Spektakulär: Der Chemnitzer Dirt-Jumper Lukas Knopf. Foto: Baumann

Die Mountainbike-Dirt-Jumper bieten in der Stuttgarter Schleyerhalle spektakulären Sport. Und Lukas Knopf überrascht sich selbst.

Stuttgart - Besonders groß waren die Erwartungen ja nicht, mit denen Lukas Knopf am Freitag in die Vorqualifikation des Dirt-Jump-Wettbewerbs in der Stuttgarter Schleyerhalle gestartet war. Einziges Ziel des 17-jährigen Chemnitzers: Das Erreichen der nächsten Runde bei der Premiere des Sparkassen-Mountainbike-Festivals. Die fand am Sonntagvormittag statt – und weil Lukas Knopf am Freitag genug Schwung geholt hatte, schaffte er auch noch den Sprung ins Finale – wo er als Achter auch noch einen Platz vor dem eigentlich besten deutschen Dirt-Jumper, Peter Henke aus Ingelheim, landete. Was für ein Wochenende.

Kein Wunder, dass Lukas Knopf am Sonntag das Grinsen kaum noch aus dem Gesicht bekam. „Es lief gut, ich bin mehr als zufrieden“, sagte der Teenager, der sich gegenüber seinem ersten Auftritt auf der World Tour gesteigert hatte. Im vergangenen Jahr war er in Leogang sofort ausgeschieden.

Diesmal also fuhr er in Stuttgart mit den Besten, in die Entscheidung um den Sieg allerdings konnte er nicht eingreifen. Für einen solchen Wettstreit ist sein derzeitiges Programm nicht spektakulär genug. Und so stand er bei der abschließenden Show der fliegenden Radfahrer und ihrer Bikes auch nur mit großen Augen neben der Piste. Bis er einen Doppelsalto rückwärts oder eine zweifache Schraube am vierten und letzten Sprung, wie von Sieger Thomas Genon (Belgien) und dem zweitplatzierten Antoine Bizet (Frankreich) gezeigt, springen kann, muss Lukas Knopf noch ein wenig üben.

Aber – und auch das haben die Tage von Stuttgart gezeigt: Womöglich gehört Lukas Knopf die Zukunft. „Lukas ist ein Talent, das noch unheimlich viel erreichen kann“, sagte Tarek Rasouli, Initiator der Freeride-Tour. Zumindest in einem Punkt ragt Lukas Knopf schon heute aus der Masse seiner Konkurrenten heraus. Mit einer Körpergröße von 1,90 Metern ist er ungewöhnlich groß für diese Sportart. Ähnlich wie große Turner wirkt er dadurch zwar äußerst elegant, doch mit Rotationen tut er sich ein wenig schwerer. „Ich persönlich empfinde dies sogar als Vorteil“, sagte er allerdings, „weil ich meine Kraft besser einsetzen und damit das größere Rad besser kontrollieren kann.“

Animiert, Tricks mit dem Fahrrad zu machen, hat ihn vor sechs Jahren ein Freund. Erst ging es den Bordstein hinunter, dann baute er gemeinsam mit Freunden ein paar Erdhügel – die mit der Zeit gewachsen sind. Auf den vier Rampen in der Schleyerhalle waren jedenfalls riesige Sprünge möglich. Lukas Knopf begann mit einem Tailwhip. Dabei hält er den Lenker fest, dreht das Rad einmal unter dem Körper durch. Bei Sprung zwei zeigte er die doppelte Ausführung. Dann gab’s einen Barspin Tailwhip (auch der Lenker wird einmal gedreht) zu sehen, zum Abschluss folgte ein Frontflip, ein Salto vorwärts.

Auf den kleinen Hügeln von einst ist all das nicht mehr möglich, weshalb Lukas Knopf meist in einer Skaterhalle mit Holzrampen übt. „Da bleibt man fit“, sagte er – und meinte die sportlichen Gesichtspunkte. Nach dem Ausflug nach Stuttgart nämlich muss der Chemnitzer sein Augenmerk wieder auf die Schule und die Abiturprüfungen richten. „Um meine Eltern zu beruhigen, werde ich im Herbst ins Studium einsteigen“, sagte der Blondschopf. Bauingenieur oder Wirtschaftswissenschaftler – das sind seine möglichen Berufsziele. „Bauingenieur klingt interessanter“, sagte er, „sinnvoller wäre wahrscheinlich Wirtschaftswissenschaften.“ Weil dieses Studium mehr Zeit für den Sport ließe.

Die wird notwendig sein, schließlich hat Lukas Knopf auch große Ziele: Irgendwann möchte er als Mountainbike-Profi um die Welt tingeln und sich mit den Besten messen. So wie am Wochenende in Stuttgart.