Sabine Spitz in London auf dem Weg zur Silbermedaille. Foto: dpa

Das Festival in Stuttgart soll Werbung für den Mountainbike-Sport sein, findet Sabine Spitz. Sie selbst ist auch mit 42 Jahren noch nicht müde. „Man darf ältere Athleten nicht zu früh abschreiben“, sagt die Olympiasiegerin von 2008 und kann sich vorstellen, sogar bis Rio 2016 weiterzumachen.

Das Festival in Stuttgart soll Werbung für den Mountainbike-Sport sein, findet Sabine Spitz. Sie selbst ist auch mit 42 Jahren noch nicht müde. „Man darf ältere Athleten nicht zu früh abschreiben“, sagt die Olympiasiegerin von 2008 und kann sich vorstellen, sogar bis Rio 2016 weiterzumachen.

Stuttgart - Hallo Frau Spitz, der Beginn der Mountainbike-Saison steht kurz bevor. Müssen wir uns dennoch Sorgen um Ihre körperliche Fitness machen?
Nein, eigentlich überhaupt nicht.
Aber beim Sparkassen Mountainbike Festival in Stuttgart werden Sie auf dem E-Bike an den Start gehen.
(Lacht) Das stimmt, aber auch auf dem E-Bike muss man ja ein bisschen reintreten. Außerdem finde ich das Thema grundsätzlich sehr interessant.
Auch für Sie selbst als Leistungssportlerin?
Auch da, ja. Zum Beispiel haben wir im Training auch für das E-Bike immer wieder Verwendung. Etwa, wenn mein Mann bei gewissen Beschleunigungen als Hase fungiert und vorausfährt. Oder wenn ich möglichst viele Abfahrten trainieren möchte. Dann fällt die Bergauffahrt mit dem E-Bike natürlich leichter – und ich schaffe einen größeren Trainingsumfang.
Generell sind aber andere Menschen die Zielgruppe.
Sicher bietet das E-Bike für Menschen, die auf Grund ihres Alters, wegen Verletzungen oder auch aus Zeitmangel nicht mehr ganz so fit sind, eine tolle Alternative, doch noch den früheren Aktionsradius beibehalten zu können. Für das gesamte Thema Mountainbike ist diese Sparte also eine echte Bereicherung.
In und außerhalb der Schleyerhalle wird der Cross-Country-Kurs eher kurz, verwinkelt und technisch anspruchsvoll sein. Ist da ein E-Bike überhaupt geeignet?
Eine Stärke der E-Bikes ist ja, dass sie den Antritt unterstützen. Und auf einem kurvenreichen Kurs gibt es sehr viele dieser Antritte. Das E-Bike kann seine Funktionalität also absolut unter Beweis stellen.
Bei der Veranstaltung in Stuttgart stehen die Dirt-Jumper mit ihren spektakulären Tricks im Fokus. Aber auch die Cross-Country-Szene präsentiert sich, und neben dem Thema E-Bike ist auch der Nachwuchs vertreten. Eine gute Mischung?
Absolut. Gerade Baden-Württemberg hat in Sachen Mountainbike bundesweit zwar schon eine Vorreiterrolle inne, aber durch solch eine Veranstaltung kann man sicher noch mehr Leute ansprechen. Man bringt das Thema sozusagen zu den Leuten.
Und zeigt dem Nachwuchs, was man mit dem Mountainbike alles anstellen kann.
Wie fast alle anderen Sportarten klagen auch wir Mountainbiker über mangelnden Nachwuchs. Und da ist es gut, wenn Jugendliche, die ihr Mountainbike bisher nur in der Stadt genutzt haben, sehen, was sonst noch möglich ist – zum Beispiel im Wettkampfsport in den Vereinen. Um auch künftig Spitzenathleten herausbringen zu können, brauchen wir schließlich ein breites Fundament. Allerdings ist es auch von Vorteil, wenn das Thema in der Gesellschaft entsprechend verankert ist.
Wie meinen Sie das?
Ich lebe im Südschwarzwald ja sehr nahe an der Schweiz. Und dort hat der Mountainbike-Sport ein ganz anderes Standing, er wird quasi gelebt, in den Vereinen hängt er nicht vom Engagement einzelner Personen ab, und frühere aktive Sportler geben gerne etwas zurück und bringen sich ein. Daher ist die Schweiz in Sachen Nachwuchs auch besser aufgestellt.
Sie selbst haben die deutschen Nachwuchsfahrerinnen noch immer weitgehend im Griff. Nach gleich zwei schweren Schulterverletzungen im vergangenen Jahr hätte Ihnen aber auch mal der Gedanke ans Aufhören kommen können, oder?
Ja, und der war auch da. Noch nicht nach dem ersten Sturz im Frühjahr, da ging es mir einzig und allein darum, schnell wieder zurückzukommen. Was auch funktioniert hat, acht Wochen nach meinem Missgeschick bin ich deutsche Meisterin geworden.
Aber dann hat es Sie noch einmal erwischt.
Im Herbst, vier Tage vor dem WM-Rennen, ja. Und damals war ich zunächst auch am Boden zerstört und dachte mir: Zwei solche Verletzungen innerhalb eines Jahres – was treibe ich hier eigentlich? Aber dann sagte ich mir: Das kann jetzt nicht der Auslöser für ein Karriereende sein, so will ich nicht aufhören. Und noch im Herbst hat es mich dann auch wieder gepackt. Ich habe nach Rennen geschaut, um trotz der zwei Verletzungen die Saison noch mit einem guten Gefühl abschließen zu können.
Und die neue entsprechend anzugehen.
Ich komme gerade von Zypern, wo ich meine Vorbereitung mit den ersten Wettkämpfen kombinieren konnte. Und ich muss sagen: Bis jetzt läuft alles wirklich gut. Ich spüre keine Nachwirkungen der Verletzungen, eine mentale Blockade war auch an technisch anspruchsvollen Stellen bisher nicht auszumachen, und im Vergleich zu den Vorjahren fühle ich mich sogar besser.
Mitte April beginnt die neue Weltcup-Saison. Wie lange planen Sie grundsätzlich voraus?
Nach den Olympischen Spielen von London 2012 habe ich ja gesagt: Zwei Jahre kann ich mir noch vorstellen.
Dann wäre nach dieser Saison Schluss.
Ja, aber 2013 war für mich ja nun kein richtiges Jahr. Deshalb plane ich bis 2015 – und dann könnte man natürlich auch sagen: Dieses eine halbe Jahr bis zu den Spielen 2016 in Rio ist auch noch drin.
Also nehmen Sie Olympia 2016 ins Visier?
Ich kann es mir zumindest vorstellen – und nicht zuletzt die Winterspiele von Sotschi haben doch gezeigt: Man darf die älteren Athleten nicht zu früh abschreiben. Es den jüngeren zeigen zu wollen hat auch bei mir eine anstachelnde Wirkung. Allerdings will ich mich nicht festlegen und erst mal abwarten, wie es in den nächsten Monaten läuft. Sollte ich 2015 merken, dass die Luft raus ist, dann ergibt es keinen Sinn weiterzumachen.