Die Esslinger Nordschleife (EsNos) mit Startpunkt an der Deponie Katzenbühl war beliebt unter Mountainbikern. Nach der Sperrung suchen ihre Fans eine Alternative Foto: privat

Der Frust über die Sperrung ihrer besten Strecke sitzt bei den Mountainbikern in und um Esslingen noch tief. Doch binnen einer Woche ist es ihnen gelungen, einen Verein zu finden, der eine Radsportabteilung gründet. Damit wachsen die Chancen auf eine neue Strecke im Stadtwald enorm.

Der Frust über die Sperrung ihrer besten Strecke sitzt bei den Mountainbikern in und um Esslingen tief. Allerdings ist ihnen binnen einer Woche gelungen, einen Verein zu finden, der eine Radsportabteilung gründet. Damit steigen die Chancen auf eine neue Radstrecke im Stadtwald enorm.

Esslingen - „Wir wollen den Wald nutzen und ihn deshalb pflegen – zerstören wollen wir ihn nicht“, sagt Johannes Reiser, der für die Mountainbiker gerne als Ansprechpartner für die Stadt fungieren möchte. Reiser ist einer von fünf bis zehn Leuten, die die Esslinger Nordschleife (EsNos) in den vergangen drei Jahren gebaut haben – illegal, keine Frage. Aber eigentlich gar nicht geplant: „Da war zunächst ein Trampelpfad, dann wurde mal eine Kurve ausgebaut, dann ein Graben ausgehoben – und im Lauf der Zeit war das plötzlich eine Bombenstrecke.“ So sehen das viele – im Internet herrschte kollektives Wehklagen der Biker über den Verlust einer der besten Stecken in der ganzen Region Stuttgart, nachdem die Stadt sie jetzt unbrauchbar gemacht hat.

Dass es so weit kam, ärgert die 580-köpfige Gruppe besonders, die sich auf Facebook, in dem sozialen Netzwerk im Internet, zur EsNos bekennt. Denn eigentlich hatte man längst vor, die Strecke nachträglich zu legalisieren. Genau genommen bestand auch der Kontakt zum TV Hegensberg in Sachen Radsportabteilung schon seit Sommer 2013. Doch ohne dass die Stadt davon wusste.

Der Stadt gehört der größte Teil des Waldstücks, durch die die gut einen Kilometer lange EsNos führt, kleinere Teile gehören privaten Waldbesitzern. Die Stadt war es deshalb auch, die der Strecke den Garaus machte, indem Gräben zugeschüttet, Steilwände abgebrochen und die Spur durch Baumstämme gesperrt wurde. Zuvor hatte das Grünflächenamt Schilder aufstellen lassen mit dem Hinweis auf das Radfahrverbot – vergebens. Ja, die Schilder seien ignoriert worden, räumt Reiser ein. Aber er nennt auch Gründe: Die EsNos sei nicht nur „von einer kleinen Gruppe von Adrenalin-Jungkies“ genutzt worden, sondern von Bikern aller Altersgruppen und unterschiedlicher Fahrniveaus.

Ganze Familien habe man vom Start bei der Deponie Katzenbühl die 90 Meter runter ins Neckartal gebracht. Und so seien unter den rund 120 Anmeldungen für die neue Radsportgruppe im TV Hegensberg auch fünf bis sechs Familien. Der Vorstand befürwortet die Gründung, so der Vorsitzende Hermann Beck. Die Hauptversammlung soll im März die Gründung beschließen.

Die EsNos sei deshalb bei so viele Bikern beliebt, weil sie verschiedene Ansprüche bediene. „Man kann sie langsam fahren und schnell, Downhill auf Geschwindigkeit oder in der Schleife wieder hoch für die Konditionsfahrer.“ Die Strecke habe so wie ein Katalysator gewirkt. Bis zu 70 Biker am Tag hätten sich dort getroffen. Jetzt, so fürchtet Reiser, werde womöglich jeder seine eigene Strecke durch den Wald suchen, denn den Sport aufgeben werde keiner. „Niemand spielt deshalb jetzt Tennis“, sagt er. Darum drängt aus seiner Sicht die Zeit: Noch dieses Jahr, so das Ziel der Gruppe, soll eine Alternativstrecke fertiggestellt sein.

Die Biker selbst wollen die neue Strecke bauen und pflegen. Der Radsportverein soll mit Abteilungsleiter Enis Dugu für rechtliche Fragen und die Sicherheit zuständig sein. Die Stadt soll einen festen Ansprechpartner erhalten. Und Müll sei sowieso kein Thema, betont Reiser. Die Darstellung der Stadt, die Steilkurven seien aus Bierdosen gebaut worden, stimme nicht.

Bei der Stadt stößt der Vorstoß auf offene Ohren. Bei Esslingen-Berkheim sei mit dem Bikepark in Kooperation mit dem TSV Berkheim ein „sehr gangbarer Weg“ aufgezeigt worden, sagt Grünflächenamtsleiter Burkhard Nolte. Größtes Problem dürfte aus seiner Sicht sein, eine neue attraktive Strecke zu finden, die auch aus Sicht des Naturschutzes offiziell genehmigt werden kann. Dass sogar die alte EsNos wieder aufgebaut werden kann, bezweifelt Nolte aber: „Dort ist es sicher nicht ganz einfach.“

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