Die Stadt Leinfelden-Echterdingen kommentiert die aktuelle Situation nicht mehr. Doch jetzt äußert sich der Oberaicher Pfarrer zum Moscheen-Streit im Kreis Esslingen.
Die Situation um die neu gebaute, aber nicht fertiggestellte Moschee in Oberaichen beschäftigt viele Menschen. Einer von ihnen ist auch Thomas Epperlein. Epperlein ist seit vier Jahren Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Leinfelden im Seelsorgebezirk Oberaichen, wo die Moschee steht.
„Die deutliche Mehrheit der Menschen hier nehme ich als offen und tolerant gegenüber unterschiedlichen Weltanschauungen wahr“, sagt er. „Was ich jedoch oft gehört habe, ist die Verwunderung darüber, dass sich die Entscheidungen zum Bau einer Moschee auf juristischer und kommunaler Ebene so lange hinziehen.“ Er sehe das als Zeichen dafür, dass die Entscheidungsprozesse „zwar langsam, aber sehr differenziert und gründlich“ abliefen.
„Die Menschen muslimischen Glaubens sind ein Teil unserer Lebenswelt und sollen auf jeden Fall ihr verfassungsgemäßes Recht auf freie Religionsausübung haben“, sagt Epperlein, betont aber: „Das ist aber kein Freibrief für Gemeinschaften, deren Vertreter den kommunalen Entscheidungen die kalte Schulter zeigen. So plant keine muslimische Gemeinschaft, die dem gesellschaftlichen Diskurs offen gegenübersteht.“ Mit anderen muslimischen Menschen, beispielsweise vom Verein LE Kultur-Point, habe er durchaus andere Erfahrungen gemacht. „Hier gibt es deutlich mehr Bereitschaft zum gegenseitigen Verstehen.“
Stadt im Kreis Esslingen verweist auf früheres Statement
Der Pfarrer sagt: „Das Gebetshaus in Oberaichen war nie in Betrieb. Dass der beschlossene Abriss jetzt zum Politikum hochstilisiert wird, verfolge ich mit zunehmender Sorge. Es ist für mich ein Zeichen, dass eine unterschwellige Angst mitspielt, die für mich nicht zusammengeht mit dem Anspruch von Kultur, Bildung und Integration.“
Zwar haben sich mittlerweile schon viele Stimmen aus der Stadtgesellschaft zu Wort gemeldet – anders jedoch die Stadt Leinfelden-Echterdingen. Zum Statement des Dachverbands VIKZ (Verband der Islamischen Kulturzentren), man werde den Abriss nicht umsetzen können oder wollen, möchte man in L.-E. nichts sagen, da bisher „keine rechtsverbindliche Aussage des VKBI“ vorliege, lediglich Presseberichte. Darum könne man sich nicht dazu äußern, so ein Sprecher.
VKBI steht für Verein für Kultur-Bildung & Integration e.V. Der VIKZ ist der Dachverband, zu dem der VKBI gehört.
Auf weitere Nachfragen erfolgt lediglich der Verweis auf das ausführliche Statement der Stadt zur Gemeinderatssitzung, in der über den Abriss entschieden wurde. Dieses ist auf der Internetseite der Kommune zu finden. Dort wird unter anderem Oberbürgermeister Otto Ruppaner zitiert mit den Worten: „Das Vertrauen ist aufgebraucht.“