Trump-Verteidiger: US-Justizminister Wiliam Barr Foto: Win McNamee/GETTY

Der Abschlussbericht des US-Sonderermittlers Bob Mueller ist öffentlich. Doch der politische Streit darüber in den USA geht weiter, meint unser Kommentator Michael Weißenborn.

Stuttgart/Washington - Für das politische Washington bedeutet die Veröffentlichung des geschwärzten Abschlussberichts von Sonderermittler Bob Mueller ein Riesenspektakel. Dabei hat der US-Justizminister William Barr mit seiner Kurzfassung Ende März schon gewaltig die Luft herausgelassen: Keine Geheimabsprachen des Teams um Donald Trump mit Russland zur Beeinflussung der US-Wahl 2016. Beim Punkt Justizbehinderung jedoch fällt Muellers Urteil über Trump viel zweideutiger aus.

Mit der Veröffentlichung des Berichts geht der politische Streit darüber noch lange nicht zu Ende. Die Kontrahenten verbeißen sich vielmehr im Deutungskampf. Da wäre es gut und richtig, dass Demokraten wie Republikaner im Kongress einen möglichst vollständigen Einblick in Muellers Resultate erhalten. Auch dem Justizminister, ein Trump-Vertrauter, ist nicht vorbehaltlos zu vertrauen. Und Muellers Erkenntnisse liefern keineswegs einen Persilschein: Er listet gravierende Versuche Trumps auf, die Russland-Ermittlungen zu sabotieren. Ex-Berater Trumps müssen ins Gefängnis. Er selbst belog die Öffentlichkeit mit Blick auf seine Geschäfte in Russland.

Die Demokraten müssen aber aufpassen, nicht zu überziehen. Sonst hilft ihr Verhalten Trump politisch nur. Laut Umfragen interessiert sich die Mehrheit der US-Bürger kaum für die Russland-Untersuchungen. Seine Zukunft wird politisch und nicht juristisch entschieden – bei den Wahlen 2020. Und dafür brauchen die Demokraten einen überzeugenden Gegenkandidaten aus der politischen Mitte mit schlüssigen Antworten für die Probleme der Wähler.

michael.weissenborn@stuttgarter-nachrichten.de