Die DTM lebt von packenden Duelle auf der Strecke – unklar ist, wer diese langfristig beiten kann. Foto: dpa

Die Saison ind er DTM ist zu Ende – und der Blick nach vorne verheißt nicht nur Gutes. Ist Japan eine Lösung?

Hockenheim - So traumhaft das Wetter war beim Saisonfinale der DTM in Hockenheim und so packend es sportlich am Ende zuging – das große Fragezeichen um die Zukunft der Rennserie spukte immerzu latent in den Köpfen der Beteiligten umher. Eindrucksvoll war es den Organisatoren in Nordbaden gelungen, den Fans eine gute Show zu bieten: etwa mit dem Auftritt der Fantastischen Vier am Samstagabend. Doch so bewegend das Rennwochenende bei Kaiserwetter auch war – es stehen künftig andere, ziemlich schwere Zeiten bevor.

Der angekündigte Ausstieg von Mercedes nach der Saison 2018 traf die Tourenwagenserie ins Mark. „Die DTM ohne Mercedes ist gewöhnungsbedürftig. Ich habe viel Respekt vor der Marke, sie hat viel für die DTM getan, das ist das Ende eines großen Kapitels“, sagte Audi-Mann Mattias Ekström und verteilte Blumen an seinen langjährigen Gegner. Ein neuer Hersteller werde es seiner Ansicht nach schwer haben, auf demselben Niveau zu spielen wie die Stuttgarter. Aber das ist nicht die primäre Sorge. Die Frage ist, wer ab 2019 dann die Lücke schließt.

Keine Signale deutscher Hersteller

Von deutschen Herstellern wie Opel gibt es in diese Richtung keinerlei Signale – der Rückzug der Sternmarke macht die Serie nicht unbedingt attraktiver. Weil das fraglos so ist, befinden sich der DTM-Chef Gerhard Berger und seine wuseligen Mitarbeiter bereits in Verhandlungen mit der japanischen Super-GT-Serie. Demzufolge drehten zwei Autos der Marken Lexus und Nissan in Hockenheim Demonstrationsrunden mit jeweils einem DTM-Auto von BMW, Audi und Mercedes. Umgekehrt werden DTM-Autos im November zu Gast in Japan sein. Die beiden Serien arbeiten an einer gemeinsamen technischen Plattform und liebäugeln mit einer Art Fusion. „Das soll ein Vorgeschmack sein auf die Zeit, in der beide Serien nach identischem Reglement fahren und sich direkt miteinander messen können“, teilte die ITR, die Dachorganisation der DTM, im Hinblick auf den Gastauftritt der Japaner in Hockenheim mit.

Wie das Zusammenspiel genau aussieht? Ein europäisches Team könnte beispielsweise einen Lexus kaufen, um das Auto in der DTM einzusetzen. Andersrum wäre es möglich, dass Japaner etwa begeistert sind von einem DTM-BMW, den diese wiederum in ihrer Super-GT-Serie an den Start bringen. Ein einheitliches Reglement vereinfacht diesen Schritt des Rennwagenaustauschs. Die DTM in ihrer jetzigen Form wird es nicht mehr lange geben. „Die Kooperation mit den Japanern ist ein starkes Zeichen für die Zukunft“, sagt Berger, der seit dieser Saison ITR-Chef ist und gleich im ersten Jahr mehr Arbeit bekam, als ihm lieb sein konnte. Denn nicht nur der Mercedes-Ausstieg erfasste den ehemaligen Formel-1-Piloten mit voller Wucht. Es ist auch die Frage, welcher Fernsehsender die Serie im kommenden Jahr live von den Rennstrecken überträgt.

Noch kein neuer TV-Vertrag

Der Vertrag mit der ARD läuft aus. Und der öffentlich-rechtliche Sender macht keine Anstalten, diesen zu verlängern. Eine mögliche Gesprächsbereitschaft dürfte nicht eben gefördert haben, dass Berger neulich im Interview mit dem „Kicker“ zu heftiger Kritik an dem Sender ausholte. „Die ARD hat einen guten Job gemacht, tolle Experten, aber mir fehlte das Herzblut für den Motorsport“, sagte der Österreicher. Berger monierte, dass die ARD etwa am Norisring die Übertragung nach einem Unfall, der eine längere Räumung der Rennstrecke zur Folge hatte, einfach abbrach, um pünktlich das Sommerinterview mit Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckhardt auszustrahlen.

Als mögliche Nachfolger des Senders werden die Pro Sieben Sat 1 Media AG und Servus TV gehandelt. Der Sender gehört zum Imperium des Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz, Rennsporterfahrung besitzen die Österreicher durch Übertragungen der Motorrad-WM. Kein Mercedes-Ersatz, kein Fernsehpartner, und die hohen Kosten für die Teams müssen gesenkt werden – die DTM steht vor einem riesigen Umbruch. „Es wird Lösungen geben“, sagt Gerhard Berger tapfer, „wir werden sie finden.“