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Der mädchenhafte Liebreiz auf der großen Bühne: Lena vor 8500 Fans in der Schleyerhalle.

Stuttgart - Charme hat sie, das muss man ihr lassen. Die Inszenierung, die am Donnerstagabend 8500 Zuschauer in der Schleyerhalle erleben, lässt kein Register ungezogen, um ihn in den Mittelpunkt zu rücken: den Liebreiz, der fast 20-jährigen Hannoveranerin Lena Meyer-Landrut.

Die Leinwände zeigen sie gerne in der ungemein ansehnlichen Totalen, wie sie singt, die Arme in die Luft wirft oder an die Brust drückt, vorüber tänzelt, zierliche Lena-Gesten vollführt, lächelt, sich die Haare aus dem Gesicht streicht, lächelt und nochmals lächelt, immer entzückend. Oder sie zeigen sie en face, was Lena dann die Gelegenheit gibt, mit glänzenden Augen ins Publikum zu schauen. Der mädchenhafte Liebreiz des deutschen Stars von Oslo funktioniert auch auf der großen Bühne überraschend gut, wo Lenas Platz zwischen drei Podesten ist, auf denen Schlagzeuger und Keyboarder ihrer Band stehen und mit Funk- und Soul-Background das Mädel aus dem Norden in eine Motown-Fee made in Germany verwandelt.

Der Soul-Sound steht Lena gut. Späterhin wird das Repertoire der Sängerin durchwachsener, da merkt man dann doch, dass dieses Programm ein wenig nach dem Motto "Für jeden etwas" zusammengestellt wurde. Manches wirkt geliehen, und Lenas Aussprache ist nicht selten signifikanter als ihre Stimme. Aber sie strahlt, und darum geht es. Da gibt es Elektropop- und Rap-Einlagen, Lena versucht sich gar im Blues, kehrt aber immer wieder zurück zu den leichten, flotten Tanznummern, die ihr auf den Leib geschrieben wurden. Eine richtig schwere Orgel heult dazu auf, ein Posaunist kommt auf die Bühne, ein Mann im Hintergrund schlägt mit unentwegter Freude das Tamburin oder die Triangel, drei Background-Sängerinnen eifern um die Wette, Lena wird von vier Frauen umtanzt, ein wildes Gitarrensolo darf auch nicht fehlen.

Und Lena, die ihren "lieben Stuttgartern" zuwinkt, mit ihnen plaudert, sie zum Mitsingen auffordert. Sie steht inmitten einer kunterbunten Bühnenshow, die einmal weiße und himmelblaue Raster und Würfel tanzen, dann rosarote oder orangefarbene Prilblumen erblühen lässt.

"Ach", sagt Lena zu ihren Fans, "kann ich euch vielleicht nen guten Ratschlag geben, fürs Leben? Viel trinken, das hat meine Mutter immer gesagt." Was der Tochter Gelegenheit gibt, nun ihren Song "Mama Told Me" zu singen.

Dann kommt es auch, "das Lied, mit dem alles angefangen hat". Nein, "Satellite" ist es nicht, das lernt der geneigte Zuschauer, sogleich. Das war erst "das Lied, mit dem alles anfing, Nummer zwei". Und das kommt natürlich gleich danach. Es ist das Lied, mit dem Lena sich verabschieden will - aber sie darf nicht: Viele Kinder sind im Saal, die ihren Star noch einmal sehen wollen. Und die können noch viel lauter kreischen als die Erwachsenen. Bei der Zugabe, ganz in Weiß gekleidet, gibt es noch mehr Lena-Soul, neue Schuhe und ganz viel Konfetti für all jene, die sich vor der Bühne drängen. Noch eine zweite Zugabe, und es wird gemütlich, wie Lena verspricht. "Dankeschön!", sagt sie artig. Am Ende strömen ihre vielen Freunde auf die Ausgänge zu, ganz glücklich.