Ehrgeiziges Mountainbike-Talent: Caroline Seibold Foto: Pressefoto Baumann

Caroline Seybold (13) gehört zu den wenigen Mädchen im Rad-Zirkus. Ihren Sport betreibt sie mit viel Leidenschaft. Auch weil bei ihrem Verein eine ganz besondere Atmosphäre herrscht.

Caroline Seybold (13) gehört zu den wenigen Mädchen im Rad-Zirkus. Ihren Sport betreibt sie mit viel Leidenschaft. Auch weil bei ihrem Verein eine ganz besondere Atmosphäre herrscht.

Nürtingen - Gefühlvoll rollt Caroline Seybold mit ihrem Mountainbike über die Erdhügel. Geschickt federt sie mit ihren Armen und Beinen die Stöße ab, die die Piste ihrem Fahrrad mitgibt. Die Strecke kennt sie bereits in- und auswendig. Um sie herum herrscht reges Treiben. Aus Paletten, Reifen, Hütchen und Flatterband bauen die Trainer um Jugendleiter Oliver Felten einen Parcours für die Radler auf.

Der SV Reudern zählt zu den größten Mountainbikevereinen Baden-Württembergs. Bis zu 80 Kinder trainieren hier zweimal in der Woche. „Der Fokus liegt bei uns klar auf der Jugendarbeit“, sagt Felten, „wir haben aber auch Angebote für Erwachsene und Hausfrauen.“

Seit vier Jahren fährt Caroline in Reudern Mountainbike. Davor hat sie Basketball gespielt. „Ich bin gerne an der frischen Luft“, erzählt die Gymnasiastin. Deshalb war sie schnell vom Biken begeistert. Beim SV gibt es zwar wenige Mädchen, die sind aber allesamt erfolgreich. Caroline war bereits Dritte bei den baden-württembergischen Meisterschaften. Dass es sonst so wenige weibliche Mitstreiterinnen gibt, stört Caroline nicht. Das Ungleichgewicht zwischen Jungen und Mädchen kann sich Trainer Felten nicht erklären: „Vielleicht gehen Mädels lieber ins Ballett“, witzelt er. Beim Teamwettbewerb des Sparkassen-Mountainbike-Festivals vom 28. bis zum 30. März in der Stuttgarter Schleyerhalle ist das weibliche Geschlecht aber gefordert. In den Vierer-Teams muss mindestens ein Mädchen dabei sein. Caroline startet für den SV Reudern an der Seite von Tim Hufnagel, dem aktuellen württembergischen Vizemeister (U 13), Nick Burk und Florian Wanner. Der Verein aus Nürtingen stellt insgesamt fünf Mannschaften beim Rennen um den LBS- Cup in der Schleyerhalle.

Über zu wenig Nachwuchs können sich die Reuderner nicht beschweren. Der Verein wächst ständig und braucht neue engagierte Helfer. Deshalb forciert der Club das Engagement der Eltern. Viele sind in den Betrieb mit eingebunden, auch als Übungsleiter. Susann Seybold, Carolines Mutter, trainiert die unter 13-Jährigen. Carolines Brüder Florian und Johannes brachten die ältere Schwester einst zum Mountainbiken. Sie fahren ebenfalls im Trikot des SV – auch beim Festival in Stuttgart. Dass ihre Brüder den gleichen Sport betreiben wie sie, findet Caroline überhaupt nicht schlimm: „Meine Brüder bekommen meine alten Räder. Das ist ganz praktisch.“

Der Name Seybold ist längst nicht der einzige, der gleich mehrfach in der Mitgliederliste des SV Reudern auftaucht. Der Verein gleicht einer großen Familie, was Trainer Helmut Gaiser gern bestätigt: „Die Betreuer und Trainer machen auch außerhalb des Sports sehr viel miteinander, und der Zusammenhalt unter den Kindern ist super“, sagt er. Deshalb bleiben dem Verein viele Talente erhalten. „Wir hatten in den vergangenen drei Jahren praktisch keine Abgänge“, betont Gaiser, „darauf sind wir ein bisschen stolz.“ Auch Caroline will weiterhin das gelb-schwarz-rote Trikot tragen. Und zwar noch eine ganze Weile. In Reudern setzt man auf eine gute Ausbildung der jungen Fahrer. „Unser Ziel ist es, die Kids langfristig aufzubauen und sie nicht gleich zu verheizen“, meint Gaiser.

Bei der Ausbildung kommt vor allem den jüngeren Fahrern und Anfängern das Trainingsgelände in Reudern zugute. Hier können sie sich die Grundlagen aneignen. Die besseren Biker brauchen aber anspruchsvollere Strecken – für sie ist der heimische Parcours keine Herausforderung mehr. Aber: Das Naherholungsgebiet Bürgerseen befindet sich vor der Haustür. Auf die Schwäbische Alb sind es ebenfalls nur wenige Kilometer, ein ideales Gelände fürs Mountainbiken. Zusätzlich nutzt der Verein die Weltcup-Strecke in Albstadt.

Das Vereinstraining allein reicht jedoch nicht, um sich in der württembergischen Spitze zu halten. Zusätzlich zum Gruppentraining, bei dem in erster Linie an der Technik gefeilt wird, sitzt Seybold viermal in der Woche im Sattel und spult ein individuelles Programm ab – ohne Fleiß, kein Preis. Das viele Training soll sich beim Mountainbike- Festival auszahlen. Caroline freut sich auf das Teamrennen. Einen Sieg will sie aber nicht prophezeien. „Ich weiß ja nicht, wer sonst noch mitfährt“, sagt die 13-Jährige. Auf das ungewöhnliche Format des Rennens ist sie aber gespannt. Normalerweise fährt Caroline Seybold Einzelrennen. Sie sagt: „Das wird cool in Stuttgart.“