Eine kleine Besucherin bastelt bei der Mühlenweihnacht in der Naturwerkstatt der Glattenzainbachmühle. Foto: Gottfried Stoppel

Bei der malerischen Mühlenweihnacht rund um die Glattenzainbachmühle in Murrhardt-Kirchenkirnberg kommen gestresste Stadtmenschen ganz schnell runter – mit Christbaumweitwurf und Weihnachtmannkegeln.

Murrhardt - Schon die Anreise ist ein Erlebnis, das die Gäste zur Ruhe kommen lässt: Besucher aus dem Remstal fahren mit dem Auto fast eine Stunde lang, bis sie bei der Mühlenweihnacht in Murrhardt-Kirchenkrinberg ankommen, zumindest die zweite Hälfte der Strecke auf leeren Straßen und durch den winterlichen Wald. Den Wagen geparkt und dann noch ein paar hundert Meter zu Fuß ins Tal gestapft – willkommen bei der malerisch gelegenen Glattenzainbachmühle, einem viele Jahrhunderte alten Technikveteranen.

Kein Geschiebe wie auf den großen Weihnachtsmärkten, kein Gedränge. Und angeboten werden laut Auskunft der Veranstalter ausschließlich regionale Produkte. Sogar der Kaffee komme aus der Nachbarstadt, erklärt der Naturparkführer Walter Hieber, grinst und sagt dann noch sinngemäß: okay, die Bohnen würden jedenfalls in Welzheim geröstet und verkauft.

Mitten im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald

Wer diesen kleinen Markt mitten im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald besucht, der entschleunigt fast zwangsläufig. Eben hat es begonnen zu dämmern, kleine Schneeflocken fallen vom Himmel. Unten im Murrtal ist es ein klein bisschen wärmer, und es regnet. Auf den Wegen rund um die Mühle brennen mehrere hundert Teelichter in Gläsern, und Raphael Seyfang erzählt, dass er später mit Fackeln jonglieren werde. Der 16-Jährige aus Ingersheim sagt, dass er mit fast allen Gegenständen, die er in die Hände bekomme, jongliere, und dass er regelmäßig in der Zirkusgruppe des Jugendhauses in Stuttgart-Degerloch übe.

Ein paar Schritte weiter bieten die beiden Naturparkführer Walter Hieber und Manfred Krautter ganz spezielle Kost an: Weihnachtsbratwürste mit einem Hauch von Spekulatiusgewürz. „Wie schmeckt das denn?“ Diese Frage stellen sich viele Besucher. Roderich Groß beißt einmal beherzt in so eine sonderbare Wurst und ruft dann nur ein Wort: „sensationell“. Dem Mann aus Kornwestheim jedenfalls schmeckt die Weihnachtswurst.

Fackelwanderung mit den beiden Waldmeistern

Manfred Krautter erzählt, dass dieses Produkt speziell für die Mühlenweihnacht hergestellt worden sei, von der Metzgerei Ziesel auf dem Schillinghof bei Kaisersbach. Er und sein Kollege Walter – die beiden nenne sich augenzwinkernd die Waldmeister – hätten Andreas Ziesel gefragt, ob er wohl mal eine Wurst speziell für die Adventszeit herstellen können. Kein Problem, hat der Metzger geantwortet – und wenig später mehrere Kostproben serviert: Wurst mit Schokoladenaroma, Wurst mit Chili und Wurst mit Spekulatiusgewürzen. Die Wahl sei rasch auf Nummer drei gefallen, so Krautter. Die anderen zwei Vorschläge seien sehr gewöhnungsbedürftig gewesen.

Ein paar Gäste messen sich beim Christbaumweitwurf, beim Weihnachtmannkegeln und beim Adventskranzwerfen. „Jeder hat drei Würfe“, heißt es auf einem Schild und weiter: „Bitte nicht zuhause nachmachen“. Ein paar Schritte weiter liest die Autorin Christel Schlag aus ihrem Buch „Melchior, die Mühlenmaus“ – die vielen kleinen Zuhörer und die wenigen großen sind mucksmäuschenstill. In der Naturwerkstatt, die die beiden Floristinnen Anja Hübner und Nadja Voß in der Mühle betreiben, wird fleißig gebastelt. Und als es stockfinster ist, beginnt eine Fackelwanderung mit den beiden Waldmeistern.