Der Ferrari Dino 246 GT aus dem Jahr 1972 ist doppelt so alt wie die Oldtimer-Händler Lorenz und Luis Mohr. Foto: factum/Bach

Altes Eisen verkauft alte Autos? Ein Trugschluss. Luis und Lorenz Mohr sind erst Anfang 20 und verkaufen schon sehr exklusive Luxusautos. Das Duo hat sich in der Motorworld in Böblingen auf Oldtimer spezialisiert.

Böblingen - Nach heutigen Maßstäben war der erste Porsche ein 08/15-Geschäft. Der 911er aus dem Jahr 1985 wechselte für 60 000 Euro den Besitzer. „Aber es war ein schöner Moment“, sagt Luis Mohr, der mit seinem Bruder Lorenz als Händler für klassische Automobile in der Böblinger Motorworld durchgestartet ist. Dieser Moment ist nämlich gerade einmal eineinhalb Jahre her. Mittlerweile gehört ein Jaguar XJ220 TWR zu ihrem Portfolio. Der Besitzer will seinen Oldtimer über das Unternehmen der Youngster verkaufen – für eine halbe Million Euro. „Wir sind die Einzigen in Europa, die so ein Fahrzeug im Angebot haben“, sagt Lorenz Mohr. Neben ihrem Fachwissen hat sich ihr junges Alter als Pluspunkt in der Branche erwiesen.

Der Sportwagen aus dem Jahr 1993 hat 680 Pferdestärke. Zum Fahren ist er aber nicht gedacht, sondern als Geldanlage. „In jeder guten Sammlung muss ein XJ220 dabei sein“, sagt Luis Mohr. Zur Kundschaft der Brüder zählen vor allem erfolgreiche Geschäftsleute, die ein exklusives Hobby pflegen – und die ihre Karriere auch in jungen Jahren starteten. Die Brüder Mohr haben schon als 12-Jährige verkündet, dass sie Unternehmer werden wollen. Es war ihnen nur noch nicht klar, mit was für einem Businessplan. Ein Nebenjob in der Motorworld hat sie auf die Spur gebracht. Während Luis Mohr sich zum Industriekaufmann ausbilden ließ und sein Bruder zum Fachinformatiker, gründeten sie im Oktober 2015 ihre Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Das Stammkapital von 25 000 Euro hatten sie sich in den zwei Jahren zuvor mit dem Erstellen von Internetseiten verdient.

Der Vater steckte seine Söhne mit dem Auto-Virus an

Die Liebe zum Oldtimer kam auch nicht von ungefähr – sondern vom Vater, einem Daimler-Ingenieur. Er fuhr stets alte Mercedes und schraubte mit den Söhnen an den Karossen herum. „Die Kunden merken: Was wir erzählen, hat Hand und Fuß“; sagt Luis Mohr. Vor eineinhalb Jahren sind sie gleich auf volles Risiko gegangen und mieteten sich in der Motorworld ein. Als „Riesenglück und Superadresse“ bezeichnet er den Einzug in der Halle auf dem Flugfeld. Auf einem Betonpodest in der zweiten Etage starteten sie ihren Handel. Drei von ihren damals sieben Porsche und ein Schreibtisch hatten darauf Platz. Mittlerweile hat das Unternehmen Mohr Klassik 25 Wagen zur Auswahl, darunter ein Ferrari Dino 246 GT aus dem Jahr 1972 für rund 400 000 Euro und ein knallroter Porsche 356, Baujahr 1964, der nur 23 000 Meilen auf dem Tacho hat. „So etwas gibt es nur zweimal auf der Welt“, sagt Luis Mohr lächelnd, „einer davon steht im Museum.“

Jetzt im Frühjahr zieht bei den Jungunternehmern das Geschäft an. In der Niedrigzinsphase haben sich viele Investoren den Oldtimern als Geldanlage zugewandt. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) sind die Preise seit dem Jahr 1999 jährlich im Schnitt um fast sechs Prozent gestiegen. Bei bestimmten Modellen war die Wertentwicklung exorbitant. „Der Markt boomt“, sagt Lorenz Mohr. Aber auch in der Breite wird der Oldtimer geschätzt: Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Bestand in Deutschland auf fast 350 000 historische Autos verdoppelt. Eine Generation sei gerade im kauffähigen Alter, die in ihrer Kindheit von diesen Fahrzeugen geträumt habe, lautet die Analyse der Mohrs. Die meisten Oldtimer sind laut VDA mit mehr als 80 000 Stück in Nordrhein-Westfalen zugelassen, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg.

Beziehungspflege ist in der Branche sehr wichtig

Einer ihrer ersten Kunden hat die Brüder nach einem Porsche-Deal auf seinen Zweitwohnsitz in Mallorca eingeladen, wo viele Oldtimerfans residieren. „So kam ein Kontakt nach dem anderen zustande“, sagt Lorenz Mohr. Mit ihren Kunden verbindet sie ein gemeinsames Hobby, und dadurch folgt auf das Geschäft zuweilen auch eine Freundschaft. Neben der Beziehungspflege muss das Kaufen und Verkaufen ihr Talent sein. Professionalität, Diskretion und Präsentation der Fahrzeuge hält Lorenz Mohr für die Qualitätsmerkmale seiner Firma.

Wem der Jaguar XJ220 TWR gehört, würden die Mohrs natürlich niemals verraten. Sie sind sich sicher, dass er ins Ausland gehen wird. Bis dahin steht er in einer der Glasboxen in der Motorworld. „Und wir haben den Schlüssel“, sagt Luis Mohr, „das ist ein Wahnsinnsvertrauen.“