Durch den Wald mit dem Mountainbike Foto: Gottfried Stoppel

Mountainbiken trainiert Ausdauer und Technik. Bardon Wilson ist begeistert – obwohl er schon einige gefährliche Stürze hatte.

Adelberg - Sattgrüner Wald, ein paar Vögel schimpfen in den Zweigen. Der Kies krächzt unter den dicken Reifen der Mountainbikes. Jetzt noch einmal tief durchatmen und ein paar Mal kräftig in die Pedale treten, dann sind Bardon Wilson und die anderen MTB-Fahrer oben. Der erste Anstieg ist geschafft.

Die fünf Männer machen auf einer Kreuzung mitten im Wald eine kleine Trinkpause. Beraten sich, wo es nun entlanggehen soll. „Wenn wir dort vorne links abbiegen, kommen wir zu dem einen schönen Weg, ihr wisst schon, der mit den vielen Kurven“, sagt ein Mitfahrer. Ein einvernehmliches Nicken, man versteht sich. Und schon ziehen sie weiter.

Im Wald spürt man die Elemente

„Die frische Luft hier draußen ist richtig gut“, sagt Bardon Wilson und lässt sein Mountainbike entspannt auf dem Waldweg rollen. Seit drei Jahren fährt der Vater zweier Kinder mit seinem Nachbarn und anderen Freunden durch die Wälder rund um das Remstal. Mal geht es hoch Richtung Adelberg in den Kreis Göppingen, mal nach Esslingen zu einem extra angelegten Trail. Oder sie bleiben im Rems-Murr-Kreis und erkunden die Gegend rund um die Berglen. Aber immer geht es in den Wald. „Da draußen spürt man die Elemente“, sagt ein Mitfahrer, und Wilson fügt grinsend hinzu: „Mir gefällt es, wenn ich richtig dreckig werde.“

Sagt’s und biegt in besagten kurvigen Weg ein – Hände an der Bremse, Po etwas nach hinten, die Augen auf den Weg. Kurve um Kurve machen die Männer, verlagern ihr Gewicht von einer Seite auf die andere, sausen den Berg hinunter. Und wenn mal eine Wurzel in den Waldweg hineinragt, springen sie drüber. Auch tiefe Pfützen nehmen sie gerne als Hindernisse mit. Wer doch drin landet, wird eben nass – und schmutzig.

Was macht den Reiz aus?

Was den Reiz dieser Draußen-Sportart ausmacht, das sehen die Männer alle unterschiedlich. „Für mich ist die Abfahrt das Tolle“, sagt Bardon Wilson. Wenn der Wind an den Ohren vorbeisaust, wenn er aufpassen muss, dass sein Bike nicht wegrutscht, wenn Technik und Schnelligkeit zusammenkommen. Das zaubert ein Lächeln in sein bärtiges Gesicht. Den Aufstieg sieht der 35-Jährige hingegen als lästig an. Er sei zwar schon stolz, wenn er oben ankomme. Aber hoch fährt er nur, um den Kick beim Hinunterfahren zu haben wie beim Skifahren, nur leider ohne Lift. Einem seiner Mitfahrer ist die Anstrengung gar so lästig, dass er sich ein E-Mountainbike angeschafft hat. So kann er entspannt hochfahren und dafür die Abfahrten besser – und öfter – genießen.

Ans Limit gehen, bis die Schenkel brennen

Ganz anders sieht ein 45-jähriger Mitfahrer die Sache: „Hinauffahren gibt mir richtig etwas. Da spüre ich mich“, sagt der sportliche Mann, der auch gerne klettert und in die Berge geht. Ans Limit gehen, bis die Schenkel brennen, bis der Puls bei 180 ist und die Lunge am Anschlag – das macht für ihn den Kick aus – je steiler, desto besser. Und klar, wenn es wieder bergab geht, das nimmt der MTBler natürlich gerne mit.

Ungefährlich ist das Ganze allerdings nicht: Immer wieder kommt es zu Stürzen. Deswegen tragen die Männer auf jeden Fall einen Helm. „Mich hat es schon immer wieder reingeschlagen“, erzählt Bardon Wilson. Einer seiner Mitfahrer hat sogar Ellenbogenschützer, weil er sich schon mal den Arm gebrochen hat, als er von seinem Mountainbike flog. Auch dieser Ausflug bleibt nicht unblutig. Der Boden ist an einer Stelle zu glitschig, der 45-jährige Mitfahrer zu schnell. Mit Rippenprellung und blutigem Knie kommt er heim: „Das kann passieren, aber es vergeht auch wieder“, meint der Mann: „Mountainbiken ist trotzdem toll.“