Motörhead spielten am Mittwochabend in der MHP Arena in Ludwigsburg. Foto: Buehnengraben.de / Martin Olbrich

Motörhead haben in der ausverkauften MHP Arena Ludwigsburg den Fans mal wieder gezeigt, wie Rock’n’Roll funktioniert. Als Anheizer waren Saxon und Girlschool mit von der Partie.

Stuttgart - Motörhead sind mal wieder in der Stadt. Bis vor einigen Jahren hörte man einen Satz wie diesen alles andere als selten, oft gastierte Lemmy Kilmister in einer der größeren Hallen im Umkreis. Heute hat ein Auftritt der ikonischsten und letzten wahren Rock’n’Roll-Band Seltenheitswert, insbesondere die letzten Monate waren geprägt von Konzertabsagen und alles andere als unkritischen Meldungen rund um Lemmys Gesundheitszustand. Am Mittwochabend stand er in Ludwigsburg dennoch auf der Bühne, am Mittwochabend hat der Engländer mit dem Cowboyhut hinter dem heruntergebogenen Mikrofon einmal mehr bewiesen, dass er seinen Job ernst nimmt.

Ausverkauft ist die Halle, davor drängen sich die Ticketsuchenden, während drinnen ein 69-jähriger Mann zeigt, was es heißt, Rock’n’Roll zu spielen. Laut sind Motörhead immer noch, eigentlich viel zu laut, Lemmys Gesang ist noch unverständlicher als sonst, es wirkt, als würde er sich beinahe an seinem Bass festklammern. Und dennoch spielt er. Das hat nichts mit Demontage oder der Sucht nach Rampenlicht zu tun. Für Lemmy Kilmister ist das eine Frage der Ehre.

Nach jedem Song gehen tausende Fäuste in die Höhe

Die Songauswahl bei einem Konzert wie diesem verkommt da fast zur Nebensache. Unfassbare 40 Jahre Motörhead werden gefeiert, 40 Jahre in treuen Diensten von Sex, Drugs und Rock’n’Roll. Das kann keine andere Band vorweisen. Nicht ohne Pause oder Entzug. Schon der Einstieg mit „Bomber“ repräsentiert diese englische Band, ja diese Musik wie nichts anderes. Während über der Band ein Flugzeug aus Stahlträgern schwebt, bellt Lemmy ins Mikrofon, feuert Phil Campbell schnelle, punkige Riffs ab, drischt Mikkey Dee sein Drumkit in Grund und Boden.

Ganz gleich, ob man diese Band seit den Siebzigern, Achtzigern, Neunzigern oder erst seit letzter Woche kennt: Nach jedem Song gehen tausende Fäuste in die Höhe, ertönt ohrenbetäubender Jubel. Vielleicht war es das letzte Mal, dass wir in unseren Breiten „Ace Of Spades“ oder „Overkill“ gehört haben. Doch selbst wenn, war diese Abschiedsgala ein Rock’n’Roll-Abriss der besten Sorte.