Babykonzert: Ambiente wie beim Yoga. Foto: StN

Das Württembergische Kammerorchester spielt Mozart für Babys. Um die Wirkung klassischer Musik auf Kinder (auch ungeborene) ranken sich viele Mythen.

Heilbronn - Normalerweise geht es bei Konzerten des Württembergischen Kammerorchesters (WKO) Heilbronn klassisch-gesittet zu. Das Orchester spielt; das Publikum sitzt, in einigem Abstand zur Bühne, in Reih und Glied und lauscht den Klängen von Violine und Kontrabass. Am kommenden Dienstag wird die gediegene Atmosphäre aber einem wilden Durcheinander weichen. Dann laden die Musiker zum zweiten Mal in dieser Spielzeit zum Babykonzert.

Yoga-Matten verwandeln den mit Sitzreihen bestückten Konzertsaal des Redblue-Forums in eine Eltern-Kind-Krabbelwiese. Bewegen ist ausdrücklich erlaubt, Schreien gehört zum guten Ton. Doch nach den bisherigen Erfahrungen – das Konzert am Dienstag ist das bislang vierte – hat die Musik auf die Kleinen ohnehin beruhigende Wirkung. „Sie hören aufmerksam zu und reagieren sehr positiv. Es kommt selten vor, dass mal ein Kind schreit“, berichtet Judith Heinrich vom WKO. Und wenn doch – oder wenn die Musik im allgemeinen Gebrabbel unterzugehen droht –, steht es den Musikern frei, ins Forte zu wechseln.

Bühnen Kleinkindern normalerweise versperrt

Gespielt wird Heiteres, keine schwere Kost in Moll. Am Dienstag steht Mozart auf dem Programm. Die Babykonzerte sind aus der Idee geboren, klassische Musik schon für Kinder bis zum ersten Lebensjahr zum Erlebnis zu machen. Darüber hinaus bieten sie Eltern die Möglichkeit, selbst einmal wieder klassischen Klängen folgen zu können. Normalerweise sind Bühnen – ob Musik oder Theater – Kleinkindern versperrt, da die Künstler Babygeschrei nicht unbedingt als anregend empfinden.

Um die Wirkung klassischer Musik auf Kinder (auch ungeborene) ranken sich viele Mythen. Etwa dass Kinder, die regelmäßig mit Bach und Beethoven bedüdelt werden, später klüger werden. „Ich könnte mir vorstellen, dass solche Veranstaltungen die Wahrscheinlichkeit steigern können, dass ein Kind den Zugang zu klassischer Musik findet“, meint Ann-Barbara Steinmeyer, Professorin für elementare Musikpädagogik an der Musikhochschule Stuttgart. Es sei aber immer sehr stark persönlichkeits- und charakterabhängig, wie sich die musikalische Neigung eines Menschen entwickle. Babykonzerte reichten alleine sicherlich nicht aus, um eine solche Wirkung zu erzielen.

Zu viel soll den jungen Konzertbesuchern in Heilbronn nicht abverlangt werden. Die morgendliche Veranstaltung (Beginn ist um 11 Uhr) ist auf eine Stunde begrenzt. Die Karten kosten fünf Euro – das Konzert ist aber schon lange ausverkauft. In der Region Stuttgart sind keine vergleichbaren Veranstaltungen bekannt.