure Genuss war dieser Abend für den Rekordmeister. Nicht nur beim Schampus-Nachspiel. Sondern auch auf dem Platz, wo die Münchner gegen RB Leipzig fußballerische Feinkost geboten hatten.

Da überraschte es hinterher kaum, dass Rummenigge den Zeremonienmeister gab. Der Platzhirsch setzte ein beeindruckendes Zeichen gegen den Emporkömmling, und das Alphatier hörte auch danach nicht auf, die Muskeln spielen zu lassen. „Der Sieg war eine Demonstration der Klasse“, sagte Rummenigge. „Wir haben super gespielt, der Trainer hat die Mannschaft großartig eingestellt.“ Deshalb, ergänzte Rummenigge, werde der FC Bayern „in freudvoller Erwartung“ unterm Weihnachtsbaum sitzen. Und mit einiger Zuversicht aufs neue Jahr blicken.

Die Machtdemonstration gegen RB Leipzig war dabei ja nur das eine – wichtig waren vor allem die wohltuenden Erkenntnisse rund ums Spiel, die den Münchner Strategen so gut runtergingen wie der edle Tropfen nach dem Gipfeltreffen. Es ist noch nicht lange her, da sah es beim FC Bayern München nicht nach Champagnerfußball aus. Sondern eher nach Durchschnittssekt aus dem Supermarktregal. Es gab eine Niederlage hier und ein Unentschieden dort, und alles wirkte irgendwie zäh, schwerfällig und uninspiriert. Erste Zweifel am neuen Trainer Carlo Ancelotti kamen auf, und so manch einer sehnte sich nach den Galaauftritten und der Spielidee unter Vorgänger Pep Guardiola.

Bayern sind perfekt eingestellt

Und jetzt? Scheint alles vergessen.

Ancelotti wurde vor seiner Zeit in München nachgesagt, dass er ein Mann für die großen Spiele sei. Ein Trainer, der dann den perfekten Plan hat, wenn es darauf ankommt. Dreimal gewann Ancelotti so als Coach die Champions League. Jetzt, beim Bundesligagipfel gegen RB Leipzig, zeigte er seine Qualitäten in großen Spielen erstmals beim FC Bayern.

Auf den Punkt war sein Team da. Perfekt eingestellt vom Italiener. Die Münchner unterbanden das so gefürchtete Umschaltspiel der Leipziger durch eine geschickte Staffelung in der Mitte und ein fast schon in Perfektion austariertes Pressing. Und in der Offensive, da scheint sich Ancelotti mittlerweile ein bisschen angepasst zu haben. Er lässt einen Tick offensiver spielen, als er es selbst gewohnt ist – und die Freigeister in der Bayern-Offensive dankten es ihm gegen RB mit einem im besten Sinne völlig losgelösten Galaauftritt. Hinten mit fast schon gnadenloser Konsequenz , vorne mit viel Freiraum, so will Ancelotti seine Elf zur Höchstleistung führen.

Obendrein bewiesen auch die Profis, welch ungeheuren Siegeswillen sie in den entscheidenden Spielen entwickeln können. Ausgelaugt schienen sie nach den so intensiven und fordernden Guardiola-Jahren zu sein. Jetzt waren sie beim Ligagipfel auf den Punkt frisch. Und hungrig.

Hoffnung auf Höchstleistung

All das macht den Bayern Mut für das neue Jahr. Für die Zeit im Frühjahr, wenn die großen Titel vergeben werden. Auf der internationalen Bühne ging den Münchnern zuletzt unter Guardiola dreimal im Halbfinale die Luft aus – unter Ancelotti soll das anders werden. Der Italiener soll das Team in der entscheidenden Phase zur Höchstleistung treiben. Der Auftritt gegen RB nährte diese Hoffnung.

Als die erste Champagnerlaune verflogen war, gab Karl-Heinz Rummenigge schon die Marschroute fürs nächste Halbjahr aus. „Wir müssen uns steigern, uns weiter verbessern, ganz klar, und auch 2017 wieder angreifen“, sagte er. Schließlich, ergänzte Rummenigge, wolle der FC Bayern dann „Titel gewinnen“, am liebsten den in der Königsklasse, die „Kirsche auf der Sahne“. Im Achtelfinale geht es gegen den FC Arsenal – es soll nur der Aufgalopp sein auf dem Weg zurück an die europäische Spitze.

Dass bei den Bayern nach dem gefühlten Durchatmen in den ersten Monaten unter Ancelotti wieder eine gesunde Leistungskultur herrscht, zeigte sich bei der Diskussion um Thomas Müller. Der war gegen RB 90 Minuten lang auf der Bank gesessen – was Rummenigge so kommentierte: „Das ist auch Motivation, dass die Spieler 2017 das eine oder andere vielleicht besser machen müssen. Und das ist hier der Fall.“

Müller hat eine schwache Vorrunde hinter sich. In 13 Bundesligaspielen traf er nur ein Mal, nun folgte der Denkzettel für den Gaudiburschen. „Heute brauchst du 16, 17, 18 Spieler“, sagte Rummenigge, „wir haben darüber hinaus eine hohe Anzahl an Qualität, und dann sitzen eben mal zwei, drei draußen, die nicht glücklich sind.“ Nach innen den Druck erhöhen und nach außen ein Zeichen setzen, daraus schöpfte der FC Bayern schon in der Vergangenheit oft Kraft – weshalb Rummenigges Worte zum Jahresabschluss nicht das schlechteste Zeichen für den restlichen Saisonverlauf sind.