Wer ein gutes Verhältnis mit seinen Kollegen pflegt, geht gerne arbeiten. Foto:  

Der Großteil der Beschäftigten zieht nette Kollegen und eine interessante Aufgabe dem üppigen Gehalt vor. Die Arbeit sollte laut einer Umfrage aber weder zu langweilig, noch zu stressig sein.

Stuttgart - Arbeitnehmern in Deutschland kommt es im Job in erster Linie auf ein gutes Miteinander an. Das Gehalt ist erst einmal zweitrangig. Für fast die Hälfte ist ein gutes Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten entscheidend, dass sie gerne zur Arbeit zu gehen. Das geht aus der repräsentativen Studie „Arbeitsmotivation 2019“ des Marktforschungsinstituts Toluna hervor, das 1004 Arbeitnehmer befragt hat. „Der menschliche Faktor ist in der Arbeitswelt nicht hoch genug zu bewerten“, sagt Frits Scholte, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. Der Personaldienstleister hat Toluna mit der Studie beauftragt.

Mitarbeiter wollen Anerkennung für ihre Arbeit

Flexible Arbeitszeiten, aber auch regelmäßige Anerkennung für die geleistete Arbeit wirken sich ebenfalls positiv auf die Motivation aus. 64 Prozent der Befragten gaben an, dass sie für ein gutes Arbeitsklima und eine interessante Tätigkeit auch auf Geld verzichten würden. 77 Prozent wollen keinen Job, der sie langweillt oder stresst – selbst wenn dieser außerordentlich gut bezahlt ist. Bei Bosch habe man die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeiter, die „das Leben der Menschen draußen verändern“, besonders motiviert seien, sagt Michael Kattau, Pressesprecher Personal und Soziales. Zwar suchen Beschäftigte in ihrem Job zunehmend Erfüllung, doch gleichzeitig wächst die Bedeutung der Work-Life-Balance. 55 Prozent der Befragten sagen, sie würden gerne nur vier Tage die Woche arbeiten und für dieses Plus an Freizeit finanzielle Einbußen hinnehmen.

„Motivieren muss sich letztlich jeder selbst“, sagt Christian Harms Geschäftsführer Mitarbeiter und Arbeitsdirektor von DM unserer Zeitung. Bei der Drogeriemarktkette will man den Beschäftigten möglichst viele Freiheiten einräumen. „Wir pflegen einen dialogische Ansatz und versuchen so viel Freiraum wie möglich zu schaffen“, sagt Harms. Zum Beispiel legen die Mitarbeiter die Arbeitszeiten gemeinsam fest, Steigerungen bei den Einkommen werden in Gruppen besprochen. „Solche Dinge helfen per se, das Miteinander zu verbessern“, sagt Harms.

Auch guter Kaffee hebt die Moral

Laut der Toluna-Studie wünschen sich 30 Prozent der Befragten ein gutes Verhältnis zu ihren Kollegen auch außerhalb des Jobs. Bei Trumpf in Ditzingen fördert man das Miteinander mit Betriebssportgruppen, derzeit baut das Unternehmen ein Fitnessstudio auf dem Firmengelände. Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr stellt seinen Beschäftigten rund eine halbe Million Euro für Gesundheits- und Sportangebote zur Verfügung. Bei Stihl gibt es neben den Sportangeboten Mitarbeiterfeste und eine jährliche Skiausfahrt. Auch flexible Arbeitszeiten und ein gutes Weiterbildungsangebot seien für die Mitarbeiterzufriedenheit entscheidend, so Mathias Christen, Pressesprecher bei Dürr. Selbst zu bestimmen, wann und wo man arbeitet, sei „vielleicht etwas kleines, aber nicht zu unterschätzen“, sagt auch Michael Kattau von Bosch. Beim Automobilzulieferer können die Mitarbeiter das schon seit einigen Jahren selbst entscheiden.

Manchmal sind es aber auch schon die kleinen Dinge, die den Arbeitsalltag schöner machen. Stehen Pflanzen im Büro, steigert das bei einem Fünftel der Arbeitnehmer die Motivation. Wenn sich Beschäftigte ihren Schreibtisch selbst einrichten dürfen (16 Prozent), wenn viel im Team gearbeitet wird (24 Prozent) oder wenn der Kaffe gut ist (26 Prozent), hebt das die Arbeitsmoral laut der Studie ebenfalls.