Im umkämpften irakischen Mossul sind möglicherweise fünf deutsche Anhängerinnen des Islamischen Staates festgenommen worden. Foto: AP

Möglicherweise sind im irakischen Mossul fünf deutsche Anhängerinnen des sogenannten Islamisches Staates festgenommen worden. Die Behörden in Deutschland prüfen derzeit entsprechende Berichte.

Berlin - Die Behörden in Deutschland prüfen Berichte, wonach im irakischen Mossul fünf deutsche Anhängerinnen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen wurden. Darunter könnte sich eine 16-Jährige aus Sachsen befinden, gegen die bei der Dresdner Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren läuft. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Dienstag, zu den angeblich in Mossul inhaftierten Frauen mit deutschem Pass lägen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. Das Ministerium stehe mit den irakischen Behörden in Kontakt und sei bemüht, rasch substanzielle Auskünfte zu den Personen zu erhalten. „Wenn es sich tatsächlich um deutsche Staatsangehörige handeln sollte, so wird ihnen konsularischer Beistand angeboten werden.“

Der Dresdner Oberstaatsanwalt Lorenz Haase sagte Reuters, es gebe Hinweise, dass es sich bei einem aufgegriffenen Mädchen um Linda W. aus Pulsnitz bei Dresden handele. Gegen die 16-Jährige läuft ein Verfahren wegen des Verdachts der Aufnahme von Beziehungen zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. W. sei vor etwa einem Jahr in die Türkei ausgereist, wohl mit dem Ziel, nach Syrien oder in den Irak zu gehen, sagte Haase. Ihre Spur habe sich aber verloren, das Verfahren sei wegen unbekannten Aufenthalts eingestellt worden. Nun gebe es neue Erkenntnisse, die das Mädchen betreffen sollten. Weitere Details nannte er nicht.

Knapp 1000 Islamisten aus Deutschland ausgereist

Die „Welt“ hatte unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, fünf deutsche Frauen seien bei einer Militäroperation der irakischen Streitkräfte festgenommen worden. Offenbar gehörten sie zu mehreren anderen aufgegriffenen Frauen, die sich dem IS angeschlossen haben sollen. Außer aus Deutschland stammten sie aus Russland, der Türkei, Kanada, dem Kaukasus, Libyen und Syrien. Sie hätten sich offenbar in einem Tunnelsystem in der Altstadt von Mossul versteckt gehabt. Auch Waffen und Sprengstoffgürtel sollen gefunden worden sein.

Weiter schreibt die „Welt“, Linda W. sei kurz vor ihrem Verschwinden im Sommer 2016 zum Islam konvertiert und habe über Internet-Chats mit IS-Anhängern in Kontakt gestanden. Sie sei in die Türkei und dann zunächst nach Syrien gereist.

Ein lokaler Regierungsvertreter im Irak konnte nicht bestätigen, dass es sich bei dem in Mossul aufgegriffenen Mädchen um eine Deutsche handele. Es sei wegen Verbrennungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Der Beamte erwartet nach eigenen Worten, dass die Frau an Diplomaten ihres Landes übergeben und nicht im Irak festgehalten werde.

Nach Angaben des Verfassungsschutzes sind in den vergangenen Jahren rund 930 Islamisten aus Deutschland in den Irak und nach Syrien gereist, um sich dem Dschihad anzuschließen. 20 Prozent davon seien Frauen, fünf Prozent von ihnen seien Minderjährige. Etwa ein Drittel der ausgereisten Dschihadisten soll wieder zurückgekehrt sein, rund 150 gelten inzwischen als tot.