Das sieht nach Spaß aus: Der „Muddy Angel Run“ auf dem Gelände der Stuttgarter Messe. Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone/Ferdinando Iannone

Es geht nicht ums Gewinnen, um keine Platzierungen oder erreichte Laufzeiten: Beim „Muddy Angel Run“ haben sich rund 6500 Frauen am Wochenende nach aller Herzenslust über Wassermulden, Schlammbecken oder Rutschmatratze gekämpft.

Stuttgart - Es geht auch um Sport. Wer seine Laufschuhe schnürt, sich in Funktionskleidung zwängt und eine Distanz von 5000 Metern überwiegend im Laufschritt absolviert, der betätigt sich sportlich. Aber vieles andere, was man sonst mit dem Begriff Sport verbindet, ist an diesem Wochenende auf dem Gelände der Stuttgarter Messe absolut fehl am Platz.

Es geht nicht ums Gewinnen, um keine Platzierungen oder erreichte Laufzeiten. Auch der Leistungsgedanke ist mehr als sekundär beim „Muddy Angel Run“. An diesem Lauf der schlammigen Engel beteiligten sich am Samstag 3500 und am Sonntag nochmal rund 3000 Frauen im Alter zwischen zwölf und 70 Jahren. Männer bleiben bei diesem Event völlig außen vor, durften diesmal aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen noch nicht einmal in die Zuschauerrolle schlüpfen.

Wassermulde, Schlammbecken, Pool-Party oder Rutschmatratze

„Der Spaß steht im Vordergrund. Es ist ein Happening“, sagt Carolin Tonn. Die Frau aus der Geschäftsführung des Berliner Eventveranstalters Xletix macht mit ihrem Team zum dritten Mal mit dem Muddy Angel Run in Stuttgart Station. 2018 und 2019 fand die Veranstaltung rund um das Gazi-Stadion in Degerloch statt, nun hat man sich nach der Corona-Zwangspause 2020 erstmals auf dem Messegelände ausgebreitet. Zwischen dem Bosch-Parkhaus und den großen Parkflächen P31 bis 33 war ein Fünf-Kilometer-Rundkurs abgesteckt, auf den sich 15 Hindernisse verteilten.

Ob Wassermulde, Schlammbecken, Pool-Party oder Rutschmatratze – überall wurde man nass und meist auch schmutzig, bei Reifenberg, Schwebeplatten, Boulderwand, Hangelleiter oder Krabbelstrecke waren Geschicklichkeit, Balance, Teamwork und auch mal ein wenig Kraft gefragt. „Es konnte aber alles ohne große Schwierigkeit bewerkstelligt werden“, gaben die vier Damen des Teams „Holla, die Matschfee“ zu Protokoll.

Gruppen in schrillen Plüschröckchen

Die eine Stunde, die die Kleingruppe aus Echterdingen auf dem Parcours verbracht hatte, hat das befreundete Quartett körperlich nicht bis an die Grenzen getrieben. „Es war fast zu kurz“, hätten die vier Frauen zwischen 25 und 54 Jahren am liebsten sogar noch ein wenig verlängert - „weil es irre Spaß gemacht hat“.

„Besonders die Rutsche ins Schlammbecken war toll“, sprach Susann ihren drei Freundinnen aus dem Herzen. Und belegte zugleich, was Veranstalterin Tonn als eine Grundidee dieser Eventserie bezeichnet: „Mal raus aus dem Alltag, einfach wieder Kind sein und sich mit Herzenslust dreckig machen dürfen.“

Wobei das Einsauen mit Dreck und Schlamm natürlich auf Kosten der knallbunten Outfits der Teilnehmerinnen ging. Was eigentlich schade war, denn viele Gruppen hatten sich mit schrillen Plüschröckchen oder ulkigen T-Shirt-Aufschriften („Matsch us if you can“ oder „Keine Gnade für die Wade“) ein schräges Äußeres verliehen, dem man ein unversehrtes Beenden der Laufrunde gewünscht hätte.

Für einen guten Zweck

Auch die schmetterlingsgleichen Feenflügel auf dem Rücken der vier Echterdinger Matschfeen hatten gelitten. Wahrscheinlich durften sie mit ihren schlammverzierten Besitzerinnen zusammen unter die Dusche. Aber davor genossen die vier am Samstag in der Sommersonne ein entspanntes Après-Getränk und freuten sich über ihre gelungene Premiere.

„Das war eine tolle Sache, auch die Verpflegung mit Energieriegel, Obst und Getränken hat sehr gut geklappt“, lobte Bettina die fürsorgliche Organisation. Dass sie kommendes Jahr wieder mitlaufen wollen, steht für die vier Echterdingerinnen bereits fest. „Definitiv werden wir 2022 wieder dabei sein“, sagt Nadine. „Wir sind jetzt schon am Planen, wie wir dann unser Äußeres gestalten.“

Auf das Event aufmerksam geworden sind die Matschfeen über den Verein Brustkrebs Deutschland. Dieser ist seit Beginn des Muddy Angel Run im Jahr 2016 Partner des Veranstalters. Von jedem Teilnehmerticket, das zwischen 29 Euro (bei Frühanmeldungen) und 49 Euro (bei Last-Minute-Anmeldungen) kostet, geht ein Euro an den Brustkrebs e.V.. Immerhin schon eine halbe Million Euro sind so in den vergangenen fünf Jahren zugunsten von Vorsorge und Früherkennung von Brustkrebs zusammengekommen.