Mike Alessi ist einer der Stars in der Schleyerhalle. Foto: Baumann

Bei der 37. Auflage des Supercross werden in der Schleyerhalle die Amerikaner den Ton angeben – wie sooft. Das Traditionsrennen ist bei ihnen auf alle Fälle sehr beliebt.

Stuttgart - Seit 37 Jahren fahren sie in der Schleyerhalle Motocross. Die Veranstaltung ist fast so alt wie die Halle selbst, und ein Ende ist nicht in Sicht. Warum auch? Packende Duelle, spektakuläre Flugeinlagen, und hin und wieder steigen die Burschen auch von ihren Kisten ab. So lange es glimpflich abläuft, ist alles gut – die Show, sie stimmt. Und so ist am morgigen Samstag die Schleyerhalle schon wieder ausverkauft und dieser Freitagabend wird auch gut besucht sein – die 37. Auflage trägt sich also. Kurioserweise hat sich das Publikum, und die Motocross-Fangemeinde ist klein, aber treu, nie wirklich darum geschert, dass die deutschen Piloten in der Schleyerhalle so gut wie keine Rolle spielten. Wie lange liegt eigentlich der letzte Sieg zurück? Gute Frage.

Doch es gibt eine Antwort: Andreas Boller aus der beschaulichen hessischen Gemeinde Langgöns war es, dem im Jahr 2002 der letzte deutsche Gesamtsieg bei dem Spektakel auf dem Wasen gelungen war – lang lang ist’s her. Seither geben die Amerikaner den Ton an. Sie wurden und werden ab und an gestört von tapferen Siegern aus Frankreich. Der Kanadier Doug DeHaan war in den Jahren 2003 und 2004 der letzte Gewinner, der nicht aus den beiden Ländern stammte – das sorgte vor allem im Lager der Amerikaner für Irritationen. Ausgerechnet ein Kanadier – alles, nur nicht das!

Großer Zuspruch

Doch in diesem Jahr werden die US-Boys wohl wieder unter sich sein – das Publikum stört das kaum. „Natürlich heben deutsche Fahrer, die um den Sieg kämpfen, in der Halle den Stimmungspegel“, sagt Reimund Elbe vom Veranstalter ADAC – dennoch sei der Zuspruch auch in diesem Jahr ziemlich groß. „Für den Samstag gibt es nur noch ein paar Restkarten an den Kassen. Und am Freitagabend spüren wir ein deutliches Plus“, sagt Elbe und ist zufrieden.

Die Franzosen haben eine große Motocross-Tradition und viel mehr Trainingsstrecken in freier Natur als etwa die deutschen Fahrer. Die Amerikaner spielen ohnehin in ihrer eigenen Liga. Motocross, das über dem Teich in riesigen Stadien ausgetragen wird, ist ein Teil des American way of life. Die Piloten werden verehrt wie Stars, wobei man sich in Deutschland tatsächlich fragen muss, wer, außer den Insidern, etwa den Motocross-Piloten Andreas Boller eigentlich kennt.

Alles in Grund und Boden gefahren

Dass die Amerikaner so gerne nach Stuttgart kommen, hat einen einfachen Grund. „Wir machen das hier seit 37 Jahren. Das ist eine Traditionsveranstaltung im europäischen Motocross-Kalender, eine, die die Amerikaner auf dem Zettel haben“, sagt Elbe. Und so heißen die Favoriten in der Schleyerhalle Tyler Bowers, Matt Goerke und Mike Alessi. Die US-Boys könnten untereinander den Sieger ermitteln. „Alessi hat 2011 in der Schleyerhalle alles in Grund und Boden gefahren und in der US-Szene einen sehr guten Namen“, sagt Reimund Elbe, der aber auch den beiden anderen Amerikanern den Gesamtsieg durchaus zutraut. Die deutschen Hoffnung – zumindest auf einen Podestplatz – ruhen auf Dominique Thury. Der Name klingt französisch, doch der Mann aus dem Erzgebirge. In Stuttgart wartet er noch auf sein ganz großes Ding. Doch an den Amerikanern vorbeizukommen, dafür braucht es einen sehr guten Tag und sehr viel Glück. „Da muss wirklich alles stimmen“, sagt Reimund Elbe.

In der SX2-Klasse kämpfen am Freitag und am Samstag die besten internationalen Nachwuchsfahrer, die auf dem Sprung in die Königsklasse SX1 sind, um den Titel „Prinz von Stuttgart“. Das Fahrerfeld ist sehr ausgeglichen, glauben die Veranstalter. Zu den Top-Piloten mit guten Chancen auf den Nachwuchs-Titel zählen in dieser Kategorie allerdings keine Amerikaner, weil für die rasende US-Jugend die Reise nach Europa zu teuer ist. Das vergrößert die Chancen der anderen. Zwei Franzosen und zwei Briten gelten als Favoriten in der so genannten „kleinen Kategorie“. Doch auch auf einen deutschen Piloten ist man gespannt: Carl Ostermann heißt er, kommt aus Bonn und ist 16 Jahre alt. der nächste Boller? In ein paar Jahren wird es sich weisen.