Der Abriss des alten Moschee-Gebäudes ist in vollem Gange. Links daneben steht die neue Moschee schon. Foto: Werner Kuhnle

Die Türkisch Islamische Gemeinde Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) hat mit der neuen Ayasofya Moschee ein Schmuckstück gebaut, aber Parkplätze fehlen noch. Das soll sich ändern, deshalb wird nun das Nachbargebäude abgerissen. Was außerdem geplant ist.

Nicht brachial, eher behutsam geht der Bagger dieser Tage mit dem Gebäude der alten Moschee an der Sigelstraße in Kornwestheim um. Das Haus wird derzeit abgerissen, die Gläubigen nutzen längst das neue Nachbargebäude. Behutsam geht der Bagger aus zwei Gründen vor. Die neue fünf Millionen Euro teure Ayasofya Moschee steht direkt nebenan und soll nicht beschädigt werden. „Beim Abbruch von Wänden, die direkt angrenzen, hat die Baufirma extra einen Vorhang angebracht zum Schutz“, berichtet Muhsin Acar vom Vorstand der Türkisch Islamischen Gemeinde.

 

Der andere Grund für das behutsame Vorgehen – soweit das mit so schwerem Gerät überhaupt möglich ist – ist die Verwertung. Gleich mehrere Abfallcontainer stehen auf dem Gelände der ehemaligen Moschee. Die Wertstoffe werden vor Ort schon getrennt. Der Vorstand der Gemeinde kann den Abriss der alten Moschee täglich live verfolgen. Große Trauer ist dabei nicht zu erkennen. Zu repräsentativ und modern ist der neue Bau und zu zweckmäßig und industriell das alte Haus.

Der Abriss ist wichtig, weil ohne ihn wohl der Neubau gar nicht erst möglich gewesen wäre. Um eine neue Moschee zu bauen, musste die Gemeinde nämlich ausreichend Parkplätze schaffen. Das war beim alten Gebäude nicht so. Die Folge waren zu Stoßzeiten an Freitagen während des Mittagsgebets viel Parksuchverkehr und phasenweise ein Parkchaos.

Blick in die neue Moschee. Foto: Simon Granville

Die Problematik ist die Gemeinde aber schon vor einiger Zeit angegangen und hat nun auch eine gangbare Zwischenlösung gefunden, bis die alte Moschee abgerissen und dort ein Parkplatz errichtet werden kann. „Wir haben eine Security-Firma beauftragt, die den Parksuchverkehr lenkt und auch einen Shuttleservice installiert“, sagt Acar. Von einem etwas entfernten Parkplatz aus fährt ein Bus die Gläubigen zur Moschee. Nachdem zu Beginn des Angebots vor einigen Wochen nur wenige den Bus nutzten, sei es inzwischen etabliert. Zusätzlich hat die Gemeinde ein zweites Mittagsgebet am Freitag eingeführt, um ebenfalls für weniger Andrang zu sorgen.

„Es ist uns sehr daran gelegen, ein gutes Auskommen mit unseren Nachbarn zu haben, deshalb nehmen wir das Problem sehr ernst und sind froh, wenn wir unseren Parkplatz haben“, sagt Acar. Auch wenn die Moschee das Schmuckstück ist, soll diese erst durch den angrenzenden Parkplatz so richtig zur Geltung kommen. Erst dann wird nämlich der Haupteingang nutzbar sein. Die Pläne für den Parkplatz sind schon sehr konkret. So soll es neben den mehr als 74 Parkplätzen – davon 46 unter Carports mit PV-Anlagen – auch fast 50 Radstellplätze und vier E-Auto-Ladeplätze geben. Der Parkplatz soll aber auch Grünflächen und insgesamt 19 Bäume bekommen.

Ziel sei es, die Moschee und ihre Umgebung deutlich vom industriellen Umfeld abzugrenzen. Dazu gehört auch ein Spielplatz für Kinder. Die Gemeinde rechnet mit Kosten in Höhe von 500 000 Euro. Die Kosten sollen wie beim Moscheebau komplett selbst gestemmt werden. Die Spendenbereitschaft der Mitglieder habe das Projekt überhaupt erst ermöglicht, ist man sich im Vorstand einig.

Läuft mit Ausschreibung und weiterer Umsetzung alles wie erhofft, will die Gemeinde im Sommer mit einem großen Fest für alle das neugestaltete Gelände feiern. Im übrigen zeigt die Gemeinde großes Interesse an einem brachliegenden Grundstück gegenüber der Moschee, das einer Tochter der Deutschen Bahn gehört. „Dort könnten wir weitere Parkplätze anlegen zur Abmilderung des Parkdrucks“, sagt Acar.