Mehrere Kommunen im Kreis wollen Zweiradfahrer mit modernen Displays vom Rasen abbringen. Foto: Adobe Stock

Hochtouriges, lautes Fahren nervt viele Anwohner im Kreis Göppingen. Einige Kommunen setzen auf moderne Displays und beidseitig blitzende Radaranlagen.

Kreis Göppingen - Mit der vermutlich ersten beidseitig blitzenden Radarmessanlage im Kreis Göppingen möchte die Kommune Gammelshausen rasende, laute Motorradfahrer auf der örtlichen Steige zur Räson bringen. Die Anschaffung sei für das kommende Frühjahr geplant, sagt der Bürgermeister Daniel Kohl. Und eine zusätzliche Anlage soll Verkehrsteilnehmern Lärm und Tempo ihres Fahrzeugs anzeigen.

Anwohnerin beklagt den Stress durch den Motorradlärm

„Das ist ein Höllenspektakel, das sich vor allem an den Wochenenden von März bis Oktober hier abspielt“, klagt eine Gammelshauser Bürgerin, die in der Nähe der dortigen Steige wohnt. Am schlimmsten sei es, wenn sich ganze Gruppen in der Hauptstraße an einem ehemaligen Bauernhaus träfen, um gemeinsam auf den Albtrauf zu brettern – und das häufig mehrere Male hintereinander. „Dieses Rauf und Runter, das ist purer Stress. Wenn wir auf der Terrasse sitzen, können wir uns nicht unterhalten, obwohl unser Haus gut 100 Meter weit entfernt von der Hauptstraße liegt.“ Ihre Familie sei drauf und dran, den Ort wieder zu verlassen. Als sie das Haus vor acht Jahren im Herbst kauften, sei ihnen der Lärm nicht aufgefallen. Vermutlich wegen der Jahreszeit seien weniger Motorräder unterwegs gewesen, und überdies habe der Verkehr immer mehr zugenommen.

Eine beidseitig blitzende Radarsäule erfasst auch Zweiradfahrer

„Wir sind eine lärmgeplagte Gemeinde“, bestätigt Kohl, der sich mit dem Gemeinderat auf einen Lärmaktionsplan verständigt hat. Zunächst werde der Gemeinderat über die Anschaffung der erwähnten Anzeigetafel entscheiden. Und mit Blick aufs nächste Jahr wolle die Kommune gemeinsam mit dem Kreis die moderne Radarsäule finanzieren, die das Vorgängermodell am Ortsausgang ersetzen soll. Kohl wünscht sich ein beidseitig blitzendes Modell, damit auch die Motorradfahrer erfasst werden können: Denn sie haben an ihren Fahrzeugen nur hinten ein Kennzeichen. Er möchte aber nicht in das Horn der Motorradhasser stoßen, auch mit Blick auf all die Biker, die sich rücksichtsvoll verhielten.

Auch Donzdorf und Eislingen setzen auf die modernen Anzeigetafeln

Ziemlich genervt reagieren Anwohner auch andernorts, wo Motorradfahrer im Stadtgebiet hochtourig fahren und beim Gasgeben nicht nur mächtig beschleunigen, sondern auch viel Lärm erzeugen. Moderne Anzeigetafeln sollen auch in Donzdorf auf der Bundesstraße Richtung Lauterstein und in Eislingen für die Hohenstaufenstraße angeschafft werden.

Auf dieser Strecke in Eislingen werde demnächst auch die Höchstgeschwindigkeit von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde begrenzt, sagt der Oberbürgermeister Klaus Heininger. In Donzdorf dämme ein Blitzer auf dem Weg zum Messelberg die Raserei ein. Nun hofft der dortige Bürgermeister Martin Stölzle auf die mäßigende Wirkung des neuen Displays auf der Strecke nach Lauterstein.

Weniger Lärm lautet das Zielt

Rund 15 000 Euro kosten die modernen Displays, die Tempo und Lärmentwicklung anzeigen. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg bezuschusst deren Anschaffung landesweit in 23 Kommunen mit jeweils 4000 Euro. Pilotversuche mit solchen Display-Anzeigen ergaben offenbar eine Lärmreduzierung durch Motorräder von bis zu 2,2 Dezibel.

Die erste derartige Anzeigetafel im Kreis steht in Göppingen-Hohenstaufen. Damit soll dem zunehmenden Lärm angesichts steigender Zulassungszahlen bei den Motorrädern begegnet werden. Die Zahl der Motorradzulassungen ist im Kreis Göppingen in diesem Jahr auf 17 950 gestiegen, das bedeutet ein Plus von 130 Fahrzeuge seit dem vergangenen Jahr.