Das Nachwuchsteam des MSC Marbach hat endlich wieder Spaß auf der Piste im Steinbruch. Foto: Avanti

Nach unfreiwilliger dreijähriger Pause starten die Trialsportler des MSC Marbach im Steinbruch Rielingshausen wieder durch und werben um Mitglieder.

Auf dem Motorrad fühlt sich Lennick Müller ein bisschen, als gehöre ihm die Welt. Es ist die Kombination von Motorsport und Akrobatik, die seinen Trialsport so besonders macht. Zentimetergenau kann er sein Vorder- und Hinterrad durch das Gelände manövrieren, mit einem Gas-Stoß das Vorderrad gekonnt eine Stufe heraufheben und mit seiner Maschine Felsabsätze und Betonblöcke überspringen. Dabei versucht er, den Fuß möglichst nicht auf dem Boden abzusetzen, denn dafür gibt es im Wettbewerb Strafpunkte.

Im Moment befindet sich der 13-Jährige aber nicht in einer Konkurrenzsituation, sondern kann es kaum erwarten sein Motorrad im Steinbruch Marbach-Rielingshausen gleich neben dem Schotterwerk auf die Trainingsstrecke zu bringen, wo mächtige Steine aus Rielingshäuser Muschelkalk als Hindernisse warten. Es ist ein neues Terrain für ihn und die anderen Nachwuchsfahrer des MSC Marbach. Endlich. Möglich gemacht hat die erste Trainingseinheit Matthias Klöpfer, Mitglied der Geschäftsführung der Klöpfer GmbH &Co KG. Insgesamt drei Flächen stehen den Trialfans auf rekultiviertem Areal wieder zur Verfügung. „Die Beziehung zum MSC gibt es schon seit 30 Jahren und wir wollten den Verein, der 2028 100 Jahre alt wird wieder unterstützen“, sagt Klöpfer bei der Einweihung des Geländes.

Trialfans unter sich: Jürg Müller , Matthias Klöpfer und Pascal Springmann . Foto: Avanti

Fast drei Jahre lang hat der Motorsportclub auf diesen Moment gewartet. Drei Jahre lang hatten die mutigen Zweiradartisten kein Übungsgelände mehr, weil es auf dem Gelände im Steinbruch keine Möglichkeit gab. Der MSC hoffte deshalb auf Unterstützung seitens der Stadt. „Wir bekamen aber nur die lapidare Info, dass es kein Gelände für uns gebe“, sagt Pascal Springmann, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des MSC Marbach. Es liege eine lange Durststrecke hinter dem Club. „ Jetzt müssen wir uns auch im Jugendbereich wieder neu aufstellen“, sagt Jugendleiter Jörg Müller. Einige Jugendliche wären in den vergangenen Jahren zu anderen Vereinen gewechselt – rund 50 Mitglieder hat man verloren, die man wieder zurückgewinnen will – rechtzeitig zum Jubiläum in vier Jahren. Springmann, bis vor kurzem noch selbst erfolgreicher Endurofahrer und Vorbild für viele Kinder im Club und Oliver Widmann, Trialweltmeister mit dem Mountainbike, trainieren die jungen Wilden und mit Leander Fritz absolviert ein Eigengewächs gerade den Trainerschein.

Es geht nicht um Zeit, sondern um die Technik

12 Jugendliche sind im Aktiven Bereich auch auf Wettkämpfen unterwegs. Einer davon ist Lennick Müller. Aber auch sein Bruder Mika (8 Jahre) ist dabei. Überhaupt ist der Trialsport Familiensache, denn auch Mutter Christin ist schon Trial gefahren und hat ihren Mann Jörg – davor 30 Jahre begeisterter Fußballer – mit der Lust angesteckt sich mit Geduld, Geschick und Gleichgewicht den Hindernissen zu stellen.

Lennick hat den Sport mit drei Jahren auf einem elektrischen Motorrad begonnen, seit er sechs ist fährt er ein richtiges Motorrad mit 80 Kubikzentimeter. Spektakuläre Stunts gehören zum Trial dazu; doch sind es vor allem die ruhigen Momente, die den Motorrad-Trialsport von anderen Motorsportarten abgrenzen erzählt er. Es geht nicht um die Zeit, sondern um die Technik. „Bei dem Sport geht es sehr viel um Konzentration“, erzählt er. Denn ohne den passenden Fokus kann man die Maschine nicht dauerhaft punktgenau steuern.

Trial ist beim MMSC Marbach Familiensport

Da die Fahrer vergleichsweise langsam unterwegs sind und die Motorradfahrer nur selten höher als in den zweiten Gang schalten, gibt es kaum ernsthafte Verletzungen. Die größeren Maschinen gibt es noch nicht in der elektronischen Version. „Aber der Spritverbrauch von eineinhalb Liter bei einem Trainingstag hält sich unter Umweltaspekten in Grenzen“, sagt Pascal Springmann.

Trial ist aber nicht nur Familiensache, sondern auch ein Sport für Mädchen. Von den rund 10 000 Fahrenden in Deutschland sind ein Drittel Frauen. Im Marbacher Steinbruch setzt sich gerade die vierjährige Nele auf ihr Mini-Elektromotorrad und Amelie Haag (7) fährt hinter ihr her. Auch ihr Vater Steffen teilt das Hobby der Tochter. Jetzt wollen sie alle beim MSC Marbach Werbung für ihr Comeback auf der Piste machen, um neue und alte Mitglieder zu gewinnen. Der Steinbruch ist bereit für die jungen Wilden.