Ratten tun sich gut am Abfall aus Restaurants. Foto: dpa

Abfälle aus Lokalen am Ludwigsburger Marktplatz locken extrem viele Nager an. Ein benachbarter Kindergarten muss schließen.

Ludwigsburg - Seit Montag werden die Kinder der Evangelischen Tagesstätte Obere Marktstraße in Ludwigsburg in Gemeinderäumen am Stadtkirchenplatz betreut. Sie mussten umziehen, weil sich seit einigen Tagen massenhaft Ratten auf dem Spielplatz der Einrichtung tummeln. „Wir mussten schnell handeln“, sagt der Kirchenpfleger Lothar Rücker. Denn alle Versuche eines Schädlingsbekämpfers, der Plage Herr zu werden, sind bisher gescheitert. Die Kinder konnten nicht mehr auf den Spielplatz. Und da auch alle Fenster zum Lüften der Räume auf diesen Garten hinausgehen, war dort kein geregelter Kindergartenbetrieb mehr möglich. Der Gestank verendender Tiere liege über dem ganzen Areal, sagt Rücker. „Die Ratten haben da so viele Löcher gegraben, dass man mit schwerem Gerät ran muss“, sagt der Kirchenpfleger. Das heißt, das gesamte Freigelände wird umgegraben.

Mülltonnen müssen häufiger geleert werden

Die Kirche ist Träger der Kindergartens, das Gebäude aber gehört der Stadt Ludwigsburg. Nach Ansicht der Verwaltung sind die Tiere von den Abfällen benachbarter Gastrobetriebe angelockt worden. „Und die Ratten haben sich explosionsartig vermehrt“, sagt Rücker. Zum einen ließen sich oft die Deckel der Mülltonnen nicht mehr schließen, weil sie übervoll waren. Andererseits aber hätten die Ratten Löcher in die Tonnen gefressen. „Seit Bekanntwerden der Rattenproblematikhat der Fachbereich Sicherheit und Ordnung gezielt einen Schädlingsbekämpfer darauf angesetzt“, sagt Stadtsprecherin Meike Wätjen. Dieser sei mittlerweile täglich vor Ort. Außerdem habe das Amt gemeinsam mit dem Wirtschaftskontrolldienst (WKD) die Lokale in der Nachbarschaft kontrolliert. „Unter anderem wurden als Sofortmaßnahmen die Zahl der Abfallbehälter erhöht, und es finden häufigere Leerungen statt.“

Improvisierter Spielplatz

Das Problem dauerhaft zu lösen, sei die Aufgabe des Ordnungsamtes, meint Rücker. Er geht davon aus, dass die Kinder mindestens bis November im Ausweichquartier bleiben müssen. Zum Glück habe man einen Transfer vermeiden können: „Die Kinder mussten nicht wo ganz anders hin, sondern nur um die Ecke ziehen.“ Im Pfarrhaus am Stadtkirchenplatz gibt es zwei Räume, die momentan nicht genutzt werden. Im angrenzenden Garten wurde Rindenmulch ausgestreut und ein Sandkasten angelegt. Die Eltern hätten „sehr verständnisvoll reagiert“, sagt Rücker. Bei der Tagesstätte Obere Marktstraße handelt es sich um eine eingruppige Einrichtung. Betroffen sind 21 Kinder.