Ausgebrannte Mülltonnen in Stuttgart-Möhringen. Foto: StN

Immer mehr Mülltonnen brennen: Die Serie von Brandstiftungen in Stuttgart reißt nicht ab.

Stuttgart - Die Serie von Brandstiftungen in Stuttgart reißt nicht ab. Ermittler der Kriminalpolizei sind nun mit zwei neuen Fällen beschäftigt. Diesmal gingen in Möhringen zwei Mülleimer in Flammen auf.

"Wenn die Polizei nicht so aufmerksam gewesen wäre, hätte auch Schlimmeres passieren können", sagt eine Anwohnerin in der Richterstraße. Mitten in der Nacht, am Montag kurz vor 3 Uhr, klingelte ein Polizist an der Haustür und verlangte einen Gartenschlauch. Aus einer Müllbehälterbox mit sechs Mülltonnen schlugen helle Flammen, die auf das Gebäude überzugreifen drohten.

Nachbarn und schließlich die Feuerwehr können den Schaden in Grenzen halten. Zwei Mülltonnen sind zerstört, die Fassade leicht verrußt. Die Höhe des Schadens ist zunächst nicht bekannt. Ein Feuerwehrmann erklärt den erschrockenen Anwohnern, dass es bei modernen Gebäuden mit dicker Dämmung durchaus sein kann, dass das Haus nach längerer Zeit Feuer fängt.

Fahndung trotz Hubschrauber erfolglos

Die Polizei war in dieser Nacht freilich nicht zufällig im Ortskern von Möhringen unterwegs: Bereits um 2.35 Uhr hatte es eine weitere Brandstiftung gegeben, dabei war in der Filderbahnstraße eine Mülltonne in Flammen aufgegangen. Bei der Suche nach dem Täter sahen die Beamten das Feuer ein paar Straßen entfernt. "Ein Mülleimerbrand ist keine Kleinigkeit", sagt Polizeisprecher Jens Lauer, "so etwas kann leicht auf ein Gebäude übergreifen."

Schon seit Wochen haben die Brandermittler der Stuttgarter Kriminalpolizei alle Hände voll zu tun - und obwohl sie immer wieder ein paar Fälle klären können, reißt die Serie der Zündeleien einfach nicht ab.

Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass der oder die Täter nicht zum ersten Mal zugeschlagen haben. Bereits in der Nacht zum 1.September hatte es in Möhringen eine Serie gegeben. Acht Mülltonnen gingen damals in der Vaihinger, Leinenweber-, Filderbahn- und Maierstraße sowie am Oberdorfplatz in Flammen auf. Die Polizei fahndete mit mehreren Streifen und einem Hubschrauber - allerdings ohne Erfolg. Ob die Tat auch mit einem Brandanschlag auf einen Mietwagen der Bahn am Bahnhof Vaihingen am 28. Juli in Verbindung steht, ist bisher noch offen.

"Da habt ihr ja noch mal Glück gehabt"

Bei den bisher geklärten Fällen handelte es sich vorwiegend um jüngere Täter. Ende September konnte die Polizei ein Trio im Alter von 20 und 21 Jahren festnehmen, die im Stuttgarter Osten mehrere Autos in Brand gesteckt hatten. Nach eigenen Angaben hatten sich die Täter von den Fernsehbildern brennender Autos in London und Berlin inspirieren lassen. Bei zwei weiteren Serien von Brandstiftungen in Hinterhöfen im Stuttgarter Osten in diesem Jahr konnte die Polizei zwölf Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren ermitteln sowie ein Quintett im Alter von 17 bis 20 Jahren festnehmen. In Zuffenhausen wurde ein 23-Jähriger ermittelt, der im Februar einen BMW in Brand gesteckt hatte. Im Hallschlag gingen zwei 14- und 15-jährige Jugendliche ins Netz, die Sperrmüll angezündet hatten.

Ansonsten sind die Täter unbekannt geblieben. Auch bei der Brandstiftung am vergangenen Samstag, als Unbekannte Strohballen vor dem Eingang des Ökumenischen Gemeindezentrums in Neugereut anzündeten. Eine Jugendhaus-Mitarbeiterin konnte Schlimmeres verhindern.

Ob die Tat in Möhringen ebenfalls Jugendlichen zugerechnet werden muss, ist eher zweifelhaft. Bisherige Erkenntnisse der Kripo könnten auch für einen älteren Täter sprechen. So fiel am Montag zur Mittagszeit ein Mann in der Richterstraße auf, etwa Mitte bis Ende 40 Jahre alt, 1,85 bis 1,90 Meter groß, mit kinnlangen, welligen Haaren und Outdoorkleidung, der zur Mittagszeit am Brandort auftauchte. Im Gegensatz zu anderen Passanten, die beim Anblick der ausgebrannten Mülltonnen neugierig nachfragten, was denn da passiert sei, analysierte der Unbekannte die Situation ungewöhnlich nüchtern: "Da habt ihr ja noch mal Glück gehabt."